Solange wir über Deutschland fliegen, sehen wir unter uns nur eine undurchdringliche Wolkendecke. Aber ich bin schon neugierig, wo unsere Flugstrecke eigentlich langführt. Ich greife mir das Bordmagazin und blättere ziellos darin herum, bis ich auf eine interessante Seite stoße, die meine Frage sofort beantwortet. Eine Landkarte, die unsere Flugroute zeigt. Hätte ich aus dem Kopf sagen sollen, welche Länder auf dem direkten Weg per Luftlinie liegen - ich wäre zum Beispiel nie auf die Idee gekommen, dass wir nördlich von China entlang fliegen!
Nach dem Abendessen wird es etwas ruhiger in der Kabine. Draußen fliegt uns die Dämmerung entgegen. Aber zum Schlafen sind wir alle noch viel zu wach. Die Lichter gehen an. Manche lesen, schauen einen Film oder machen einen auf work-o-holic. Die Atmosphäre ist entspannt, in unserer direkten Umgebung sitzen keine Koreaner. Das passt.So-Ra deutet auf meine Handtasche.
"Wollen wir? Oder bist du wegen frühem Aufstehen schon reif fürs 'Bett'?"
"Klar! Wir müssen ja keine Doktorarbeit drüber schreiben."
Fast andächtig ziehe ich Harrys Bildermappe aus meiner Tasche und reiche sie rüber.
"Weißt du, wo die Einschulungsbilder sind?"
"Hab sie schon. Allerdings würde ich lieber mit deinem zweiten Umzug anfangen. Danach dann die Einschulung. Die Bilder sind so positiv."
"Na, dann los."Meine Besti legt das erste Bild vor mir auf den Tisch. Darauf sitze ich zwischen einer Menge Kartons und sehe ... wenig begeistert aus. Wenn man es nett formuliert.
"Oje. Hab ich mich denn gar nicht auf Harry und die Villa gefreut?"
"Sieht eher nicht so aus. Irgendwie scheinen das auch viel mehr Kartons zu sein als beim ersten Umzug zu uns."
"Naja - ich denke mal, dass beim Umzug zu Euch nur alles Wichtige mitgenommen worden ist. Also das Nötige und das, woran ich sehr gehangen habe. Damit es mir leichter fällt. Zu mehr wird auch Harry gar nicht die Kraft gehabt haben."
"Dann hat wahrscheinlich meine Mutter in der Zwischenzeit alles andere in Ruhe gesichtet und mit mütterlichem Verstand entschieden, was letztlich alles zu deinem Onkel mitgehen soll."
"Ich les mal."
Ich drehe das Bild um und konzentriere mich auf den 'Brief', der wie immer an meine Mutter gerichtet ist."Liebe Jutta!
Nun bist Du schon fast zwei Monate fort, und ich habe das Gefühl, es will gar nicht wieder Tag werden. Ich hangele mich von Tag zu Tag, stolpere von einer Entscheidung zur nächsten und tappe die ganze Zeit wie ein Blinder im Dunklen.
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...