W I L D P F O T E
Blicke. Überall Blicke, die sich in ihren Pelz bohrten wie tödliche Klauen. Überall wurde sie beobachtet von ihren eigenen Clangefährten. Ihr Clan, der ihr eigentlich vertrauen sollte.
Der Clan, dem sie selbst eigentlich vertrauen sollte.
Doch sie tat es nicht. Und auch sonst tat es niemand. Niemand glaubte ihr, dass sie nicht sie selbst gewesen war, sondern dieses Monster, das in Augenblicken unerträglicher Wut Besitz von ihr ergriff.
Außer Blitzpfote. Blitzpfote, die selbst das Opfer gewesen war. Aber vermutlich lag es genau daran. Ihre Schwester glaubte ihr, weil sie es selbst gesehen, gespürt hatte.
Wildpfote wusste, dass Aschenschwinge ihre Anführerin gebeten hatte, sie zu verbannen, da sie »eine Gefahr für den Clan« darstellte. Aschenschwinge, der ihr im Wald der Finsternis vorgeworfen hatte, sein Leben zerstört zu haben.
Als er es getan hatte, hatte sie keine Ahnung gehabt, dass es der dunkelgraue Krieger war. Sie war so dumm und naiv gewesen. Noch immer hatte sie keine Ahnung, was genau es mit der Prophezeiung auf sich hatte, doch etwas sagte ihr, dass Aschenschwinge nicht gelogen hatte.
Wie ironisch, dass ich ausgerechnet ihm glaube!Den Morgenhimmel über ihr überzogen goldene Wolkenfetzen, am Horizont schoben sich feuerrote Strahlen in den Himmel und ließen die Heide flammend aufleuchten und Wildpfotes Pelz mit Blut durchtränken, während sie vom Lager wegstapfte. Ihre Wunden schmerzten mit jedem Schritt, doch ihre Pfoten trugen sie unaufhörlich voran, bis vor ihr wie ein riesiger Reißzahn der Falkenberg aufragte und den finsteren Schatten auf die junge Kätzin warf.
Ohne zu zögern stopfte sie jede Angst, jeden Überlebensinstinkt tief in eine der entlegensten Ecken ihres Kopfes und setzte eine Pfote nach der anderen auf, krallte sich mit aller Kraft in den Schlitzen des Felsen, wo sich Wind und Pflanzen in unzähligen Monden Pfade gegraben hatten.
Es war dumm, das wusste sie. Doch es war die einzige Möglichkeit, den Kampf und den Wald der Finsternis zu vertuschen. Einen Schüler oder Krieger konnte sie vielleicht täuschen, doch Moosstrahl würde sofort erkennen, dass diese Wunden von Krallen gerissen wurden.
Wenn sie behauptete, sie hatte einen Falken fangen wollen, um zu beweisen, dass sie eine treue und für den Clan wertvolle Katze war, würde jede Katze ihr glauben.Bis auf Aschenschwinge. Der dunkelgraue Krieger wusste davon, was wirklich passiert war und selbst, wenn er es nicht tun würde, hätte er ihr nie Glauben geschenkt, einfach aus Prinzip.
Immer war der Bruder ihres Vaters für ihre Probleme verantwortlich! Immer...
Wobei der Rest des Clans auch nicht gerade hilfreich war, wie sie sie anstarrten, als würde Wildpfote plötzlich die Beherrschung verlieren und ihnen allen die Kehlen aufschlitzen.
Als ihre Pfote kurzzeitig den Halt verlor, riss der Schock sie in die Wirklichkeit zurück und schon ertönte über ihr der erste durchdringende Falkenschrei.Seit Katzengedenken nisteten die Falken auf der Spitze des Berges, zogen ihre Jungen auf und beschützten diese brutal und ernergisch mit Krallen und Zähnen.
Auf ihren schildpattfarbenen Pelz fiel der Schatten des Raubvogels, Krallen gruben sich schmerzhaft in ihren Rücken und rissen sie in die Luft, doch der Falke konnte sie nicht tragen und ließ sie fallen. Einen Moment lang rauschte sie von Angst gelähmt durch die Luft und machte sich auf den kurz darauf folgenden Aufprall gefasst, der ihr alle Luft aus den Lungen presste. Sie verkniff sich ein Jaulen, als der Vogel ihr den Schnabel in den Nacken schlug, sammelte all ihre Kräfte, kam strauchelnd auf die Pfoten, drehte sich und schlug dem Falken ihrerseits die Krallen in den Flügel.Ein grausiger Schrei drang aus der Kehle ihres Gegenübers, als sie ihre Zähne tief in den Bauch des Greifvogels grub. Sie rollte sich herum, die Zähne tief im Fleisch vergraben, sodass sie nun oben lag, und fetzte dem Feind wütend die Federn vom Leib.
Die heftige, schmerzhafte Gegenwehr des Falken wurde zu einem schwachen Zucken. Wildpfote nutzte ihre Chance und verbiss sich im Hals des geschwächten Vogels.
Tiefer, immer tiefer drangen ihre Fangzähne ein. Dann ein Knacken.
Der Falke erschlaffte, sein Kopf sackte zur Seite und ein dünnes Rinnsal aus Blut quoll aus seinem Hals.
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Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-III
Fiksi Penggemar»Das Blut des Falken sickert in den Wüstensand und tropft auf die Felsen aus Flammen. Das dunkle Feuer, es wandelt bereits auf finsteren Pfaden. Wo selbst der Boden tödlich ist, dort entspringt das Licht, das Leben ohne Tod. Nur gemeinsam können sie...