Die Stimmung am voll besetzten Frühstückstisch ist irgendwo zwischen albern und verkatert. Die anderen Jungs sind nicht grade begeistert von diesen Enthüllungen, aber sie denken und fühlen weiter und können ihr Unbehagen deshalb schnell abschütteln. Die Freude über diese ehrliche Versöhnung ist bei allen mit Händen zu greifen.
Jimin sitzt mit Tae etwas abseits. Aber er bleibt dabei und nimmt die veränderte Stimmung wachsam in sich auf. Er hat heute allein beim Zusehen viel aushalten müssen. Und jetzt scheint er zu merken, dass mein Blick auf ihm ruht. Unsicher lächelt er mich an. Ich lächele schnell zurück und zeige ihm ein Daumen hoch.
"Du machst das großartig. Sei stolz auf dich!"Namjoons Handy brummt. Er liest eine wohl längere Nachricht und hält sie mir dann wortlos hin. Sein Chef hat ihm geschrieben.
"Hallo Namjoon! Hast du das gestern ernst gemeint? Dass du helfen willst? Ich fahr jetzt wieder hin. Heute sollen die kaputten Zapfsäulen abgebaut werden. Die Tanks sind ja schon leer. Da könnte ich zwei mehr Hände gut brauchen."
Ich freue mich - über die Frage und über das neue 'du'.
"Sehr gut, also los."
Schnell antwortet Joon."Klar! Bin schon unterwegs!"
Jeongguk sieht uns neugierig an.
"Wo fahrt ihr hin?"
Namjoon trinkt den letzten Schluck Kaffee im Stehen und bringt sein Geschirr in die Küche.
"Arbeiten. Ich helfe beim Aufräumen. Die Tanke hats so doll erwischt, dass sie vielleicht nicht mehr zu retten ist. Wenn der Staat nicht bald konkrete Hilfen ausschüttet, muss mein Chef aufgeben."
"Na dann - wir drücken die Daumen."Während Namjoon sich umzieht, damit ihm Wetter und Bruchbudensiff nichts anhaben können, sammle ich meine wenigen Habseligkeiten zusammen und freue mich auf zu Hause, meine Ruhe und meine Dusche. Die sechs Jungs hier kann ich jetzt getrost alleine lassen. Einmal lasse ich noch meinen Blick in die Tischrunde schweifen, bevor ich mich verabschiede.
"Machts gut, Jungs!"
Ich muss gar nicht zählen. Es sieht endlich wieder vollständig aus so. Das muss wohl Glück sein, was mir da grade die Wirbelsäule hochblubbert.Ich schwebe wie auf Wölkchen vor lauter Glück zum Auto, während Namjoon neben mir herläuft und mich schmunzelnd betrachtet.
"Also, wenn das kein erfolgreicher Morgen war. Ich hatte geahnt, dass Guk eigentlich schon längst wieder auf Versöhnung gepolt war. Aber dass er sooo klar und zielstrebig und schnell die Situation auflösen würde, hätte ich nie erwartet. Das war so ... reif und abgeklärt."
"Ich bin heilfroh drum. Yoongi war am Schluss draußen wirklich am Ende. Da war nichts mehr mit Professionalität, da war nur noch Verwirrung und Erschöpfung und Schmerz - und wachsende Hoffnung. Beide haben ein großes Herz. Sie wollten und wollen darüber hinwegkommen. Es fühlt sich herrlich an, dass Yoongi wieder dabei ist."
Ohne Eile fahre ich Namjoon zu seiner Tankstelle. Sein Chef ist auch grade eingetroffen und lässt sich die Bedienung eines Fahrzeugs mit mobilem Kran erklären. Er will wohl so viel wie möglich selbst machen, um Kosten zu sparen. Ich winke Namjoon zu und rolle nach Hause. Auch bei den beiden wächst nach und nach ein festes Band, geboren aus Menschlichkeit und Vertrauen. Das freut mich riesig für Joon.Zu Hause lasse ich mich erstmal planlos aufs Sofa plumpsen. Dieser emotionale Marathon hat uns allen Höchstleistungen abverlangt. Ich bin unsäglich müde und kaum in der Lage zu entscheiden, was ich mit diesem Tag anfangen will. Meine Gedanken flutschen immer wieder weg. Irgendwann wache ich dort auf, schleiche ins Bad und nehme ein wohliges Entspannungsbad.
Ich muss auch dort eine ganze Weile geschlafen haben, denn das Wasser ist nur noch lauwarm, meine Haut ist ganz schrumpelig und mein Magen meldet lautstark Bedarf an. Ich mummele mich in gemütliche Klamotten, koche mir ein schnelles Süppchen und pflanze mich mitsamt meinem Tagebuch zurück aufs Sofa. Mal wieder finde ich darin eine große zeitliche Lücke vor.
Warum schaffe ich es eigentlich immer noch nicht, das Tagebuchschreiben zu einer regelmäßigen Routine zu machen?
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...