68 - Durchbruch

46 8 5
                                    

Müde und durchgefroren, aber sehr vergnügt und zufrieden trudeln wir wieder in der Wohnung in Charlottenburg ein. Die frische Luft, die vielen Eindrücke und die gute Stimmung in der Stadt haben echt gut getan.

Zu Hause angekommen setzen wir uns aber doch gleich wieder an die neuesten Hiobsbotschaften aus Seoul. So-Ra checkt die vielen Nachrichten von den Jungs, von ihren Eltern und Co. Ich dagegen habe einen Anruf von Namjoon auf meinem Festnetztelefon verpasst und habe schlagartig einen Knoten im Bauch.
Ob das was Schlimmes heißt?

Ich wähle sofort den Rückruf. Zum Glück drückt er mich heute nicht weg. In dem Moment, wo er rangeht, sagen wir gleichzeitig: "Hallo, Liebes. Wie geht es dir?" Und: "Hallo, Schatz. Wie geht es dir?" Anschließend sagen wir genauso synchron: "Du zuerst." Während ich vor Sehnsucht und Glück dahinschmelze und bittebittejetztsofort eine große Umarmung von Joon haben möchte, lacht der sich am anderen Ende kaputt. Ich schwanke hin und her zwischen mitlachen, Rachepläne schmieden oder losmeckern. Mitlachen macht aber definitiv am meisten Spaß.

"Joonie, ich möchte bitte erst einen aktuellen Stand aus Seoul und wissen, wie es dir mit dem ganzen geht. Dann kann ich daran im Kopf einen Haken machen. Die Stimmung hier ist sooo anders, das passt andersrum einfach nicht."
"Hast gewonnen, meine Liebe. Ich gehe auch lieber mit den guten Nachrichten ins Bett als mit der Hexenjagd hier."
"So schlimm?"

"Nein, keine Sorge, das war übertrieben. Wir haben nach der Sendung noch Backstage zu tun gehabt. Und wir hatten Kino. Der Moderator hat seiner Kollegin das Script um die Ohren gehauen und sie so richtig zusammengefaltet. Was sie da geboten hat, schadet nämlich nicht nur mir und damit der Stiftung sondern auch der Sendung und damit dem Sender. Auf dem Weg nach draußen habe ich dir die Nachricht aufgesprochen. Und als ich mich dem Ausgang genähert habe, brach draußen die Hölle los. Ich bin also zurück, dann hat Yoongi mich erreicht. Schlussendlich hat mich ein völlig unscheinbarer Kameramann in seinem Auto versteckt und zum Treffpunkt mit Yoongi gebracht. Der hatte das meiste von meinem und auch einiges von seinem Kram dabei und wohnt jetzt mit mir hier. Die Wohnung steht natürlich unter Beobachtung, aber der einzige, der fröhlich rein- und rausspaziert, ist er. Ich bin zum Missfallen der Paparazzi wie vom Erdboden verschluckt."
Ich atme etwas auf.

"Geht es dir damit gut?"
"Sagen wir mal so. Yoongi hat bereits jetzt erste Anzeichen von Hospitalismus bei mir entdeckt. Ich bin natürlich angespannt. Aber vor allem will ich eigentlich da raus und den Idioten eine Nase drehen.
Wir haben vorhin noch eine Pressekonferenz abgehalten, in der Villa, mit namentlich angemeldeten Journalisten und ohne Filmkameras, nur Fotos waren erlaubt. Diesmal war ich online mit dabei. Mein Bewährungshelfer war im Saal und ziemlich auf Zack. Und außerdem - halt dich fest - ein Sprecher vom Innenministerium. Er hat - mit schönen Grüßen von ganz oben - sehr deutlich klar gemacht, dass alle Daten über mich, meinen Prozess, die von mir damals geschädigten Personen, die Bewährungsauflagen, blablabla vollständig dem Datenschutz unterliegen, weil sie NICHTS mit meinem heutigen Image oder der Stiftung zu tun haben, und dass die 'Freunde' lieber nicht danach suchen sollten, weil sich sonst nämlich Papa Staat auf sehr unangenehme Weise einmischen wird."

"Puh - das wird eine Gründungsversammlung mit Pauken und Trompeten, wenn sich jetzt schon 'so weit oben' mit einmischt."
"Naja, ich denke, dass die Leidtragenden von damals heilfroh waren, dass es gelungen war, ihre Namen unterm Deckel zu halten. Und das möchten die ganz, ganz sicher jetzt nicht noch geändert haben. Da gibt es im Hintergrund bestimmt jede Menge hektische Aktivitäten.
Mich kotzt das so an! Mir geht es gar nicht um mich. Aber weder meine Opfer von damals noch die Stiftung noch die Jungs heute können IRGENDWAS dafür, was ich vor ein paar Jahren getan oder gelassen habe."

STAY GOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt