Am Freitag kommt endlich Bewegung in meine nahe Zukunft. Namjoon holt mich nach dem Frühstück ab und spaziert gerne nochmal mit mir ums Eck. Wieder stehe ich ohne Schmerz vor dem Zaun und lasse meinen Blick über die Fassade meines Geburtshauses wandern.
"Weißt du denn noch, wo dein Zimmer war?"
"Nö. Und ganz ehrlich - der Gedanke, dass ich hier bei meinen Eltern mein Leben begonnen habe, fühlt sich warm an. Aber bis gestern wusste ich ja nicht mal was von der Existenz dieses Hauses. Ich verbinde keinerlei eigene Erinnerung damit. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, danach zu fragen."
"Das klingt nach 'Blick nach vorn'. Dann lass uns fahren. Und ich habe ja auch einiges von gestern Abend zu berichten."Schweigend laufen wir zum Auto. Aber plötzlich bleibt Joon noch einmal stehen und lächelt mich an.
"Es ist so schön zu spüren, wie gut es dir heute geht. Du hattest gestern einen gemütlichen Tag in vertrauter Umgebung, hast ein paar Fragen gestellt und Antworten bekommen, hast ein Stück Vergangenheit in Frieden ziehen lassen. Es freut mich, dass auch Stücke zum Puzzle kommen, die nicht mit Schmerz verbunden sind. Das tut dir so gut!"
Strahlend und dankbar greife ich nach seiner Hand für die letzten Meter. Galant hält er mir die Beifahrertür auf und fährt mich dann sicher zurück auf den Berg."Nelli, ich würde heute gerne alles, was meinen Job betrifft, in neue Büro umziehen. Dann haben die Jungs mehr Platz, und ich kann besser mit unseren beiden Damen zusammenarbeiten. Die Telefoniererei von Gebäude zu Gebäude in den letzten Tagen hat uns ziemlich aufgehalten."
"Gute Idee. Dann können wir auch das ganze Werbematerial ins Archiv schaffen. Keine Ahnung, warum das im Pförtnerhaus gelandet ist."
"Wir? Wenn du dich fit fühlst, gerne!"
"Bitte, ja. Ich bin viel müde und definitiv nicht stabil. Aber ich mag nicht in Watte gepackt werden. Die Rumsitzerei macht mich wahnsinnig. Und du kannst mich ja bremsen."
"Worauf du dich verlassen kannst. Aber ich arbeite gerne mit dir Hand in Hand.""Also los!"
"Breeeeems."
"Jetzt schon?"
"Lass uns heute mal üben, die Mitte zwischen schlapp in der Ecke hängen und wie ungescheit lospowern suchen, okay?"
Wenn Joon mich so bittend ansieht, bin ich machtlos. Seine Sorge um mich ist nicht nur berechtigt sondern auch ein großes, warmes Geschenk an mich.
"Okay.""Joonie?"
"Hm?"
"Ich liebe dich."
Namjoon macht kurz vor unserer Einfahrt zum Park eine Vollbremsung und fährt rechts ran. Sein Gesicht sieht aus wie Ostern und Weihnachten auf einen Tag.
"Und ICH dich erst!"
Mein spontanes Lachen geht in einem ausgiebigen Kuss unter. Ich schwebe im siebten Himmel.Den Vormittag über widmen wir uns der besonderen Aufgabe. Die Geräte und ersten Akten, die spezifisch Namjoons Arbeitsbereich betreffen, bauen wir in der Pförtnerei ab, verpacken alles sorgfältig und tragen es gemeinsam rüber zur Villa.
Ich hatte lange hin und her überlegt, mich immer wieder in die Räume im zweiten Stock gesetzt, mit mir gerungen. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden, welchen Zweck mein ehemaliges Jugendzimmer bekommen sollte. Letzten Endes hat Namjoon gemeinsam mit den beiden Mitarbeiterinnen anhand eines Grundrisses entschieden, wie die Räume oben am sinnvollsten eingeteilt werden könnten. Im Endeffekt wurde aus meinem Zimmer das Gästezimmer mit einem kleinen, davon abgetrennten eigenen Bad. So werde ich selbst den Raum sicher kaum betreten. Und wenn, dann sind jetzt die Proportionen so anders, dass es mich nicht immer wieder sofort an früher erinnern wird.
Der große Raum über Onkel Harrys Schlafzimmer eignet sich am besten für größere Besprechungsrunden und hat darum auch eine Teeküche bekommen.
Ein kleiner Raum wird ein Büro für mich, damit ich zu Hause besser trennen kann zwischen privat und Job und Ehrenamt.
Die beiden ehemaligen Gästezimmer sind jetzt die zwei neuen Büros. Das Größere steht den beiden Damen zur Verfügung, das etwas Kleinere ist ab heute Namjoons berufliche Heimat. Alle Räume hier oben haben viel Licht und herrliche Blicke auf die Stadt oder direkt hinein in die Baumkronen des Parks.
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...