Prolog

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Immer höher schlugen die finsteren Flammen, die dunkler schienen als die Nacht selbst, sie kletterten die Felswände der durch ihren blutroten Schein beleuchteten Höhle hinauf und wollten durch die massiven Felswände brechen.

Verzweifelte Schreie klangen durch die Höhle, Schreie von verängstigt hin- und herrasenden Katzen. Selbst ihre Pelze schienen zu brennen und jede Katze, die die Schattenflammen berührte, kreischte vor Schmerzen auf wie ein Kojote im Todeskampf.

Einige Wenige schafften es, durch den Rauch und die Schatten aus der Höhle zu fliehen, hinaus in die eisige Kälte der Wüstennacht. Der vom Mondlicht beschienene Sand färbte sich blutrot, wo vorher Silber war.
Wenn man nichts vom lodernden Feuer wusste, wirkte die Wüste nur wenige Hügel entfernt friedlich und kalt.

Aus den Flammen formten sich schattenhafte Gestalten, die sich auf die Katzen stürzten und jedes ihrer Opfer ging mit herzzerreißenden Klageschreien zu Boden.
Ein noch lauterer Ruf zerfetzte die Luft wie ein Krallenhieb:
"Alle Katzen raus hier!"

Immer mehr Katzen strömten aus der Höhle heraus, sammelten sich rund um einen braun getigerten Kater.
Ihre Pelze selbst hatten Feuer gefangen und ließen die Katzen sich qualvoll auf dem Sand winden, während gurgelnde Laute aus ihren blutenden Kehlen drangen.
Der Strom der Fliehenden brach so plötzlich ab wie der Todesschrei eines Beutetieres, und nun schienen die gesamten Felsen, die die Höhle umschlossen, in dunklen, blutroten Flammen zu stehen.

Die versprengten Katzen drängten sich zusammen und starrten mit panisch aufgerissenen Augen auf die brennenden Felsen. Ihr Zuhause.
Der Braune öffnete die Schnauze und wollte etwas sagen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt, wie er seine Heimat verbrennen sah.

Eine rote Kätzin, deren Fell durch die Flammen erleuchtet wurde, ließ ihren Blick über die Menge schweifen, bevor sie mit stockender Stimme krächzte: "Wer fehlt?"

Ängstliches Gemurmel unter den Katzen, dann hoben sich drei oder vier Stimmen über die Anderen.

"Zu viele. Wolke fehlt und Flamme."

"Zweig und Elster fehlen auch. Und Stern!"

"Hat jemand Sonne gesehen?"

"Echo! Wo bist du?"

"Ruhe bitte!", ordnete die Rote an. "Viele unserer Gefährten fehlen, aber vielleicht sind sie nur in die falsche Richtung geflohen?
Felsenseher, was meinst du?"
Etwas verzweifelt sah sie den braun getigerten Kater an.

"Neun. Neun Katzen sind übriggeblieben. Der Rest ist tot."
Ausdruckslos klang seine Stimme.

"Aber was sollen wir denn jetzt tun?"
Ängstliche Stimmen wurden laut.

"Dieser Ort ist verflucht. Wir haben keine Heimat mehr.
Der Stamm ist tot."

"Sag das nicht, Felsenseher! Du weißt, wir haben schon viel schlimmere Dinge durchgemacht! Glaube mir, wir schaffen das. Wir müssen nur warten, bis das Feuer erloschen ist und dann..."
In den hoffnungsvollen Augen der Roten spiegelten sich die dunklen Flammen.

"Vielleicht... vielleicht gibt es noch Hoffnung. Aber der Preis ist zu hoch."

"Kein Preis ist zu hoch, um den Stamm zu retten! Wenn wir irgendwie überleben können, dann sag uns, wie!"

"Wir müssen zurück zu unseren Ursprüngen. Dorthin, woher wir gekommen sind. Aus Vieren Fünf machen."

Verwirrt und verängstigt starrten die Versammelten ihn an, während hinter ihnen die Sonne ebenso blutrot ihre ersten Strahlen zeigte wie die Flammen, die einen feurigen Schein auf die Pelze der Katzen hinterließ.

Unermüdlich brannte das lodernde Blut, und als die Flammenfarbene aufblickte, erblickte sie eine gewaltige Sturmwolke in derselben Farbe.

In Rot schien alles getaucht zu sein.
Die Felsen.
Die Katzen.
Der Himmel selbst.

Als die neun Überlebenden sich den Hügel hinunter davonmachten, mit noch immer weit aufgerissenen Augen, da fiel über sie ein unscharfer Schatten.
Nicht dunkel war er, und doch schien der Schatten von einer schier unendlichen Tiefe zu sein.
Langsam formte sich seine Gestalt, der Braune erkannte spitz zulaufende Flügelspitzen, einen schmalen Schwanz.

Und im selben Moment, in dem ein durchdringender Schrei die Luft zerschnitt, landete sanft wie das Plätschern eines Baches eine Feder im rot gefärbten Wüstensand.

Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt