Kapitel 58: Freier Fall

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»Oh. Mein. Gott«, hauche ich, als wir an der Schlange zum Club anstehen, und kann meinen Mund vor Schock kaum schließen, »Das hast du nicht getan. Jetzt echt?«

Natürlich piekst mir Ben verlegen in die Seite. »Nee, weißt du, wir verarschen dich nur. Warum sollten wir euch das sonst erzählen?« Oh fuck. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Ben endlich den Schritt gegangen ist, Nadine zu bitten, bei ihm einzuziehen. Scheinbar hat Nora auch schon ihr Einverständnis dazu abgegeben. Und selbstverständlich hat Nadine Ja gesagt. Etwas anderes habe ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet.

»Ich weiß nicht. Ich ... ich bin einfach nur etwas ... baff.«

»Wir sind seit zwei Jahren zusammen, Thea«, sagt Ben stirnrunzelnd, als würde das plötzlich alles erklären, »Es wäre früher oder später sowieso dazu gekommen.« Das lässt es sich aber nicht weniger surreal anfühlen.

»Außerdem lebt ihr beiden schon praktisch zusammen, obwohl ihr kaum eine Woche zusammen gewesen seid«, kontert Nadine, aber kann ein Lächeln nicht zurückhalten, »Aber ich freue mich schon so sehr darauf! Es wird großartig.« Ich kann Nadine bereits vor meinem inneren Auge sehen, wie sie, sobald sie heimkommt, all ihre Sachen packen und zu Ben ziehen wird. Sie wird keine Zeit verschwenden wollen und so, wie Ben seine Freundin anschaut, würde ich alles darauf verwetten, dass er bei sich zuhause bereits alles vorbereitet hat, damit Nadine das möglichst schnell können wird.

»Glaub' ich auch«, meint Ruby und lächelt Ben schief zu, »Ihr werdet nur Nora vielleicht in den Wahnsinn treiben.« Nicht nur vielleicht.



»Alles Gute zum Geburtstag«, hauche ich Ruby ins Ohr, sobald meine Uhr zwölf zeigt, und drücke ihr einen kurzen Kuss auf den Mund. Ben und Nadine gratulieren ihr ebenfalls.

»Nimm's mir nicht übel, aber ich muss das einfach fragen«, sagt Ben grinsend, »Wie fühlt es sich an, jetzt achtzehn zu sein?«

Ruby hakt sich bei mir ein und ich kann nicht verhindern, dass meine Mundwinkel nach oben schießen. Selbst wenn wir bereits mehr als einen Monat zusammen sind, habe ich mich noch nicht an das beschissen gute Gefühl gewöhnt, wenn Ruby wie selbstverständlich meine Hand oder meinen Arm ergreift. Das fühlt sich noch surrealer an als die Tatsache mit dem Einziehen.

»Ich spüre schon, wie das gesamte Wissen einer Erwachsenen in mich hineinströmt«, scherzt Ruby augenrollend. Kaum eine Minute später ruft Zoe sie an und Ruby verschwindet kurz, um die Geburtstagsglückwünsche ihrer Familie entgegenzunehmen.

Sobald wir in den Club reinkommen, kann ich die drei Jungs schon auf der Tanzfläche ausfindig machen. Während Nadine bereits zu ihnen auf die Tanzfläche geht, weil sie nichts trinken möchte, machen Ben, Ruby und ich noch einen Abstecher zur Bar. Ruby leert ihren Drink in einem Zug aus und verschwindet zu den anderen. Sobald ich sehe, wie sie zu tanzen beginnt, beiße ich mir auf die Unterlippe und vergesse zu atmen.

Fuck, fuck, fuck, fuck.

»Sie ist heiß, oder?«, fragt mich Ben und ich bin nur in der Lage, zu nicken. Bis seine Worte zu mir durchdringen.

»Nenn sie nicht so«, zische ich ihn an und werfe ihm einen mürrischen Blick zu.

Sofort hebt er abwehrend seine Hände in die Höhe. »Chill. Sie gehört ganz dir. Bist du gerade ernsthaft wütend auf mich?« Er wirft mir einen besorgten Blick zu. »Falls ja, tut's mir leid. Das war nicht meine Absicht.«

Daraufhin seufze ich. Ich weiß, dass es nicht seine Schuld ist – dass er es nicht so meinte. Ben macht nun dumme Witze. Das ist es gar nicht, was mich stört. »Sorry. Ich weiß das. Es ist nur...«

»Rebecca?«, fragt er wissend und leert ebenfalls seinen Drink. Ich nicke zerknirscht. »Nicht, dass ich es nicht verstehen würde, aber du musst was dagegen tun. Für dich selbst. Es wird dich auf Dauer fertigmachen.«

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