S C H A T T E N P F O T E
Schattenpfote blinzelte; er taumelte auf die Pfoten und sah sich um. Unter ihm befand sich nicht Moos, wie erwartet, und auch nicht der Schlamm im NebelClan-Territorium, nein, unter seinen Pfoten spürte er etwas Hartes, Schwarzes, wie der dunkle Stein, aus dem Donnerwege gemacht waren.
Wo bin ich? Verwirrt schaute er sich um; er war umgeben von hohen, stinkenden... Was sind diese Dinge überhaupt?
Nur durch einen Spalt drang gleißend helles Licht herein. Zögernd trat er einen Schritt nach dem amderen darauf zu.
Schattenpfote richtete seine himmelblauen Augen genau auf den Spalt.Vor ihm sah er eine enge, schmale Gasse, in der ein seltsam helles Dämmerlicht herrschte.
Zahllose Katzen schlichen hin und her, von einem Schatten zum Nächsten.Sollte er versuchen, zu fliehen?
Er hätte keine Chance gegen die ausgewachsenen Katzen, die zwar spindeldürr waren, aber dennoch unter ihren Pelzen spielende Muskeln besaßen. Von seiner Schulter tropfte Blut auf den harten dunklen Boden.Eine klare, laute Stimme hallte durch die Gasse.
Froststerns Stimme."Katzen des EisClans! Heute haben wir uns versammelt, um einen neuen Krieger willkommen zu heißen. Wer das sein wird, werden wir wohl sehen.
Taupfote, Hagelpfote, tretet vor!"
Soll das eine Kriegerprüfung sein? Verwirrt steckte er nun den ganzen Kopf nach draußen und sah inmitten der Katzen, die eine Art Kreis gebildet hatten, zwei Jungkatzen.
Die eine war eine winzige, dürre Kätzin mit hellbraunem Pelz und ihr Gegenüber ein langbeiniger dunkelbrauner Kater."Einer von euch wird heute Krieger werden. Der, der am meisten Mut und Kampfgeschick beweist, denn nur die Stärksten können Krieger werden. Wenn der Clan überleben soll, braucht er starke Krieger!
Wie immer gelten die Regeln:
Erstens: Niemand verlässt den Kreis. Wenn doch, hat derjenige verloren.
Zweitens: Niemand lenkt die Kämpfenden ab.
Drittens: Wer aufgibt, verliert. Wenn niemand aufgibt, verliert der, der zuerst kampfunfähig ist."
Heiliger SternenClan, das heißt, sie kämpfen und nur der Gewinner wird Krieger? Wie grausam ist das denn?
Eine verzweifelte Stimme erhob sich.
"Froststern, muss das denn jedes Mal sein?""Ja, Sturmnacht."
"Aber warum? Warum können nicht alle Krieger werden?"
Eine schwarze Kätzin mit gelbbraunen Flecken war vorgetreten und stellte sich nun schützend vor die Jungen Katzen."Glaub mir, wenn ich es könnte, würde ich es so machen." Schattenpfote meinte, einen Hauch Wärme in Froststerns Worten zu hören.
"Aber im Zweibeinerort gibt es nicht genug Futter für alle und so müssen wir wenigstens die stärksten Katzen ernähren. Solange wir hier leben müssen, haben wir keine andere Möglichkeit."Schattenpfote war entsetzt. Das hieß, diese Katzen mussten so leben, weil die Clans sie nicht akzeptieren?
Das kann doch nicht sein!"Möge der Kampf beginnen!", heulte Froststern, seine Rufe hallten an den Wänden der Gasse wider, und als auch die letzten Klänge verhallt waren, stürzten sich die Schüler aufeinander, ihre Krallen wirbelten durch die Luft und der größere Kater stieß seine kleine Baugefährtin um wie einen Stein, doch diese rammte ihm mit voller Wucht die Hinterläufe in den Bauch, sodass er zurückgeworfen wurde.
Mit einer gleitenden Bewegung kam die Dürre Kätzin auf die Pfoten und täuschte einen Schlag auf der rechten Seite an, worauf der Kater hereinfiel und sie ihm gegen die linke Schulter schlagen konnte.
Sie kämpfen wie Krieger.
Vor Schock gelähmt starrte Schattenpfote die Kämpfenden an, wollte sich dazwischenstellen und sagen, dass sie bestimmt einen Kompromiss mit den Clans eingehen konnten -
Doch er traute sich nicht. Und dafür verfluchte er sich selbst, wieder und wieder hallte ein Wort in seinem Kopf.
Feigling.
Feigling.
Feigling.Erneut sprangen die Katzen aufeinander los, diesmal trieb der Kater die Kätzin bedrohlich nahe an den Rand des Kreises aus Katzen heran.
In den Augen der Schüler erkannte der graue Kater Verzweiflung, dass sie gegen ihre eigenen Bau-, vielleicht sogar Wurfgefährten kämpfen mussten, aber auch bittere Entschlossenheit.Schließlich packte der Dunkelgraue die Dürre am Genick und schleuderte sie mitten in die Katzenmenge -
Außerhalb des Kampfkreises.
Rufe brachen zwischen den Katzen aus, Glückwünsche und mitleidige Rufe."Wir haben einen Gewinner!", rief Froststern und sprang vor den jungen Kater, sodass Schattenpfote ihn nun erkennen konnte, seinen schneeweißen Pelz, unter dem kräftige Muskeln spielten, die schier Funken sprühenden, eisblauen Augen und die hellsilbernen Klauen.
"Hagelpfote!
Der Clan gratuliert dir zu deinem Sieg und wir freuen uns, dich als Krieger wilkommenheißen zu können!
Schwörst du, deinem Clan mit deinem Leben zu schützen und bei unserer wohl oder übel notwendigen Rebellion gegen die Clans zu unterstützen?"
"Natürlich!", schnurrte der Kater.
"Dann wird dein Name von nun an Hagelsturm lauten und von jetzt an bist du ein offizieller EisClan-Krieger!"
Seltsame Worte für eine Zeremonie!, fand Schattenpfote, während der Clan, einige Katzen lauter, andere leiser, den neuen Namen des Katers rief.
Nur die dürre Schülerin, die Verliererin, rief nicht mit.
Keine Katze beachtete sie, als sie durch die schmale Gasse davontappte. Voller Enttäuschung ließ sie den Kopf hängen.Was mache ich eigentlich hier?
Er nahm all seinen Mut zusammen und trat einen Schritt aus dem Spalt heraus. Dann zwei. Drei.
Über ihm türmten sich die Wände der Gasse zusammen wie ein schwarzer Himmel, der ihn zittern ließ."Aha, unser Gast!", höhnte ein Kater, ein schwarz-weißer mit blitzenden gelben Augen. Schattenpfote sträubte sich das Fell, als er in ihm einen seiner Angreifer erkannte. Er wollte angsteinflößend fauchen, doch nur ein schwaches Wimmern drang aus seiner Kehle.
Sofort drehte sich auch der neue Krieger Hagelsturm um, der ihn triumphierend anstarrte.
"Was will der denn hier?"
Froststern baute sich vor Schattenpfote auf und seine Stimme dröhnte laut wie das Brüllen eines Löwen."Das, meine Freunde, ist ein NebelClan-Schüler, den Dachsklaue und Felsensturm beim letzten Kampf gefasst haben.
Liebend gern würde ich ihn freilassen,", er schien es ernst zu meinen, als er mit echter Bedauerung auf ihn hinabstarrte, "aber er kennt die Prophezeiung. Er weiß von den Gefangenen, hat sogar mit ihnen gesprochen und nicht einmal der Wald der Finsternis weiß, was sie ihm gesagt haben.Das Schlimmste ist aber..." er legte eine Pause ein, bevor er weitersprach, "dass er ein Auserwählter ist, wie mir Eis erzählt hat. Dazu bestimmt, unseren Clan zu zerstören!"
Mehrere Katzen schnappten entsetzt nach Luft, Rufe wurden laut.
"Töte ihn!"
"Bring ihn um!"
"Schlitz ihm die Kehle auf!"SternenClan, steh mir bei!, betete er still in sich hinein.
Sie werden mich töten!"Natürlich ist das der einfachste Weg", erklärte der Weiße, "aber wie ihr wisst, haben wir bereits eine Auserwählte. Zudem, glaubt ihr, dass die Clans uns akzeptieren würden, wenn wir ihn töten?
Nein. Ich habe eine andere Idee. Wir müssen die Clans erpressen! Wenn wir ihnen mit seinem Tod drohen..."
Ein Schauer fuhr ihm über den zerkratzten Rücken, sein Herz hämmerte heftig gegen seine Brust. Was...?
Ich muss hier weg!
Vielleicht konnte er sich einfach in die Katzenmenge werfen, Chaos stiften und so entkommen?
Nein, das würde niemals funktionieren.Einige breitschultrige Krieger drängten ihn auf Froststerns Befehl in sein Gefängnis zurück.
Zu spät.Aber als er die kleine, dürre Schülerin durch die Gasse auf sich zukommen sah, formte sich in seinem Kopf langsam, aber sicher ein Plan...
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Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-III
Fanfiction»Das Blut des Falken sickert in den Wüstensand und tropft auf die Felsen aus Flammen. Das dunkle Feuer, es wandelt bereits auf finsteren Pfaden. Wo selbst der Boden tödlich ist, dort entspringt das Licht, das Leben ohne Tod. Nur gemeinsam können sie...