F U N K E
"Greifen wir heute endlich die Schlange an?"
Ungeduldig stöhnte Himmelsmond auf.
"Na schön!"Funke und die Jungen bettelten seit mehreren Sonnenaufgängen, endlich die Schlange zu fangen, die Funke gebissen und auch Himmelsmond angegriffen hatte.
"Jipie!", freute sich Schattenmond und sprang schon abenteuerlustig den Hügel hinauf in Richtung Oase.
Funke sprang ihm hinterher, etwas langsamer gefolgt von Flammenmond und ihrer Mutter.
Himmelsmond brummte, sichtlich nicht erfreut von der Aussicht, dass sie und ihre Jungen gleich einer Giftschlange gegenüberstehen würden.Funke folgte Schattenmond freudig über den Hügelkamm und atmete die frische, durch den Fluss feuchte Luft tief ein.
"Wie finden wir die Schlange überhaupt?", fiel es ihr plötzlich ein.
"Ich fürchte, vorher findet sie uns", knurrte Himmelsmond trocken.
Etwas Unbehagen regte sich in ihr.
Stell dich nicht so an! Es hat so lange gedauert, Himmelsmond hierzu zu überreden!Am Fluss angekommen senkte sie durstig den Kopf und begann, zu trinken, während die kleine rote Kätzin auf die Anderen wartete.
Doch irgendwie fühlte sie sich beobachtet. Die Schlange?
Sofort duckte sie sich sprungbereit."Wann kommt sie endlich?", murrte Schattenmond ungeduldig.
"Freu dich, wenn sie nicht kommt!", fuhr ihn Himmelsmond an. Die zurückgelegten Ohren und das gesträubte Fell der Kätzin verrieten Funke, wie viel Angst sie hatte, auch, wenn sie bereits bewiesen hatte, dass sie Schlangenbisse heilen konnte.
Zum Glück! Sonst wäre ich nämlich tot."Da ist sie."
Die leise Stimme vom hohlen Baum aus ließ die Katzen heftig zusammenzucken."Sonne!", stieß Funke überrascht hervor und drehte sich zu der goldenen Kätzin um. Die letzten Sonnenaufgänge hatte sich die Wüstenkatze im Bau verkrochen, doch nun stand sie auf dem Hügelkamm, wo die Sonne ihr goldenes Fell Strahlen ließ.
"Ja", miaute sie ruhig. "Ich dachte, vielleicht könnte ich euch helfen?"
Bevor jemand widersprechen konnte, maunzte Funke fröhlich: "Sicher! Hast du früher auch Schlangen gejagt?"
Sonnes Blick verdunkelte sich und sie nickte wortlos.
Käferdung! Das ist wohl ein wunder Punkt!"Also? Wo ist die Schlange?", hörten sie Schattenmond ungeduldig murren.
Sonne seufzte und deutete mit der Schweifspitze auf ein dichtes Gebüsch am Flussufer.
"Da ist doch gar nichts!"
Trotzig trampelte der dunkelbraune Kater auf die Stelle zu."Schattenmond! Nicht!"
Himmelsmond schrie erschrocken auf, als ein kleiner, schmaler, peitschenförmiger Körper aus dem Gebüsch vorstürzte.Schneller, als Funke blicken konnte, war Sonne aufgesprungen und in einer einzigen, fließenden Bewegung glitt die hellgoldene Kätzin an ihr vorbei.
Wie ein Lichtstrahl zischte sie durch die Luft und packte die Schlange am Genick, nur eine Schnurrhaaresbreite von Schattenmonds Kehle entfernt.Kräftig bissen die schmalen Kiefer der Kätzin zu, die Schlange erschlaffte und die Jägerin starrte mit weit aufgerissenen Augen auf ihre Beute.
"Das war toll!", quietschte Schattenmond unbekümmert.
Kopfschüttelnd drehte seine Schwester sich zu ihm um.
"Bist du hasenhirnig? Du hättest sterben können!""Keine Sorge, Flammenmond. Leichte Bisse kann ich heilen", beruhigte Himmelsmond, wandte sich dann aber doch zu ihrem Sohn um und tadelte: "Aber sie hat recht, Schattenmond! Das war leichtsinnig von dir. Wenn die Schlange dich mit all ihrem Gift gebissen hätte..."
Sie schüttelte den Kopf, bevor sie ihn zu Sonne drehte.
"Vielen Dank!"
Die Fremde neigte den Kopf, ließ die Schlange auf den Boden fallen und stürzte den Hügel hinauf in den Bau.Was ist nur los mit ihr?, wunderte sich Funke.
Sie ist so... seltsam! Etwas in ihr wollte unbedingt herausfinden, was Sonne, oder auch Sonne die durch Wolken bricht, wie sie sich zuerst vorgestellt hatte, erlebt hatte und verbarg."Funke! Flammenmond! Kommt mal her!"
Schattenmond hatte sich vor der Schlange aufgebaut und stubste immer wieder den schlaffen braunen Körper mit der Pfote an.
Sofort hüpfte Funke auf ihn zu, Flammenmond folgte gemächlicher."Seht her, ich werde diese Schlange besiegen!"
Triumphierend schlug der der toten Schlange auf den Kopf, dadurch zuckte diese kurz, was Schattenmond so sehr erschreckte, dass er zurücksprang und rückwärts in den Fluss fiel.Funke kugelte sich auf dem Boden vor Lachen, Flammenmond schnurrte amüsiert, aber Himmelsmond schaute streng drein.
"Schattenmond, man spielt nicht mit Beute!"Murrend und triefnass stapfte er aus dem Wasser heraus und schüttelte sich, sodass Wassertropfen in alle Richtungen flogen.
Quiekend hüpfte Funke in Sicherheit, sprang dann jedoch selbst ins Wasser, als sie auf eine Stelle trat, die ihr vor Hitze schier die Pfoten verbrannte.
Der dunkelbraune Kater spritzte ihr mit einer Pfote Wasser ins Gesicht, was er mit einer tropfenden Schweifladung des kühles Nass bezahlte."Hey!", protestierte Flammenmond, als sie einige Tropfen abbekam.
"Ach, stell dich nicht so an!"
Schattenmond spritzte sie absichtlich noch mehr nass.
Die kleine Kätzin schnaubte, drehte sich um und Himmelsmond wisperte ihr etwas zu. Aufmerksam spitzte ihre Tochter die Ohren und folgte der Wildkatze.Einen Moment lang blieb Funke neugierig stehen-
Einen Moment zu lange. Schattenmond sprang ihr auf den Rücken und drückte sie unter Wasser.
Kurz, bevor sie panisch wurde, löste er seinen Griff, sodass sie, flink wie ein Wiesel, aus seinen Pfoten entkommen konnte."Schattenmond?", rief ihre Adoptivmutter.
"Was ist?" Ignorant platschte er mit einer Pfote durchs Wasser.
"Ich möchte mit dir reden."
Funke konnte sich nicht mehr zurückhalten und miaute neugierig: "Kann ich auch mit?"
Bedauernd schüttelte Himmelsmond den Kopf und die rote Kätzin ließ enttäuscht die Schnurrhaare hängen.Während Schattenmond aus dem Fluss sprang, beobachtete Funke, wie auf der Wasseroberfläche Ruhe einkehrte und zahllose, winzige Fische darunter hin- und herflitzten.
Sie wartete und wartete auf die Rückkehr der Wildkatzen, immer ungeduldiger knetete sie mit den Pfoten den Boden am Flussufer und sah die Sonne, wie sie sich dem Horizont näherte, bis die junge Kätzin es nicht mehr aushielt.Ein letztes Mal schüttelte sie die Wassertropfen ab und kletterte den Hügel hinauf, wobei sich Sandkörner unangenehm an ihren Pelz hefteten.
"Himmelsmond? Flammenmond! Schattenmond? Wo seid ihr?"
In diesem Moment traten die drei Katzen hinter dem hohlen Baum hervor.
"Was schreist du denn so, Funke?""Wo wart ihr? Ich habe die ganze Zeit auf euch gewartet!", murrte Funke beleidigt.
"Wir haben nur etwas besprochen", erklärte Himmelsmond ausweichend.
Verwirrt stellte sie fest, dass die Jungen bedrückt aussahen.
Worüber...Ihre Frage konnte sie nicht zuende denken, denn die braune Kätzin kam ihr zuvor.
"Ich habe dir doch erzählt, dass ich... wir... bald von hier fortmüssen. Weil die Mondkatze uns zusammenruft. Und es ist so... wir müssen spätestens am nächsten Sonnenaufgang aufbrechen."Verzweiflung stieg in Funke auf wie Hochwasser während einer Flut. Nein. Nein, das kann nicht sein. Nicht schon wieder! Sie konnte es sich nicht ausmalen, wieder allein zu sein. Wieder alles zu verlieren. Plötzlich verspürte sie eine seltsame Taubheit, sie fühlte sich wie eine leere Hülle, als sie wie ferngesteuert nickte und sich im großen, hohlen Baum zusammenrollte.
Es dauerte Ewigkeiten, bis sie einschlief, und als es ihr gelang, warf sich ihr Körper im Schlaf hin und her.
Immer wieder sah sie Falkenfrosts Kopf schlaff in den Sand fallen, ihre Augen glasig werden.
Und jedes Mal hörte sie ihre eigenen Klageschreie und Falkenfrosts letzte Worte.
Finde deine Bestimmung!
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Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-III
Fanfiction»Das Blut des Falken sickert in den Wüstensand und tropft auf die Felsen aus Flammen. Das dunkle Feuer, es wandelt bereits auf finsteren Pfaden. Wo selbst der Boden tödlich ist, dort entspringt das Licht, das Leben ohne Tod. Nur gemeinsam können sie...