Namjoon einigt sich mit seinem Chef, dass er jeweils in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag frei hat. Da bin ich sowieso zum Abendessen am Berg. Und danach haben wir vernünftig viel Zeit füreinander. Damit wir das wirklich genießen können, vereinbare ich mit meinem Vorgesetzten, dass ich ein paar Arbeitsstunden von Donnerstag Morgen auf Dienstag Nachmittag schieben darf. Dann muss ich nämlich am Mittwoch Abend nicht so früh wieder aufbrechen.
Mit noch mehr Vorfreude als sonst schon fahre ich nach der Arbeit den riesigen Umweg rauf zur Villa und werde am Tor wieder von Namjoon erwartet.
"Hallo, mein Schatz. So ungeduldig?"
Er grinst und gibt mir einen Kuss.
"Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das jetzt nur Vorfreude auf dich war, oder ob mich auch unser überdrehter Brummkreisel Taetae vertrieben hat. Der ist sooo reif! Hoffentlich sind seine Eltern pünktlich, sonst erwischt ihn gleich noch eine Herzattacke.""Oje, der Arme! Aber es läuft wirklich gut für ihn. Er will nachher auch von dem Praktikum bei Dr. Lee erzählen. Ist die Schwester eigentlich auch dabei?"
"Von der war nie die Rede."
"Besser so. Sie ist nett, und sie liebt Tae. Aber sie überfordert ihn immer noch ab und zu."
Wir spazieren ziellos durch den Park und setzen uns schließlich vor dem Portal auf die neuen, weit geschwungenen Eingangsstufen aus anthrazitfarbenem Stein."Sag mal, Nelli ..."
"Mal."
Joonie lächelt amüsiert, und ich schmelze dahin.
"Schhhhhhhht! Unterbrich mich nicht."
"Aber ich sollte doch ..."
Weiter komme ich nicht, weil er mich auf höchst charmante Weise zum Schweigen bringt."Hast du dir eigentlich inzwischen einen wohltätigen Zweck für die Villa einfallen lassen? Wir sind langsam alle ziemlich neugierig, wo die Reise hingehen soll. Du wirst ja diesen irren finanziellen Aufwand nicht betreiben, damit wir einfach wieder da hochziehen und mietfrei den Luxus genießen."
"Oje. Frag nicht. Möglichkeiten, Ideen und Anlässe gibt es genug, aber ich weiß einfach nicht, wie ich zu einer Entscheidung hinfinden kann. Ich finde sozusagen den Anfang nicht. Ich weiß nicht mal, ob ich einen Verein gründen oder eine Stiftung draus machen oder eine andere Institution unterstützen sollte."
"Naja, die Frage stellt sich ja glaube ich sowieso erst, wenn der Zweck feststeht. Hast du es schon mit dem Ausschlussverfahren probiert?"Ich seufze.
"Ja. Hab ich. Hinterher hatte ich noch mehr Möglichkeiten als vorher. Wie ich mich kenne, entscheide ich mich am Schluss für irgendwas, das es sowieso mitten in der Stadt schon gibt. Die Lage ist für Wohltätigkeit halt doch ziemlich weit ab vom Schuss."
Namjoon sieht auf einmal sehr konzentriert und nachdenklich aus, schüttelt dann aber den Kopf und wendet sich mir wieder zu.
"Da war grad was, aber ich kriegs nicht zu fassen. Aber ein bisschen Zeit hast du ja noch.""Eben nicht. Wo sollen Steckdosen hin? Wie viele sanitären Anlagen werden gebraucht? Was für Veranstaltungen muss die Küche wuppen können? Sollte an einem Ende des Saales eine große Leinwand in die Decke integriert werden? An welchem Ende? Und so weiter ..."
"Auch wieder wahr. Mist. Okay - ich widme diesem Problem mal ein paar Nächte. Vielleicht habe ich ja eine Eingebung vom Karnickel im Mond."
"Pfffft. Kannst du mich mal ernst nehmen?"
"Ich meine das vollkommen ernst. Die Nacht ist mein Tag - schon vergessen? Ich nehme die Frage einfach mal im Hinterkopf mit."
"Danke, du Lieber!"
"Schau mal, Jeongguk kommt nach Hause. Auf gehts. Wir müssen Jin helfen, unseren Brummkreisel zu bändigen."
Jeongguk flitzt an uns vorbei und sofort ins Haus. Lachend stehen wir auf und schlendern ihm gemütlich hinterher.Wie schön das gemeinsame Lachen klingt! Wie wohl ich mich fühle in seiner Gegenwart, mit seinem Humor, mit seiner Art zu denken, mit seinen Zärtlichkeiten. Was für ein großes Geschenk!
Beim Anblick des Pförtnerhauses kriegen wir den nächsten Lachkoller. Diesmal ist es Hoseok, der geduldig daneben sitzt, und Taehyung, der wie wild geworden Holz hackt. Hobi zwinkert uns zu.
"Da hat einer zu viel Energie. Und Jin wäre sonst wahnsinnig geworden da drinnen. Die beiden anderen sind fleißig für den großen Empfang."
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...