48 - nächster Versuch

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Gut, dass ich mittwochs nur kurz arbeite. Ich bin ganz schön müde, denn die Sitzung mit ihren vielen Facetten hat natürlich in mir weiter gearbeitet. Also gönne ich mir nach der Arbeit zu Hause ein bisschen Powernapping und arbeite dann die Hausaufgaben des vergangenen Abends ab. Telefonate, mehrere Schreiben, ausführliche Notizen. Ich fertige ein Protokoll der Zusammenkunft an und schicke es allen Beteiligten, damit sie es kontrollieren und ergänzen können.

Zwischendrin ruft mich Jimins Chef an und bestätigt, was ich ihm gestern schon angemerkt habe. Er möchte den Auftrag gerne annehmen und dafür im Schwerpunkt Jimin einsetzen.

"Da der Junge erst relativ wenig Berufserfahrung, aber dafür um so mehr ein gutes Händchen und Kreativität hat, biete ich folgendes Verfahren an: ich persönlich arbeite mit ihm gemeinsam einen Plan für den Park aus. Den gleichen wir so lange mit Ihnen und dieser Kunsthistorikerin ..."
"Dr. Lee."
"Genau, mit Ihnen und Dr. Lee ab, bis alle zufrieden sind. Im unteren, sichtbaren Gelände lasse ich Jimin zusammen mit einem weiteren Kollegen die nötigen Herbstarbeiten machen, denn da ist jede Menge zu tun, damit wir im Frühjahr so richtig loslegen können. Für den Winter rege ich an, dass wir beide gemeinsam ihm den Führerschein ermöglichen, damit er problemlos zwischen Firma und Anwesen pendeln und auch die Entsorgung von Grünmüll mit einem Dienstwagen selbständig leisten kann. Könnten Sie sich vorstellen, sich daran zu beteiligen?"

Ich gebe ihm voller Begeisterung mein Okay und bitte ihn, Jimin jetzt gleich über dieses Angebot zu unterrichten, damit er heute Abend nicht davon überrumpelt wird.
"Ich freue mich sehr, Sie mit im Team zu haben. Nicht zuletzt, weil es Jimin den Übergang erleichtern wird. Ich warte jetzt erstmal ab, wie es Jimin heute Nachmittag hier ergeht. Dann sehen wir weiter. Wir hören uns!"
Wow! Irre, wie viel dieser eine Abend in der großen Runde schon bewegt hat. Ich könnte den Mann knutschen! Jetzt freue ich mich noch mehr auf nachher, wenn Jimin kommt.
Hm. Wenn er da ist, sollten wir endgültig festlegen, welche und wie viele Oldtimer wir wo und wie zur Pförtnerei stellen wollen. Wo war noch die Mappe mit den Maßen?

Ich gruschele in meinen Papierbergen und finde die Unterlagen ganz unten im Stapel, weil es darum ja gestern nicht gegangen war. Bei einem Blick auf die Bilder klingelt etwas in meinem Kopf, aber ich kann es nicht greifen.
Von den Waggons sind sicherlich zwei noch zu brauchen, und mehr will ich da auch gar nicht haben. Noch überhaupt nicht klar ist mir, wie wir diese riesigen Dinger aus dem Schrottplatz raus, hierher und hier dann an ihre Plätze kriegen sollen. Da muss ich mal Sejin fragen, denn irgendwie müssen sie ja auch zu ihm auf den Berg gekommen sein. Schienen liegen da jedenfalls nicht!
Schienen. Dort liegen ganz viele Schienen! Die sind bestimmt nicht mehr für den öffentlichen Gebrauch zugelassen. Aber ...

Die Klingel in meinem Kopf wird lauter. Und energischer. Und setzt sich schließlich durch.
Schnell schaue ich mir nochmal unsere Skizzen von der Parkseite an. Am Haupttor wird ein Parkplatz für Gäste eingerichtet. Auch ich werde dort vermutlich parken, denn in der Pförtnerei wird die Werkstatt letzten Endes wahrscheinlich in weitere Räume umgewandelt werden. Wie wir Jimins Bus hinter das Pförtnerhaus schaffen sollen, haben wir auch noch nicht überlegt. Oder davor? Durch das schmale Tor an dem Ende der Grundstücksmauer passt der jedenfalls nicht. Vielleicht ... wenn wir das linke, kleine Tor verbreitern, kann der Bus jedenfalls reinfahren. Wenn die Waggons vorher kommen, ... Aber das wird ein mörderisch großer und auch noch mobiler Kran sein müssen. Der macht das Gelände endgültig kaputt.

Die Klingel meldet sich wieder.
Aber wenn wir auf diesem Abschnitt den Berg hoch Schienen verlegen, dann könnte man die Waggons da raufschieben! Also: erst Schienen verlegen, dann zwei Waggons hoch, dann das Carport. Gemütlicher Außenbereich mit Grill, Küchengarten, Pförtnerei - und ganz unten Jimins Bus. Und ein Platz für seinen Dienstwagen.
Und drumrum Hecken und Bäume so angepflanzt, dass der ganze Streifen blickdicht von der Straße und vom Park mit der Villa abgeschirmt ist.

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