Namjoon wird zur üblichen Zeit wach und verwöhnt mich für den Rest des Tages nach Strich und Faden. Wir erzählen und träumen und lachen. Irgendwann am späten Nachmittag auf dem Sofa hält er mir plötzlich sein Handy unter die Nase. Meine Augen werden glaube ich kugelrund vor Erstaunen, als ich aufs Display sehe. Er grinst sein Grübchengrinsen.
"Da staunst du! Dachtest du, ich würde das vergessen?"
Auf dem Handy sind Flugverbindungen nach Berlin zu sehen - morgen hin, Montag zurück."Du spinnst! Das lohnt sich doch gar nicht."
"Quatsch. Frag nicht, wie oft ich früher mal eben für einen Tag nach New York, London oder Frankfurt jetten musste. Viel gesehen von den Städten hab ich nicht. Aber wie man nach Flügen sucht - DAS hab ich gelernt."
Ich schüttele den Kopf.
DER kommt auf Ideen! Urlaub bis Montag, auch länger wäre sicherlich kein Problem. ... Verrückt! Allerdings ...
Ich schnappe mir mein Handy vom Tisch und verabschiede mich aufs Klo.
"Mit Handy?!"
"Ja, mit Handy. Könnte was länger dauern, falls du verstehst."
"Aha."Jetzt muss ich grinsen. Kaum bin ich ins Bad geschlüpft, rufe ich Namjoons Bewährungshelfer an und frage, ob er überhaupt und dann auch noch außer Landes Urlaub machen darf. Mit bestimmten Auflagen darf er. Dann frage ich seinen Chef. Der hätte das gerne erst nächste Woche, weil er Namjoon leider an diesem Wochenende dringend braucht. Dafür kann er ihm aber die ganze Woche freigeben bis einschließlich Samstag Nacht.
Das wird ja immer besser!
Nochmal der Bewährungshelfer. Dem ist das auch lieber, dann kann er morgen alles Nötige in die Wege leiten.
Passt doch.Ich checke meine Termine für nächste Woche. Der Zahnarzt kann warten, ansonsten ist alles clean. Fehlt nur noch mein Chef.
Okay, arbeite ich eben morgen und hab die ganze nächste Woche frei.
Klappt auch. Ich flitze zurück ins Wohnzimmer und rutsche neben Namjoon aufs Sofa."Schatz?"
"Oje, was kommt jetzt?"
"Kannst du mir nochmal die Flugverbindung zeigen?"
Irritiert reicht er mir sein Gerät. Ich orientiere mich kurz auf der Seite und tippsele ein paar Minuten schweigend vor mich hin, während seine Nervosität spürbar ansteigt.
Dann halte ich ihm sein Handy unter die Nase. Auf dem Display ist nun eine andere Verbindung zu sehen. Montag bis Samstag, Seoul-Berlin und zurück - für zwei Personen.Geschlagene drei Minuten starrt er stumm sein Telefon an. Räuspert sich. Kratzt sich am Kopf. Schließt die Augen. Atmet tief durch. Ich warte einfach ab. Seine Stimme klingt bei den ersten leisen Worten ganz kratzig.
"Meinst ... du das ... so, wie ich es verstehe? Ernsthaft?"
"Das will ich doch schwer hoffen. Also ... dass du das so verstehst, wie ich es meine."
Auf einmal kommen ihm die Tränen. Schnell versteckt er sein Gesicht hinter seinen großen Händen. Ich lasse ihm einen Augenblick, bevor ich seine Hände greife, sie sanft zur Seite ziehe und ihm einen Kuss gebe.Ungläubig staunende Augen sehen mich an.
"Womit hab ich dich verdient?"
"Damit, dass du DU bist. Da steckt so viel Tolles in dir, was du selbst noch nicht kennst. Da will so viel wachsen und blühen und reifen. Und ich bin furchtbar neugierig auf einfach alles davon."
Namjoon schaut mich direkt an und schüttelt leise den Kopf.
"Wie kann man so ... Bist du naiv, bist du einsam, bist du dumm, oder bist du eine Heilige? Warum vertraust du mir schon nach so kurzer Zeit so sehr? Was siehst du in mir? Hast du keine Angst, dass ich dich ausnutze, abziehe und dann fallen lasse?"
"Das wirst du nie tun. Du hast es wohl selbst noch nicht gemerkt. Aber du hast dich schon jetzt so sehr verändert. Zum Positiven. Zu einem aufmerksamen, freundlichen, geselligen, einfach tollen Namjoon, den ich nicht mehr missen möchte. Nein, ich bin nicht verrückt. Nein, ich habe keine Angst vor dir. Ich hab dich lieb."
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...