Ich schlafe schlecht, komme nur schwer aus dem Bett, kann mich bei der Arbeit kaum konzentrieren. Mir spuken ununterbrochen Namjoon und Jeongguk durch den Kopf. Der gemeinsame Feierabend mit So-Ra ist also praktisch meine Erlösung. In der Mittagspause hab ich ihr ein bisschen erzählt, was in mir und in der Villa grade alles abgeht. Jetzt steuern wir wochenendmüde auf die S-Bahn-Station zu.
"Soll ich heute mal wieder mitkommen? Ich muss ja gar nicht viel machen. Aber ich könnte DIR ein bisschen den Rücken stärken."
Ich überlege einen Moment. Es erfüllt mich mit Wärme und Freude, So-Ra an meiner Seite zu wissen.
"Wenn es dir nichts ausmacht? Ich glaube, heute könnte ich dich gut brauchen."
"Gerne! Komm ich gleich mit zu dir? Oder holst du mich zu Hause ab?"
"Ich hol dich. Bis nachher!"
Wir trennen uns in der Tiefebene und streben zu unseren jeweiligen U-Bahnen. Ich bin erleichtert, dass ich da gleich nicht alleine hin muss.Eine Stunde später bin ich geduscht, in bequeme Klamotten gestiegen und eigentlich ausgeruht. Aber meine Nerven liegen trotzdem blank. Ich weiß nicht mal warum. Eine ungute Vorahnung kribbelt mir von der Kopfhaut bis zu den Zehen und macht mich schier wahnsinnig. Um so erleichterter bin ich, als kurz darauf So-Ra neben mir auf den Beifahrersitz rutscht. Sie scheint mal wieder zu spüren, wie es mir geht. Nach einem fröhlichen "Hallo!" und einem Blick in mein Gesicht schmeißt sie ihr Handy an und schmettert völlig schmerzbefreit alles mit, was in ihrer Playlist grade so aufploppt. Entsprechend runtergeholt und fröhlich fahre ich von der Autobahn und den Berg hoch zur Villa.
Ein paar hundert Meter vorher kommen uns ein käseweißer Jeongguk und ein fürsorglicher Hoseok Hand in Hand entgegen.
"Ui! Kuck mal, Guk ist auf dem Weg, um seinen Bruder vom Bus abzuholen. Es geht ihm offensichtlich nicht gut damit, aber der Bruder ist wichtiger. Das freut mich so für ihn."
"Besonders glücklich sieht er ja nicht aus. Aber hinterher kann er stolz auf sich sein."
Ich halte neben den beiden an und mache das Beifahrerfenster auf.
"Hallo, ihr zwei. Na? Gehts los? Ich bin echt stolz auf dich, Guk, dass du das heute schon schaffst."Guks Stimme klingt gepresst und kratzig. Sein Blick ist starr zu Boden gerichtet.
"Hm. Is schwer. Wollte schon kneifen. Aber dann is Namjoon aufgetaucht. Da is mir die Straße lieber."
Er steht offensichtlich total unter Strom und zerquetscht Hobi fast die Hand, was der aber geduldig erträgt.
"Du schaffst das! Du bist schon so weit gekommen."
Wir winken noch mal und fahren weiter den Berg hoch.Ich stelle das Auto bei den Müllcontainern ab und schleppe So-Ra mit ins Baubüro. Da die Handwerksmeister aber noch auf der Baustelle sind, spazieren wir hoch zur Villa. Hier wird schon überall aufgeräumt, bald ist Feierabend. Wir setzen uns hinter der Villa im Park in den Schatten, damit wir nicht im Weg stehen, und warten ab. Dabei kann ich So-Ra das ein oder andere am Haus und im Gelände zeigen, was sich seit ihrem letzten Besuch verändert hat.
Der Park sieht hier hinten allerdings nach wie vor echt wild aus.
"Wir haben beschlossen, dass wir mit dem vorderen Garten in diesem Jahr zumindest noch anfangen wollen. Aber hier hinten - der Spielplatz, der Pavillon, der Teich, die Wiesen und Wege, der Beschnitt der Obstbäume - das kommt dann im nächsten Jahr."
"Das muss ja auch nicht auf Biegen und Brechen sofort sein. Solange du nicht weißt, wofür das ganze, wäre es Quatsch, einfach irgendwas zu machen."Nach einer Weile wird es still auf der Baustelle, und Tae gesellt sich zu uns.
"Na, kein Drang unter die Dusche?"
"Nö. Blöd. Aber da ist Namjoon, und ich hab immer noch keinen Bock auf sein Gemecker."
"Dann warte einfach die Besprechung ab, und wir gehen hinterher zusammen runter."Die Handwerker verabschieden ihre letzten Mitarbeiter am Portal und kommen zu uns hinter die Villa. Wir machen eine Hausbegehung, bekommen die Fortschritte erklärt, ich kann ein paar Fragen stellen und ein paar Wünsche äußern. Dann starten die Männer ins Wochenende, und wir drei laufen zum Pförtnerhaus.
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...