»Also«, beginnt sie nach einer längeren Stille, die allerdings nicht unangenehm gewesen ist, »Wie hast du deine Ex überhaupt kennengelernt?« Sie schlägt auf der Bank elegant die Beine übereinander, als hätte sie das perfekt einstudiert und verinnerlicht.
Oh Gott. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen und trotzdem kam diese Frage unerwartet. Ein kleiner naiver Teil in mir hat gehofft, Rebecca würde einfach niemals ein Thema zwischen uns werden. Allerdings merke ich gerade, wie erstaunlich wenig es mir ausmachen würde, ihr von diesem Fehler in meinem Leben zu erzählen.
»Über eine Freundin auf einer Geburtstagsfeier. Sie hat uns einander vorgestellt und ist dann einfach verschwunden«, ich muss über diese Erinnerung grinsen – nicht, weil sie so gut ist, sondern weil die Situation einfach lustig gewesen ist –, »Sie hat uns beide einfach allein gelassen und ist davon ausgegangen, dass wir schon miteinander klarkommen würde. Tatsächlich taten wir das auch. Besser, als wir alle anfangs erwartet hätten.« Zwischen uns beiden hatte es einfach ziemlich schnell gefunkt. Kaum zwei Wochen später waren wir bereits zusammen.
»Was hast du am meisten an ihr geliebt?«, hakt sie weiter nach und ich begegne ihren neugierig funkelnden, blaugrauen Augen, als ich sie überrascht anblicke. Sie scheint sich ganz schön für meine vergangene Beziehung zu interessieren.
Und ich versuche mein Bestes, nicht zu viel hineinzuinterpretieren.
Ich überlege kurz, bevor ich antworte. »Vermutlich der Blick in ihren Augen, wenn ich in ihm lesen konnte, wie sehr sie mich wollte und wie sehr sie mich liebte. Dieser Glanz ist irgendwann verschwunden und ich Idiot habe es einfach ignoriert – wollte mich, so naiv wie ich gewesen bin, verzweifelt an dem Grashalm festhalten, dass sie mich noch nicht verlassen hatte und ihr vielleicht immer noch etwas an uns lag. Hatte es aber vermutlich nie«, gestehe ich ehrlich. Ich sage ihr all das, was ich Nora niemals sagen würde, weil es ihr nur beweisen würde, wie viele Alarmglocken bereits vor Monaten hätten läuten müssen.
Ich liebe sie nicht mehr, aber ich habe es. Ohne Zweifel. Hat sie das aber jemals? Hat sie nur jemals wirklich etwas für mich empfunden oder ist es für sie von Anfang an nur körperlich gewesen? Oder der lustige Gedanke, dass ihr jemand bedingungslos hinterherrennen würde, wie ich es letztlich auch getan habe?
»Ich glaube, jeder hätte es in diesem Moment ignoriert. Manchmal macht Liebe gar nicht blind, sondern wir übergehen die Warnzeichen einfach nur, weil wir das, was wir haben, noch nicht aufgeben oder verlieren wollen, bis man es irgendwann einsehen muss«, erwidert sie und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht, die ihr durch den sanften Wind nach vorne gefallen ist. Als ich bemerke, dass ich sie beobachte, wende ich den Blick ab und lehne mich nach vorne, um mich mit meinen Armen auf meinen Oberschenkeln abstützen zu können.
»Hast recht, aber genug von mir. Wie war's bei dir? Wie hast du deinen Freund kennengelernt?«, gebe ich die Frage zurück. Dabei weiß ich nicht, ob ich das überhaupt wissen möchte. Ich kann ihn wirklich nicht leiden und irgendwas in mir sträubt sich wirklich dagegen, mehr über ihn und sie zu erfahren.
Über sie? Ja. Über ihn? Zur Hölle, nein.
»In einer Kneipe und er geht in meine Stufe, aber wir haben vorher noch nie ein Wort miteinander gewechselt. Wir haben auch jetzt keine Fächer zusammen. Er hatte mich damals angesprochen und ich habe seine Flirtversuche zugelassen«, antwortet sie und muss lachen. Ich tue es ihr gleich, weil wir vermutlich gerade an das Gleiche denken.
»Irgendwie wundert mich das überhaupt nicht, dass du ihn dort kennengelernt hast, aber ernsthaft? Waren seine Flirtversuche etwa so gut gewesen?« Ich habe jeden im Club nur zurückgewiesen. Meistens sind es ohnehin Männer gewesen, aber selbst wenn nicht, manche Anmachsprüche sind vielleicht lustig, aber auf gar keinen Fall anziehend gewesen.
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Unbreakable
RomanceDu kannst mich schlagen, mich aber niemals brechen. Selbst wenn du mit erhobener Faust vor mir stehst, werde ich nicht mehr zurückweichen. Du wirst mich nicht klein kriegen, egal, wie sehr du es auch versuchen magst. Kein Schmerz der Welt wird mich...