Der verheerende Orkan wird von freundlichem Oktoberwetter abgelöst. Blauer Himmel, strahlende Sonne, milde Temperaturen, leuchtende Wälder. Mensch und Natur erhalten eine Atempause, um möglichst schnell und gut die Spuren der Katastrophe beseitigen zu können.
Yoongi bekommt zum Glück keinen weiteren Ärger sondern sein letztes Gehalt, ein Zeugnis und eine Mitteilung, dass das Institut und der Kunde von einer Anzeige absähen, falls ... blablabla. Zwei seiner Kollegen im Straßeneinsatz und sogar einer der beiden Projektleiter folgen seinem Beispiel und kündigen. Yoongis Abgang mit Paukenschlag hat ihnen wohl bewusst gemacht, dass auch sie lieber ein reines Gewissen als ein volles Konto haben. Yoongi schaltet sofort und informiert die drei über die Stiftung und ihre Ziele. Er will Kontakt halten.
Bis das öffentliche Leben sich wieder normalisiert hat und So-Ra und ich nicht mehr Monsterschichten schieben müssen, werden noch Wochen vergehen. Aber allmählich lichtet sich das Chaos - vor allem an der Villa. Die Innenausstatter arbeiten wieder, das Aufbauteam für die Stiftung trifft sich, um weitere Weichen zu stellen, es wird über verschiedene Angestellte nachgedacht.
Yoongi will mir nicht mehr aus dem Kopf. Er ist so umfassend ausgebildet, eigentlich hätte ich gerne ihn als Mitarbeiter. Aber solange da nicht eine Versöhnung oder zumindest Aussprache mit Jeongguk stattgefunden hat, kann ich mir den Gedanken aus dem Kopf schlagen. Solange wird er untätig bei seinen Eltern sitzen, warten, irgendwann aufgeben und uns endgültig entgleiten. Ich gebe aber noch nicht auf. Ich beobachte Guk sorgfältig und hoffe auf einen guten Moment zum Gespräch.
Jeongguk wirkt inzwischen so fröhlich und stabil. Er schleicht nur noch heimlich zu Yoongis Zimmer. Er redet nie darüber. Aber ich nehme ihm einfach nicht ab, dass ihn das so kalt lässt.
Da muss doch was zu machen sein!Immer öfter schaue ich bei meinen Besuchen aus irgendeinem Fenster in Richtung Sandkasten.
Das Wetter ist jetzt wieder so freundlich - ich könnte ausnahmsweise endlich mal an mich denken.
Je öfter ich stumm in den Park starre, desto mehr drängen sich Fragen nach vorne.
Will ich das wirklich tun? Will ich das wirklich wissen? Will ich in der Vergangenheit wühlen? Oder sollte ich mich vielleicht bewusst dagegen entscheiden, den Traum fortschicken, nach vorne blicken?
Keeeiiiiine Ahnung. DIE Antworten kann mir nun wirklich keiner abnehmen. Es könnte mich weiter bringen auf meinem Weg - oder mich endgültig umwerfen. Und vermutlich ist das Zeitfenster mit dem guten Wetter nur sehr klein. Ach, Mist!
Schnell konzentriere ich mich wieder auf die Villa und die Jungs.Es ist Samstag. Heute habe ich mal wieder das Frühstück besorgt und dazu noch Milchreis gekocht. Fröhlich sitzen wir um den großen Tisch, genießen die knisternde Wärme vom Kachelofen und schwätzen nebenbei über dies und das.
Anschließend schnappe ich mir fünf Decken und einige mitgebrachte Stiftungsgründungsunterlagen und baue mir draußen auf einem der Gartenstühle ein kuscheliges Plätzchen. Wieder einmal geht es darum, Entscheidungen zu fällen und Rechnungen zu bezahlen. Die klare, kalte Luft tut richtig gut, verhilft mir zu Konzentration und lässt mich flott vorwärtskommen.Aber irgendwann stocke ich. Ich fühle mich beobachtet. Ich wende meinen Blick zum Wohnzimmerfenster, aber ich erkenne nicht, wer da so schnell den Kopf einzieht. Gespannt warte ich ab, ob noch etwas folgt. Und wer wohl grade zu wasauchimmer innerlich Anlauf nimmt.
Das Rätsel löst sich schnell, denn wenige Minuten später knackt die Haustür der Pförtnerei leise, obwohl sich jemand große Mühe gibt, die Tür lautlos zu öffnen. Schnell wende ich mich wieder meinen Papieren zu.Es ist nur ein Flüstern.
"Nelli? Nicht erschrecken!"
Ich lächele Jeongguk an.
"Tu ich nicht, fest versprochen. Hol dir auch ein paar Decken und setz dich zu mir. Du hast doch was auf dem Herzen, oder?"
Jeongguk zögert. Ich halte meine vorschnelle Klappe.
"Ich ... Ne, geht schon, ich frier nicht so schnell."
Einen Moment überlegt er noch. Dann schnappt er sich einen weiteren Stuhl und setzt sich. Ich warte einfach ab.
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...