Ich träume seltsame Fetzen zusammen in dieser Nacht. Die Wechsel sind so schnell, dass ich nicht mal Gesichter erkennen kann. So glücklich dieser Moment mit Namjoon am Telefon war - so durcheinander bin ich jetzt auch.
Mitten in der Nacht weckt mit dann So-Ra. Sie knipst einfach das Licht an, setzt sich neben mir im Bett auf und starrt mich wach. Nur langsam gewöhnen sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit, bis ich mich schließlich auch hinsetze und zurückstarre.
"Hm? Is was?"
"Jupp. Ziemlich viel sogar. Du spielst hier grade Turbine vor lauter innerer Unruhe. Und wenn ich eh nicht zum Schlafen komme, können wir auch gleich unsere Uhren wieder zurückdrehen auf Koreazeit. Was. Ist. Los?"
"Hm?"
Nicht sehr intelligent - ich weiß. Aber was will sie???So-Ra seufzt.
"Wegen irgendwas bist du total aufgewühlt. Also erzähl mir einfach von eurem Telefonat, damit ich dir beim Sortieren helfen kann. Denn das wird es wohl sein. Oder?"
Ich atme ein paarmal tief durch, strubbele mir tüchtig den Kopf, um die Müdigkeit zu vertreiben - und versuche zu verstehen, wovon meine Besti da eigentlich redet.
Turbine, Unruhe, Telefonat, sortieren. - Hä? ... Okay, langsam. Ich habe wohl sehr unruhig geschlafen und sie damit geweckt. Aber ... Telefonat? Mit w... - aaaaah! Ich habe vorm Schlafen mit Joonie telefoniert, nachdem ich ihm ein paar Stunden vorher ... und So-Ra mir auf den Zahn gefühlt hat und ... oh.
Ich werde wahrscheinlich grade dunkelrot und frage mich, ob ich das alles vielleicht auch nur geträumt habe.
Gott, wie peinlich! Wo ist mein Mauseloch???"Aha! I nailed it, right?"
"Vielleicht? Keine Ahnung! Gib mir einen Moment."
Wie war der genaue Wortlaut?'Möchtest du mit mir aus diesen drei kleinen Häusern unser gemeinsames Zuhause bauen?'
'Nelli, du solltest für mich antworten.'
'Was denn?'
'Ich schlage vor, du schaust mir in mein unrasiertes, glücklich strahlendes Gesicht und sagst dann ja.'
'Ja!'
Ich hole tief Luft. Ich kann sehen, dass So-Ra gleich platzt vor Neugierde."Ich hatte ihm ja geschrieben, dass er die drei Häuser für uns reservieren soll. Da waren wir dran vorbeigefahren und sofort wie verzaubert gewesen, weil wir kurz vorher drüber geredet hatten - wie lange ich eigentlich noch diese Hinundherfahrerei veranstalten will. Da konnte ich mir aber noch überhaupt nicht vorstellen, meinen geliebten Balkon aufzugeben."
"Ich weiß. Und dieser Knoten hat sich ja zum Glück gestern Abend gelöst. Und dann?"
"Ich hab nie viel Platz gebraucht. Jedes dieser Häuschen allein ist groß genug, um die Wohnung zu ersetzen. Ich hab aber nicht geschrieben 'Reserviere alle, damit ich mir eins aussuchen kann.' Sondern 'Reserviere alle, damit uns niemand zuvorkommt.' Das ..."
"Das habe ich auch so verstanden. Das war ziemlich eindeutig. 1. ich bin jetzt bereit, umzuziehen und neu anzufangen. Und 2. es geht nicht um mich sondern um uns. Wie hat er denn reagiert?"
Au Mann. So-Ra! Wenn du das so knallhart aussprichst wie ... keine Ahnung ... dann ist das wirklich sehr eindeutig."Er hat sich wahnsinnig gefreut und dann ... selbst die Frage von mir an ihn formuliert, die er da rausgelesen hat. 'Möchtest du mit mir aus diesen drei kleinen Häusern unser gemeinsames Zuhause bauen?' Und ... Und ... ich habe ja gesagt."
Meine Beste strahlt wie ein Honigkuchenpferd.
"Und was heißt das jetzt?"
"Keine Ahnung? Ich bin zu verwirrt."
So-Ra stöhnt und dreht die Augen zur Decke. Ich protestiere.
"Heh! Das ist echt schwierig! Ich weiß jetzt nicht einmal, ob wir einfach beschlossen haben, zusammenzuziehen. Oder ob das schon ein Heiratsantrag war."
Meine Lieblingskröte bricht in schallendes Gelächter aus, direkt gefolgt von wütendem Bollern von der anderen Seite der Wand zum Nachbarhaus. Abrupt verstummt ihr Gelächter.
"Ups. Psssst! Da ist wohl jemand wach geworden."Ich könnte schon wieder heulen vor lauter Verwirrung und Anspannung und Schlafmangel und überhaupt. So-Ra hatte schon zwei Beziehungen. Sie weiß genau, wie sich Liebe und Streit, Paarsein und Trennung anfühlen. Ich nicht! Zum Glück scheint sie das jetzt endlich auch zu kapieren.
"Komm her, Süße. Ich bin schon ein Biest. Bei so viel Interpretationsspielraum ist es kein Wunder, dass du so komisch geschlafen hast."
Sie legt sich wieder hin und zieht mich zu sich runter. Ich kuschele mich in ihre Arme und kann nach und nach die Anspannung loslassen.
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...