64. Kapitel

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!!Achtung! Dieses Kapitel ist wirklich blutig und brutal. Wer so etwas nicht abkann, überspringet es besser!!

Blut, Krallen, Jaulen sterbender Katzen. Die ganze Welt schien nur noch aus grässlichen Schreien und spritzenden Blutstropfen zu bestehen -
Und Eisstern hätte es nicht besser gehen können.
Die Auserwählten waren ihr praktisch egal, solange sie ihr nicht im Weg herumstanden. Denn sie würden so oder so sterben. So wie jeder Krieger sterben würde in dieser Nacht. Jede Katze mit Sternen im Pelz würde sich ins Nichts auflösen, bis nichts mehr da war, an das die Clans glauben konnten. Jeder Krieger würde fallen in dieser Nacht und nie wieder aufstehen.

Sie würde sich rächen.
Zahllose Monde lang hatte ihr Clan gegen den Hunger kämpfen müssen, hatte ein hartes, skrupelloses Leben geführt und war von den anderen Clans wie Dreck behandelt worden, als wären sie nichts weiter als Streuner oder Hauskätzchen. So oft hatten sie Frieden gewollt und der SternenClan hatte ihn zerstört, alle EisClan-Anführer vor ihr waren den Clans zum Opfer gefallen.

Das war jetzt vorbei. Nach dieser Nacht würde der EisClan allein die Territorien besitzen, wenn sich die Clans nicht unterwarfen.
Doch das würden sie nicht, das wusste Eisstern. Dafür waren sie zu stolz. Zu dumm.
Also würde sie Windstern schwer verletzen, und dann würde sie vor ihren Augen alle Katzen umbringen, die der SturmClan-Anführerin etwas bedeuteten, einfach, um sie denselben Schmerz spüren zu lassen wie den, den Eisstern selbst verspürt hatte, als sie Froststerns leere Augen gesehen hatte.

Ihr Bruder kämpfte vermutlich gerade im Himmel gegen ein paar Sternenkrieger, die ihm definitiv nicht gewachsen waren.
Die Auserwählten würden innerhalb des Gefechtes ohnehin sterben - sie sah jetzt schon zwei dunkelgraue Kater nebeneinanderliegen, eine goldene Kätzin und eine Hellrote, deren letzte Tropfen Leben gerade aus ihren Körpern sickerten.

Wo ist dieses vermaledeite Stück Fuchsdreck?
Da, der viel zu vertraute grau-braune Pelz der Mörderin! Eisstern setzte über den schlaffen Körper einer Schülerin hinweg und grub die Krallen tief in Windsterns Pelz. Sie würde leiden, so wie Eisstern selbst wegen ihr gelitten hatte.

Windstern kreischte auf, doch das ließ das Feuer in ihr nur noch höher schlagen, am ihrem Herz hochzüngeln. Sie wollte nichts mehr, als sich zu rächen und kratzte ihrer Feindin Fell und Haut vom Körper. Schreie zerrissen die Luft, Blut spritzte und befleckte ihr silberweißes Fell, leuchtende Sprenkel auf hellem Grund.

Windsterns Fell färbte sich rot, Blut floss auf den bemoosten Boden und ihre gequälten Schreie wurden zu einem grausigen Röcheln - Musik in ihren Ohren.
Eisstern wollte nichts, als sie leiden zu sehen, verbiss sich in ihrem Hals und fetzte ihr den Rücken auf. Eine Blutlache breitete sich um die Anführerinnen aus, und obwohl Windsterns Haut halb aufgekratzt war, stand die SturmClan-Kätzin unter einem Hagel aus Krallenhieben auf.

Keine Schreie mehr. Windstern schlug nach ihr, und Eisstern begann, zu verstehen, warum sie Anführerin geworden war. Nicht, dass ihr Selbstvertrauen oder ihre Autorität groß genug dafür waren, doch jetzt kämpfte Windstern weiter. Für ihren Clan.

Der Kampf schien sich zu drehen, ein krallenbewehrter Hieb schlug Eisstern die Pfoten unter dem Körper weg. Ihre Widersacherin nagelte sie an den Boden, aus allen Wunden blutend, ihr riss ihr ihrerseits die Haut auf.

Glühender Schmerz. Flammende Wut. Sie bäumte sich auf, schlug Windstern die Zähne in die Schulter, bis ein grausiges Knirschen ertönte. Die Graubraune heulte erneut auf und grub die Klauen so tief in ihren Bauch, dass Eisstern von ihr abließ. Doch die SturmClan-Anführerin schlug die Krallen immer tiefer in ihr Hinterbein, riss ihr das Fell aus und glühende Schmerzen zuckten durch sie hindurch, entzündeten ein Meer aus züngelnden Flammen des Hasses.

Die beiden wanden sich, schlugen noch weiter aufeinander ein und zerrissen sich die Haut. Eissterns Hinterbein knirschte zwischen den Fängen ihrer Feindin, bis es in einem unnatürlichen Winkel abstand. Doch sie spürte es nicht, zu heftig war der Schmerz bereits. Sie war beinahe blind vor Qualen, da rührte sich Windstern nicht mehr.

Und es war ihr egal. Die Feindin hatte neun Leben und die musste sie ihr alle nehmen. Eisstern nahm all ihre verbliebene Kraft zusammen und schlug die Krallen in Windsterns Genick, wieder und wieder, bis ihre Pfoten blutgetränkt waren und die Knochen ihrer Feindin sichtbar. Wie sie so auf den blutigen Körper blickte, flackerten Bilder in ihrem Geist hoch.

Silberweißes Fell. Blutbefleckt.
Eisblaue Augen. Stumpf und leer.
Ein Schrei aus ihrer Kehle, als sie zum Leichnam stürzte.

Sie hieb ihre Zähne mit aller Macht in die Knochen, bis sie brachen. Von irgendwo ein Schrei, dann gruben sich Krallen in ihren Pelz.

Der rote Kater. Mit Grabesstimme und blutbeflecktem Fell.
»Es war ein junger Krieger des SturmClans.«

Immer! Immer war der SturmClan schuld an den Tragödien! Sie riss weiter an Windsterns Pelz, die Augen waren stumpf und leer wie ein ausgetrockneter See.

»Es tut mir leid, Eispfote. Ich konnte es nicht verhindern.«

Die ganze Welt schien nur noch aus Blut zu bestehen, ihr eigenes Blut, das aus ihrem verletzten Körper rann. Windsterns Blut, dass sich in den trüb ins Leere starrenden Augen sammelte. Das Blut all der Katzen, die um sie herum kämpften.

»Aber das Leben geht weiter. Rattenstern wird in seine Pfotenstapfen treten. Der EisClan wird überleben.«
Hoffnungsvolle Blicke. Der braune Kater mit riesigen Zähnen, der vortrat.

Sie hatte sich gerächt. Sie hatte ihre Feindin sterben lassen, langsam und qualvoll, und wenn ihr erbärmlicher Geist jemals zum SternenClan aufstieg, würde er zusehen, wie alle Katzen starben, die Windstern etwas bedeuteten. Und sie würde nichts dagegen tun können.

»Und den nächsten Kampf werden wir wieder gewinnen.«

Doch nichts davon verschaffte ihr Genugtuung. In ihrem Blutrausch biss und kratzte sie nach allen Seiten, schlug die Zähne in alles, was sich bewegte. Alle Krieger mussten sterben, als Strafe für das, was sie ihrem Clan angetan hatten! Nach dieser Nacht würde es keinen SternenClan mehr geben, dafür würde sie sorgen.

Klageschreie. Grausame, animalische Klänge.

Blind vor Schmerz und Zorn brach sie alle Knochen, die zwischen ihren Zähnen landeten, zerfetzte alle Pelze und riss alles in Stücke, was in ihre Reichweite kam. Sie war ein Monster, eine wütende Furie, die alles tötete, was sie erreichen konnte.

Doch ihre Hiebe wurden immer schwächer, die Schmerzen dröhnten in ihren Ohren. Ihre Sicht verschwamm immer weiter, als würde sich ein unbarmherziger Nebel über ihre Augen legen.  Sie spürte Klauen an ihrem Pelz reißen, dann brach sie zusammen, ein letzter Schrei von damals hallte in ihr nach.

»Eisstern ist tot!«

Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt