47. Kapitel

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»Wer als Erster bei der Sterneneiche ist!«
Das ließ sich Funkenpfote nicht zweimal sagen. Seite an Seite mit Wolkenpfote und Fuchsflamme stürmte sie los, raste von Schatten zu Schatten und hielt auf den gewaltigen Stamm der Sterneneiche zu, die vor ihnen aufragte. Immer schneller flogen ihre Pfoten dahin, sie fühlte, wie sie eins mit dem sanften Wind wurde, der die frischgrünen Blätter der Bäume wispern ließ. Sie hatte einen Vorsprung vor ihren Freunden, sie würde es schaffen!

Nein, das würde sie nicht. Das bemerkte sie spätestens, als sie gegen einen breiten Buchenstamm prallte. Ein flammender Schmerz schoss durch ihren Kopf und sie kugelte leise fluchend in ein Farngestrüpp.
»Ähm... hallo?«, fragte sie etwas empört und mit noch immer brummendem Schädel.

Tatsächlich, da standen Wolkenpfote und Fuchsflamme über ihr und prusteten los.
»Du siehst aus wie ein Käfer, der auf dem Rücken liegt!«, kicherte Fuchsflamme.

»Du!«, quiekte Funkenpfote mit gespielter Wut und stürzte sich mit voller Wucht auf die rote Kätzin, nur wenige Herzschläge später rollten sie in einem Knäuel aus flammenfarbenem Fell auf dem Waldboden herum.

»Tja, ich schätze, ich habe gewonnen!«, schnurrte Wolkenpfote, der bis zum Stamm der Sterneneiche vorgelaufen war.

»Das zählt nicht!«

»Tut es doch!«

»Ihr benehmt euch wie Junge! Kugelt auf dem Boden herum als wärt ihr Hauskätzchen. Und nennst du das Kampfzüge, Funkenpfote? Das ist doch lächerlich.«
Wellensplitters Stimme hallte von den Bäumen wider und Funkenpfote fuhr zu ihrer Mentorin herum. Zersplittertes Eis funkelte in ihren Augen.

»Kannst du mich nicht auch mal Spaß haben lassen?«, stöhnte die kleine rote Kätzin genervt.

»Spaß? Mit Spaß wirst du auch nicht zu einer besseren Kriegerin!«, fauchte die dunkelgrau-weiße Kätzin.

»Na, dann hattest du wohl viel Spaß als Schülerin«, wollte Funkenpfote sie necken, ahnte jedoch fast sofort, dass das ein Fehler gewesen war, als sie Wellensplitters Nackenfell sah, an dem sich die feinen Häärchen sträubten wie elektrisiert.

»Es reicht!«, schrie die Kriegerin so heftig, dass Wolkenpfote kurz mit allen vier Pfoten in die Luft sprang und Funkenpfote sich wie ein Rehkitz auf den Boden presste.
»Ab morgen einen Halbmond Zeckendienst!«
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand mit noch immer wütend gesträubtem Fell im dichten Unterholz und ein kleines weißes Fellbüschel blieb an einem Ast hängen.

»Riecht ihr das?«
Irritiert öffnete Funkenpfote bei Fuchsflammes Worten das Maul ein Stück, ließ die frische, vom Beuteduft schwere Luft über ihre Riechzellen gleiten.
»Was miaust du denn da?«, wollte sie verwirrt wissen. »Hier riecht es doch nur nach... naja, nach Wald eben! Was ist denn daran so unnormal?«

Fuchsflammes ohnehin schon große Augen wurden noch größer, als sich ihre Pupille angstvoll weitete. Unwillkürlich spannte sich jeder Muskel unter ihrem dunkelroten Fell an und ihr Schweif peitschte aufgebracht.
»Ihr nasenblinden Mäusehirne!«, sagte sie, doch kein Humor schwang in ihrer Stimme mit. »Hier stinkt es so stark, als wären Füchse hier gewesen. Nur, dass es keine Füchse waren...«

Nun witterte Funkenpfote auch einen unangenehmen Gestank nach Zweibeinern, Krähenfraß und Blut. Beunruhigt stellte sich auch ihr Nackenfell auf.
»Was ist das?«, wollte sie verwirrt wissen. Nicht einmal der SturmClan stank so heftig nach Zweibeinern und alle anderen Clans waren viel zu weit weg. Es roch unverkennbar nach Katze, nach vielen Katzen, doch dem FlammenClan waren keine Streuner aufgefallen, die in der letzten Zeit ihr Unwesen im Wald getrieben hatten.

Wolkenpfote schien noch immer nichts zu riechen oder hatte zumindest genauso wenig Ahnung wie Funkenpfote. Fuchsflammes Muskeln waren zum Zerreißen gespannt, als sie panisch miaute: »Das riecht wie der EisClan! Ihr wisst schon, der Clan ohne Sterne. Der Clan, der uns angegriffen hat. Unser größter Feind! SternenClan, was machen wir jetzt nur?«

Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt