Einen Moment lang war Funkenpfote wie festgefroren am Boden, bevor sie sich aus ihrer Starre löste. Das Glücksgefühl beim Schrei des Falken verschwand wie Morgennebel und wich einer kalten Flutwelle der Angst.
»Du hast gesagt, sie sei tot!«, winselte sie in Richtung Schattenschwinge, doch dieser schien ebenso panisch und verwirrt wie sie selbst.»Oh, ich war tot«, höhnte die Kätzin. »Aber ihr ganzen dummen Kätzchen habt nicht bedacht, dass der Wald der Finsternis die gleiche Macht hat wie der SternenClan - nur, dass er sie anders zu nutzen weiß. Ich bin eine Anführerin und das Monster, das dieses erbärmliche Kätzchen« - das galt dem Heiler - »gesehen hat, hat mir nicht all meine Leben genommen.«
Sie trat mit gesträubtem Nackenfell näher.
»So, so. Ihr drei Kätzchen denkt also, ihr wärt ach-so-mächtig und könntet es mit meinen Kriegern aufnehmen? Da muss ich euch leider enttäuschen. Keine Ahnung, was die Sterne sich bei euch erhofft haben.« Ihre Miene versteinerte sich.
»Also - wen von euch soll ich zuerst töten?«Da trat Farnnebel vor und stellte sich zwischen die jungen Katzen und die Silberweiße.
»Töte mich und lass die Kleinen leben. Es sind nur junge Katzen, deren Pfoten falsch gelenkt wurden. Kämpfe gegen mich und lass sie in Ruhe. Sie können nichts für all das, waren nicht einmal geboren beim Frostkrieg.«
Ihre Stimme zitterte nicht, die Zweite Anführerin sah besonnen und tapfer ihrem Ende entgegen.Doch Eisstern lachte nur schallend.
»Wenn ich dich hätte töten wollen, hätte ich das schon längst getan, also geh mir einfach aus dem Weg.«»Nein. Es ist feige, Jungkatzen zu töten.«
»Feige!«,
Nun prustete die Anführerin vollkommen los, doch Funkenpfote wagte nicht, sich zu rühren, denn überall blitzten stechende Augen aus dem Unterholz.
»Siehst du die Schildpattfarbene? Sie ist eine bessere Kämpferin als der Rest von euch zusammen.«»Und woher willst du das wissen?«, noch immer klang Farnnebels Stimme ruhig, doch Funkenpfote sah, wie Wildherz neben ihr unwillkürlich die Muskeln spannte.
»Ich habe sie praktisch jede Nacht beobachtet, seit sie vier Monde alt ist. Und ich denke, wir wissen beide, an welchem Ort ich sie gesehen habe. Und ich kenne zufällig den, der sie trainiert hat...«
Die Köpfe der vier Katzen drehten sich zu der jungen Kriegerin. In den Augen dieser lag nun der blanke Hass, ihre Schweifspitze zuckte, doch sie rührte sich nicht um eine Krallenlänge.»Hm. Ich hatte heute Morgen einen Falken, noch warm. Köstlich!«, schnurrte Eisstern spöttisch und dieses Mal verkrampfte sich Funkenpfote wütend. Die Silberweiße wusste alles über die Prophezeiung, so viel stand fest.
Sie drehte den Kopf in Richtung FlammenClan-Wald.
»Wie schade! Nachdem der Haufen halb durchsichtiger Katzen abgehauen ist, hätte ich eigentlich gedacht, so etwas würde uns nicht mehr passieren. Hagelsturm, hast du etwa nicht aufgepasst?«
Zwischen den Bäumen blitzten Augen hervor, Augen, die Funkenpfote verdammt vertraut waren - Wolkenpfote, Wellensplitter, Domnerbruch...
Dem SternenClan sei Dank, sie sind hier! Aber Eisstern weiß es... Aber welche halb durchsichtigen Katzen? Wovon redet sie da?»Warum tötest du uns nicht einfach?«, wollte Wildherz wissen, das Nackenfell gesträubt.
»Macht es dir Spaß, mit deinen Opfern zu spielen?«»Oh, keineswegs. Oder zumindest... ist das nur ein positiver Nebeneffekt. Nein, ich warte nur auf einen Ehrengast, wenn man das so sagen kann.«
Funkenpfote hatte den leisen Verdacht, dass der »Ehrengast« das Ganze weniger angenehm finden würde.»Ihr habt meinen Vater umgebracht. Meinen Bruder. Aber mich werdet ihr jämmerlichen Kreaturen nicht ermorden können. Ihr seid schwach und wir sind stark. Und ich will und werde Rache nehmen - an euch allen!«
Schauer krochen ihr schleichend wie eine Katze auf der Jagd den Rücken hinunter bei den Worten der Anführerin. Das silberne Mondlicht spiegelte sich in ihren kalten Augen wie dunkles, zersplittertes Eis, ihr Fell schimmerte silbern und der Falke kreiste über ihr.Erneut drehte sie den Kopf, diesmal erst zur NebelClan-, dann zur SturmClan-Seite. Bei Letzterer verharrte sie, zwischen den Heidebüschen erkannte nun auch Funkenpfote die leuchtenden Augen. Eisstern nickte kaum merklich.
»Da ist sie ja. Komm heraus, Windstern!«Tatsächlich - zitternd tappte die Anführerin des SturmClans durch die Violetten Heideblüten auf die Silberweiße zu.
»Es war Notwehr.«In Eissterns Blick flammte ein heißer, glühender Zorn auf.
»Es ist mir vollkommen egal, ob du das wolltest oder nicht. Du hast meinen Bruder umgebracht und du wirst dafür büßen. Blut für Blut! Nach dieser Nacht, du Stück Fuchsdreck, wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein. Zwei deiner Krieger wurden in dieser Nacht schon ermordet, ohne dass du es weißt, oh, du große Anführerin.
Aber lass dir eines gesagt sein.«
Sie machte eine Pause, wie, um sich zu sammeln, schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete, schienen die Flammen in ihren Augen schon am Himmel hochzuzüngeln.
»Niemand lässt Eis brechen.«Und mit diesen Worten prallten EisClan und die vier echten Clans in einem Wirbel aus Krallen und Wut aufeinander.
Panisch stolperte sie umher, wurde sogleich von zwei kräftigen Katern am Boden festgenagelt und, da Kämpfen nie ihre Stärke gewesen war, konnte sie sich nicht befreien. Die Zähne blitzten im Mondlicht, als ein Schwarzer zum Todesbiss ansetzte, da riss Farnnebel ihn von der jungen Kätzin herunter und diese schaffte es, sich unter den Krallen eines Dunkelbraunen hervorzuwinden.
Verzweiflung kochte in ihr hoch, als wieder und wieder Prankenhiebe sie trafen da schoss der Falke wie ein gesprenkelter Pfeil vom Himmel und bohrte immer wieder Schnabel und Krallen in den Rücken des kräftigen EisClan-Katers. Wieder und wieder griff der Falke an, schlug dem Krieger seine Flügel um die Ohren, doch selbst zu zweit schafften es nie beiden nicht, ihn zu besiegen. Der sternenlose Krieger holte zu einem Schlag aus, der so heftig war, dass Funkenpfote schon blasse Sternchen vor ihren Augen tanzen sah.
Sie wollte sich schütteln - doch sah immer noch Sterne. Vom Himmel schien ein regelrechter Sternenregen herabzuprasseln, so viele Katzen mit Sternen in ihren Pelzen stürzten hinab, mit glühenden, ausgefahrenen Krallen.
Der SternenClan! Sie helfen uns!Das dachte sie zumindest - bis sie die andere Seite des Himmels sah. Der Himmel schien noch finsterer geworden zu sein, die Katzen mit flammenden Augen und struppigen Pelzen sprangen förmlich hinab, an der Spitze ein Kater, der ein Ebenbild Eissterns zu sein schien.
Das hier war kein Kampf zwischen Clans mehr.
Es war ein Krieg des Himmels.
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Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-III
Fanfiction»Das Blut des Falken sickert in den Wüstensand und tropft auf die Felsen aus Flammen. Das dunkle Feuer, es wandelt bereits auf finsteren Pfaden. Wo selbst der Boden tödlich ist, dort entspringt das Licht, das Leben ohne Tod. Nur gemeinsam können sie...