Kapitel 53: Auf die guten, alten Zeiten

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   Ich: Hey

Elena: Hey

Ich: Oh

Elena: ?

Elena: Hat es dir etwa die Sprache verschlagen?

Ich: Ehrlich gesagt schon...

Ich: Ich habs gehofft, aber hatte nicht wirklich eine Antwort erwartet

Ich: Es geht um Josys Party dieses Wochenende. Sie hat mich eingeladen und ich weiß nicht, wie viel sie weiß, aber ich schätze, dass sie mich nur wegen dir eingeladen hat. Ich wollte dir die Entscheidung überlassen, ob ich kommen soll oder nicht

Elena: Willst du denn dort sein?

Ich: Nicht, wenn dus nicht willst. Sie ist deine Freundin, nicht meine. Ich will dir den Abend nicht vermiesen

Elena: Hör zu. Danke, dass du dabei an mich denkst. Das schätze ich sehr. Aber es ist okay. Wir können uns sowieso nicht ewig aus dem Weg gehen

Und das beruhigt mich, wie es mich gleichermaßen beängstigt.

Elena: Ich gehe nächste Woche wieder arbeiten



»Ihr wirkt total versteift«, meint Josy und drückt sowohl mir als auch Elena einen Becher voll mit Bier in die Hand, »Vielleicht hilft Alkohol. Nüchtern könnte ich diese Party auch nicht ertragen. Habt Spaß!« Anschließend verschwindet sie mit Rosi in der Menge – vermutlich um die ersten Jungs abzuchecken. Wofür sonst schmeißt sie diese Party? Ich bekomme nicht viel von ihnen mit, aber wann immer ich es tue, höre ich nur von irgendwelchen Typen. Nicht, dass es was Schlechtes wäre. In den letzten drei Jahren habe ich auch mit vielen Leuten geschlafen. Es macht die Situation mit Elena neben mir nur so richtig unangenehm. Als hätte es nicht schon gereicht, dass wir gleichzeitig angekommen sind, werden wir auch noch allein gelassen. Was ist schlimmer? Sich jetzt einfach von ihr abzuwenden oder sich auf das harte Gespräch einzulassen?

Das Problem ist, dass ich sie nicht verletzen möchte. Ersteres kann ich zumindest nicht tun. Nicht, wenn ich nicht ein komplettes Arschloch sein will. Aber sie kann. Wenn sie es will. Ich will nicht sagen, dass es nicht weh tun würde, aber es wäre ... verständlich.

»Also...«, beginnt Elena allerdings und verlagert ihr Gewicht ständig vom einen Fuß auf den anderen. Sie beendet ihren Satz nicht und statt mir ins Gesicht zu schauen, lässt sie ihren Blick vage durch den Eingangsbereich wandern.

»Ich, ähm«, ich fasse mir peinlich berührt an den Nacken, »will nicht, dass es komisch zwischen uns ist, also ... sollen wir uns einfach umarmen? Zur Begrüßung?« Ganz abgesehen davon, dass genau das es richtig komisch zwischen uns macht. Ich bin nur absolut zu unfähig, um klar zu denken. Um zu wissen, wie ich mich vor Elena verhalten soll, ohne sie zu verschrecken. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es würde mir nichts ausmachen, sie zu verlieren. Das würde es. Ohne es gemerkt zu haben, ist sie zu einem festen Bestandteil in meinem Leben geworden.

Und sie nickt. Gottverdammte scheiße sie nickt. Bewegt ihren Kopf vertikal. Ich kann mir ein breites Grinsen gerade so verkneifen. Ich weiß, dass es gar nichts zu bedeuten haben muss. Dass sie es auch einfach nur der Höflichkeit wegen getan haben könnte, aber unabhängig davon fühlt es sich einfach wie ein Gewinn an.

Ich ziehe Elena in eine leichte Umarmung – aus Angst, ihr nach allem, was zwischen uns passiert ist, zu nahe zu treten. Es kommt mir sogar der Gedanke, dass es eventuell unangebracht sein könnte, sie hier anzutreffen – dass sie mich vielleicht gar nicht erst sehen möchte. Vielleicht ist ihre Nachricht auch aus Höflichkeit gewesen.

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