Kapitel 61: Unnahbar

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   [Thea:]

Ruby hat sich über die Torte gefreut, die ich ihr nach Zoes Wiederauftauchen geschenkt habe. Zoe hat sich geweigert, mit Marta und Michael zu reden – noch mehr mit ihrer Mutter –, aber mit uns hat sie es. Allen voran hat sie mit Ben, Ruby und Nora geredet. Sehr viel geredet. Man hat Ruby förmlich angemerkt, wie sie deutlich erleichterter aus dem Gespräch herausgegangen ist – wie sehr es ihr gut getan hat. Sie hat mir nicht viel davon erzählt, aber das ist okay. Es ist eine Sache, die nur sie und ihre Cousine betrifft. Ich verstehe das. Was ich aber weiß, ist, dass sich die miese Stimmung zwischen Nora und Zoe und zwischen Ruby und Zoe gelegt hat.

Zoe hat die Vorlesungen an beiden Tagen geschwänzt und hat von Montag auf Dienstag bei Nora übernachtet. Dementsprechend hat sie meine Torte ebenfalls kosten können, weil ich sie am Montag und Dienstag gebacken und dekoriert habe. Ruby ist die Kinnlade runtergefallen, als sie schläfrig die Augen aufgeschlagen und die Torte gesehen hat. Weil sie Magnus und Alec aus Shadow Hunters abgöttisch liebt, habe ich mir die – zugegeben sehr harte – Aufgabe vorgenommen, sie mit Fondue nachzubilden. Ehrlich gesagt ist mir das nur mäßig gut gelungen, aber Ruby hat es trotzdem geliebt. Vor allem weil es eine Erdbeerschokoladentorte gewesen ist. Bei jedem Bissen hat sie so viel gestöhnt und mit den Augen gerollt, dass ich kurz befürchtet habe, dass sie gleich einen Orgasmus kriegen würde. Natürlich hat Zoe genau das ausgesprochen, was ich gedacht habe, und Ruby hat ihr daraufhin augenrollend und mit geröteten Wangen ein Stück von ihrer Torte geklaut, woraufhin Zoe laut geschmollt und Nora sie zu trösten versucht hat. Oder was auch immer. Ich kann nicht ganz einschätzen, was bei ihnen abgeht. Bis Nora die Bombe schließlich platzen gelassen hat.

»Heilige Scheiße«, sage ich bloß und mir fällt die Kinnlade runter. In Rubys geweiteten Augen erkenne ich, dass diese Verkündung sie ebenso unerwartet trifft.

»H-herzlichen Glückwünsch. Denke ich«, stammelt sie.

»Oh mein Gott«, meint Nadine und schlägt die Hände vors Gesicht, »Das ist doch eine riesengroße Sache, Nora! Du bist verlobt!« Und ob. Es ist eine wahnsinnig große. Sobald ich Noras verlegenes Lächeln sehe, muss ich jedoch schmunzeln. Ich freue mich ehrlich für sie. Nach alledem hat sie das wirklich verdient.

»Naja«, wirft Zoe ein und legt die Kuchengabel hin, »Es war noch kein richtiger. Sie hat noch keinen Ring. Aber ja.« Aber ja am Arsch. Ich muss allerdings ehrlich gestehen, dass ich nicht erwartet hätte, dass Zoe es gerade jetzt tun würde. So früh.

»Oh mein kleines Schwesterchen«, Ben legt seinen Arm um Nora und zum ersten Mal schlägt sie diesen nicht direkt weg, »Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du vor mir heiraten wirst.«

»Es steht noch gar nichts fest«, murmelt Nora leise vor sich hin, aber ihr Lächeln verrät sie. Ungeachtet dessen, was genau nun wegen der Hochzeit steht, hat der Antrag allein ihr gereicht, um sich wie die glücklichste Frau auf Erden fühlen zu lassen. Sie ignoriert sogar, dass Ben sie ›kleines Schwesterchen‹ genannt hat. Oder sie hat es erst gar nicht registriert, weil sie zu sehr damit beschäftigt ist, Zoes Antrag immer und immer wieder im Kopf durchzugehen.

»Wie war er gewesen?«, frage ich, lehne mich über den Tisch, um Nora näher zu sein, und wackele vielsagend mit meinen Augenbrauen, »Also der Antrag.«

Noras Mundwinkel zucken minimal nach oben. »Schnulzig.« Auf der Stelle rollt Zoe mit den Augen.

»Fuck«, murmelt Ben mit weit aufgerissenen Augen, »Echt jetzt? Was hat sie gesagt? Ich will alles wissen! Zoe ist nie schnulzig«, auch er lehnt sich jetzt nach vorne und vor Aufregung schießen seine Mundwinkel nach oben, »Oh mein Gott, das ist so legendär.« Sowohl Nora als auch ich rollen mit den Augen, aber meine beste Freundin packt trotzdem aus, während sich Zoes Ohren sichtlich rot färben.



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