Der Wecker klingelt wieder viel zu früh, aber wir haben bis zur Gala nur noch 36 Stunden. Und wir müssen ja irgendwie umschalten von Jimins vorsichtigem Mut zu dieser nächsten großen Herausforderung. Also werfe ich entschlossen die Bettdecke zur Seite, schwinge schon sehr viel weniger entschlossen die Beine aus dem Bett und beschließe ziemlich unentschlossen, dass ich auch in fünf Minuten noch aufstehen kann. Stattdessen gähne ich, dass es 'Yoongi Löwengähnen' alle Ehre gemacht hätte, und recke mich ausgiebig.
Man sagt doch 'eine Minute richtig recken ersetzt eine halbe Stunde Schlaf.' Oder so.Mein Körper sieht das anders und sackt trotz ausgiebigen Streckens wieder auf der Bettkante zusammen. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen wie ein kleines Kind. Hinter mir kichert es. Doch Namjoon wird schnell wieder ernst.
"Ich versteh dich ja - das war gestern wirklich extrem herausfordernd. Aber wir müssen heute die Kurve kriegen, sonst wirds morgen eng. Huschhusch, unter die Dusche."
Mit einem Küsschen und erstaunlich viel Energie schiebt er mich von der Bettkante und zwingt mich so, tatsächlich aufzustehen. Ich schleiche ins Bad und gönne mir eine heiße Dusche.Noch vor dem ganz großen morgendlichen Ansturm auf Seouls Straßen stellen wir eine Stunde später das Auto auf den Parkplatz am Zaun der Villa und machen uns zu Fuß auf den Weg nach oben. Diesmal sind die Teams der Fernseh- und Radiosender rechtzeitig da zum Aufbau und schaffen es darum friedlich, die vorgegebenen Plätze wie gebucht aufzuteilen. Der Caterer testet die Grenzen der Kühlmöglichkeiten aus, Jin steckt mittendrin. Ein penetrantes Piepen deutet an, dass im Saal grade die hydraulische Bühne umgestaltet wird.
Lieferwagen spucken Menschen und Kisten aus, Lebensmittel, Tombolapreise, Technik, dekorative Pflanzen. Werbematerial der eingeladenen Einrichtungen und Vereine wandern entlang einer Kette von fleißigen Menschen zügig die Treppe rauf.
Oben wird die Tombola aufgebaut. Aus dem ersten Stock dringen Hiphop-Klänge.
Hm. Dann sind die Tänzer da, um zu üben. Und ... dann ist auch Hoseok da! Nicht jetzt, Nelli. Grade sind alle so gut eingespielt!Namjoon verschwindet in sein Büro, ich gehe in den Saal - und bleibe erstaunt stehen. Der Durchblick in den Park ist immer wieder schön, aber was ich da grade sehe, hätte ich niemals erwartet. Draußen befreien Jimin und Taehyung die große Terrasse und alle Ebenen bis runter zum Garten von Schnee, Eis, Dreck und dem letzten Laub vom Herbst. Jimin hat ein Gerät, das mit Hochdruck und heißem Wasser wirklich alle Reste davonschwemmt, Tae folgt ihm auf dem Fuße mit etwas, das wohl heiße Luft produziert, denn statt spiegelglatt zu gefrieren, sind die Natursteinfliesen kurz darauf trocken. Jimin entdeckt mich im Saal, winkt mir kurz zu und lächelt, mein Herz macht einen Hüpfer vor Freude. Allerdings bin ich auch verblüfft.
War das gestern für ihn der Befreiungsschlag? Kein Misstrauen, dass wieder was schiefgeht? Keine Panik vor Menschengewühl und Presse? Das ist ein Wunder!Mittendrin in dem ganzen geschäftigen Chaos steht Yoongi wie ein Fels in der Brandung, koordiniert alles, beantwortet Fragen, weist den Weg - und hat die Ruhe weg.
"Guten Morgen, mein Lieber! Was würden wir nur ohne dich tun?"
"Moment, Nelli - ja, die Garderobe ist dort rechts. ... Bitte. -
Naja, wen anderen hier hinstellen, was sonst?"
Er grinst mich an, hält jemand die Tür zum Saal auf, unterzeichnet einen Lieferschein, hakt etwas in einer Liste ab, dirigiert den Getränkelieferanten in die Küche, damit Jin sich kümmern kann, und geht nach draußen. Ich folge ihm. Ich bekomme allmählich eine Ahnung davon, wie er es geschafft hat, drei Studiengänge parallel in Regelstudienzeit durchzuziehen."Au Mann, Nelli. Man sollte meinen, dass die es gewohnt sind, für alle vernünftig zu parken. Kuck dir dieses Hauen und Stechen an."
"Jupp. Allmählich wirds voll. So schön und elegant dieses vordere Gelände geworden ist. Eine Sache haben wir vollkommen verpennt. Die Auffahrt ist zu schmal, um zwei Autos aneinander vorbei zu lassen. Deshalb müssen die ständig aufeinander warten. Wir bräuchten eine zweite Möglichkeit, wo die abfahrenden Wagen gleichzeitig wieder runter fahren können."
Ratlos lasse ich meinen Blick durch den Park schweifen. Yoongis Antwort dauert einen Moment, kommt aber sehr überzeugt rüber.
"Haben wir doch."
"Und wo?"
"Na da!"
Er zeigt in Richtung Pförtnerei und schickt gleich darauf einen Haufen Leute mit Stangen, Seilen und großen Planen um die Villa nach hinten. Ich stehe etwas auf dem Schlauch.
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STAY GOLD
FanfictionEndstation. Sieben junge Männer stranden in einer alten Ruine, gefangen in Scham, Resignation, Schuld, Wut und Angst vor dem Morgen. Ein Teufelskreis. Spirale abwärts. Der Luxus ist verblasst, ihre Lebensträume sind vor die Wand gefahren - nichts ge...