90 - eine echte Überraschung

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Die Fahrt zur Villa dauert so lange wie noch nie. Endlich biege ich durchs Tor ein und will bis zum Rondell hochfahren, um auszuladen. Aber so weit komme ich nicht. Schon bald steht ein grinsender Jeongguk mitten auf dem Weg und lässt mich nicht durch. Stattdessen brüllt er laut:”Bescheid!”
Seufz. Er kann wirklich nicht anders.
Ich warte ab und sehe mich um. Die Bänke am Weg sind schneefrei, und am Fuße der alten Alleenbäume stehen Jimins Laternen mit Deko. Die Wege im Barockgarten sind gefegt, so dass die verschneiten Beete sich deutlich abheben und ihr Muster zeigen.

Aha, da kommt die Meute. Alle. Grinsend. Oh - und Minnie! Und … Junghyuk. Irre! Namjoons Bruder Yeon-Jun ist auch dabei. Was wird DAS denn?
Namjoon kommt ans Auto, öffnet schwungvoll die Tür und gibt mir einen Kuss.
“Bitte sehr, die Dame. Ab hier geht es zu Fuß weiter.”
“Ich hab aber das Auto voll mit Zeug für die Villa. Das muss gleich reingebracht werden.”
Jin kommt dazu.
“Aussteigen, das machen wir.”
Energisch zieht er mich auf meine Füße, schiebt mich zu Namjoon, steigt selbst ein und fährt das Auto hoch. Unsere drei Jüngsten folgen ihm und machen sich am Kofferraum zu schafen. Mehr kann ich von hier nicht erkennen.

Namjoon nimmt mich in die Arme.
“So schlimm?”
“Noch schlimmer! Das ist echt nicht fair.”
“Dann sollten wir dich erlösen.”
Er nimmt meine Hand, und unser ganzer Trupp setzt sich gemächlich den Berg rauf in Bewegung.

Als erstes stelle ich fest, dass das eine Spenden-Auto bereits auf seinem Podest über dem Rondell steht. Aufgeregt redet Minnie einfach los.
“Die waren heute Morgen da und haben beide Autos aufgestellt. Stell dir vor - die Podeste werden angestrahlt, und die drehen sich auch noch langsam.”
“Auch schon bei der Gründung? Das ist mir eigentlich zu früh.”
Namjoon schaltet sich ein.
“Mir auch. Tut mir leid, Schatz. Aber die Summe, die dafür in unser Stiftungskapital fließt, die konnte ich einfach nicht ausschlagen.”
“Na dann.”
Das ist natürlich ein schlagendes Argument.

Außerdem drängelt sich sofort wieder meine Neugierde in den Vordergrund. Jin fährt mein Auto wieder den Berg runter und kommt dann zu uns raufgesprintet. Auch die drei anderen gesellen sich zu uns. Umringt von meiner Meute wenden wir uns endlich der Pförtnerei zu. In der gesamten Gruppe herrscht eine gewisse Grundspannung, und wissende Blicke huschen hin und her. Als wir bei der Hecke ankommen, schiebt Namjoon mich nach vorne und durch die Lücke.

Ich mache eine Vollbremsung und versuche zu verstehen, was sich an der alt gewohnten Pförtnerei verändert hat. Denn irgendwas ist anders. Soviel steht fest.
“Was … Hä? Was ist denn hier passiert?”
“Kommst du selbst drauf, oder müssen wir nachhelfen?”
Provokativ grinst Jeongguk mich an.
“Nachhelfen bitte. Ich bin völlig überfordert.” 

Hobi schaltet sich ein.
“Pass auf. Es stand ja von Anfang an fest, dass auch das Pförtnerhaus nochmal richtig saniert werden soll. Je schlechter es dir im Herbst ging, desto klarer wurde uns, dass wir dir diese weitere Unruhe aus dem Kreuz schaffen wollten. Also haben wir uns mit den Lees und den entsprechenden Handwerkern zusammengesetzt und geplant, was, wann, wer und wie. Es schien uns machbar.
Im November ist schon ganz viel hinter den Kulissen passiert. Dass du dann nach Berlin wolltest, hat den Startschuss gegeben. Wir sind zurückgezogen in die Villa, haben hier alles leergeräumt und losgelegt.”
“Um Himmels Willen, ihr seid verrückt! Ihr hattet doch nun wirklich genug eigenes um die Ohren.”
Yoongi lächelt.
“Du auch, liebe Nelli. Du auch.”

Namjoon tritt wieder an meine Seite.
“Hier draußen haben wir einfach mehrere Terrassen mit Pflasterung gestaltet, und Jimin hat Beete angelegt. Die beiden Waggons sind fest zu Gewächshaus und Werkstatt geworden, dadurch wurde die Garage frei. Der kleine Grill- und Chillplatz ist jetzt da, und zwei uralte Sonnenschirme ließen sich retten. Lass uns reingehen. Wir zeigen dir alles.”
“Und Minni, Junghyuk und Yeon-Jun haben auch mitgemacht?”
Namjoons Bruder seufzt zufrieden.
“Tja. Anfang dieser Woche wurde klar, dass die Zeit nicht reichen würde. Also hat der erweiterte Familienrat getagt und mit angepackt. Sogar Taehyungs Eltern waren zeitweilig dabei, seine Mutter hat alle bekocht, damit Jin am Bau mitarbeiten konnte. Bis vor einer Stunde haben wir noch Kisten zurückgeschleppt und Möbel gerückt. Aaaaaber - wir haben es rechtzeitig geschafft.”

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