Taehyung weint die ganze Heimfahrt über. Er hockt mit angezogenen Beinen neben mir, umklammert seine Knie und weint unaufhörlich. Ich streiche ihm ab und zu mit der Hand über den Rücken, mehr kann ich nicht tun. Ich muss mich ja auf den Verkehr konzentrieren. Zum Glück sind morgens um 2.00 Uhr kaum noch Leute unterwegs, und ich komme zügig vorwärts. Ich spüre auch, wie bei mir nach und nach die Anspannung und die Aufmerksamkeit nachlassen.
An einer roten Ampel aktiviere ich die Freisprechanlage und informiere kurz So-Ra und Namjoon über die weiteren Ereignisse dieser Nacht. Es ist halb drei Uhr morgens, als ich endlich den Weg vom Rondell zur Pförtnerei entlang holpere, um Taehyung nach Hause zu bringen. Warmes Licht strahlt uns aus den Fenstern des Gemeinschaftsraumes entgegen. Ich lasse das Auto einfach vor dem Haus stehen und bringe den jetzt vor Erschöpfung zitternden jungen Mann rein.
Völlig übermüdet und in Sorge blicken uns Hoseok und Jeongguk entgegen. Bei Taes Anblick stehen sie sofort auf und nehmen ihn fest in die Arme. Den verlässt nun endgültig alle Kraft. Er sackt einfach in sich zusammen. Hoseok überlegt nicht lange.
"Komm her, Tae. Du hast es überstanden. Es ist vorbei. Wir bringen dich jetzt ins Bett und bleiben bei dir. Möchtest du, dass ich mich zu dir lege? Das beruhigt dich vielleicht ein bisschen. Du musst jetzt ganz dringend schlafen."
Die beiden Freunde bringen Tae auf dem direkten Weg ins Bett.Hoseok taucht noch einmal auf, um sein Bettzeug zu holen und sieht mich mehr oder weniger apathisch mitten im Raum stehen.
"Nelli? Du siehst völlig fertig aus. Danke, dass du Taehyung so zur Seite gestanden hast. Du solltest jetzt aber auch ganz schnell ins Bett gehen."
"Ich weiß nicht, ... ob ich das schaffe. Das ... ist doch ... ziemlich weit."
Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Noch mehr Auto fahren wäre jetzt definitiv keine gute Idee.
"Ich hab nicht gesagt 'nach Hause fahren' sondern 'ins Bett gehen'. Da ist die Tür, Namjoons Bett ist frei, geh schlafen. Jetzt."
Er schiebt mich vorwärts, über den Flur bis zu Joonies Zimmertür.
"Los, beende den furchtbaren Tag und schlaf. Namjoon hat ganz bestimmt nichts dagegen."
Ich gehorche, ohne noch irgendetwas dabei zu denken.Schlaf! Damit der Alptraum ein Ende hat.
Ich schlüpfe aus meinen Sandalen und Shorts und krieche in das Bett, das einen ganz feinen Geruch von Namjoon verströmt.Das nächste, das ich wahrnehme, ist warmer Atem in meinem Nacken und etwas Schweres auf meinem Bauch. Ein Arm.
Okay ... Wo bin ich eigentlich?
Ich öffne meine Augen, kann im Dämmerlicht aber kaum etwas erkennen. Stattdessen höre ich eine leise Stimme sprechen.
"Mist! Guten Morgen, meine Liebe. Hab ich dich geweckt? Das wollte ich nicht. Schlaf einfach weiter, ich bin jetzt auch da."
Zufrieden lasse ich mich in Namjoons Wärme und Geborgenheit sinken und dämmere sofort wieder weg.
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich geschlafen habe, aber Namjoon ist schon vor mir wach, und das will was heißen. Erstaunt registriere ich, wie schön es ist und wie geborgen es sich anfühlt, in den Armen eines geliebten Menschen wach zu werden. Ich kann gar nicht anders, als ein Stückchen rückwärts zu rutschen und mich noch ein bisschen dichter an Joonie zu kuscheln. Sein schlafwarmer Geruch ist angenehm und schon ein bisschen vertraut, was mich überirdisch glücklich macht.Joonie schnurrt wie eine Katze.
"Guten Mittag, Schlafmütze. Welch angenehme Überraschung hat mich heute Morgen in meinem Gemach erwartet. Ich hoffe, du konntest nach der Horrornacht trotzdem gut schlafen, Liebes."
"Sehr gut. Seit du da warst. Ist es wirklich schon Mittag?"
"Fast 14.00 Uhr. Meine übliche Zeit."
"Warst du schon bei den anderen? Wie geht es Tae?"
"Als ich heute Morgen gekommen bin, war Hobi schon auf den Beinen. Er hat So-Ra in Schach gehalten, Taes Familie ist inzwischen hier. Und er hat meinen Anwalt von neulich kontaktiert, der sich unendlich gefreut hat, dass wir ihn immer am Wochenende brauchen. Er will aber erstmal mit dir telefonieren, wenn ich das richtig mitgekriegt habe. Ich bin dann halt ins Bett."
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...