W I L D P F O T E
Unruhig tigerte Wildpfote vor dem Heilerbau auf und ab. Sie wollte einfach hinein, sehen, wie es Schattenpfote ging.
Will ich das wirklich sehen? Nein, das wollte sie vermutlich nicht. Immer noch war sie verstört und verwirrt. Wer war sie? Sollte sie Seepfote davon erzählen? Nein! Das kann ich nicht. Ich kann ihm nicht vertrauen! Er ist ein Verräter.
Sie konnte noch nicht recht glauben, dass ihr bester Freund sich heimlich mit einer NebelClan-Kätzin traf. Wie hieß sie überhaupt? Bisher hatte Wildpfote sie im Kopf nur "die Silberne" genannt.
Sie. Bei diesem Wort zuckte sie zusammen. War es möglich, dass die Silberne Schattenpfote das angetan hatte? Dass Seepfote etwas damit zu tun hatte?Unsinn. Er würde doch niemals seine eigene Schwester... oder?
Sie schüttelte sich, verbannte diesen Gedanken möglichst weit in ihren Hinterkopf
Sie wusste nur, dass ihre Freundin in Lebensgefahr schwebte. Dass sie womöglich bald mit dem SternenClan jagen würde und das ließ sie ihre Gedanken auf nichts anderes richten.
"Wildpfote. Komm, du musst dich ausruhen."
Besorgt trat Ahornsprung neben ihre Tochter, legte ihr den Schweif auf die Schulter und führte sie zum Schülerbau, einem dichten Heidebusch, zwischen dessen Wurzeln die moosgepolsterten Nester lagen, die sich so weich anfühlten wie Federn.Wie von allein setzten sich ihre Pfoten in Bewegung, sie spürte fast nichts, hörte nicht das Wispern des Windes oder das Rascheln der Heide. Vor Wildpfotes Blick lag etwas wie ein Schleier, als sie in ihrem Nest zusammenbrach. Erschöpft richtete sie ihren Blick auf den Himmel, doch dieser war noch immer so finster wie zu dem Zeitpunkt, als Windstern die große Versammlung abgebrochen und den Clan ins Lager geschickt hatte, um Schattenpfote möglichst schnell in den Heilerbau zu bringen.
Ahornsprung legte sich neben Wildpfote, wärmte sie in der kalten Luft des späten Blattfalls. Mit einem letzten, müden Blick fing Wildpfote den liebevollen Ausdruck in den Augen der hellen schildpattfarbenen Kätzin auf. Dann sank ihr Kopf ins Moos und sie versank in einem Strudel aus Schatten.
Eine scharfe, männliche Stimme zerriss die Luft förmlich.
"Na endlich! Wo warst du?"
Wildpfote fuhr hoch, blickt sich erschrocken um und erkannte die nach Krähenfraß stinkenden Wald mit den modrigen Pilzen und dem matten Dämmerlicht des finsteren Himmels sofort. Sie war im Wald der Finsternis.Sollte ich mich jetzt darüber freuen? Ahornsprung und Flussecho würden nicht wollen, dass ich hier bin. Aber dieser Kater von letzter Nacht hat mich vor Seepfotes Verrat gewarnt. Er hat mir versprochen, mir zu helfen, die beste Kriegerin aller Zeiten zu werden!
Sie bemühte such um einen entschlossenen Blick, rappelte sich auf die Pfoten und starrte ihrem Gegenüber in die eisblauen Augen.
Das ist doch der von letzter Nacht! Wird er mir helfen?
"Du bist zu spät."
"Ich war auf der großen Versammlung, ich...", wollte sich Wildpfote rechtfertigen, doch der Silberweiße unterbrach sie.
"Ich weiß. Solange das nicht zur Gewohnheit wird...
Erinnerst du dich an meine Worte letzte Nacht?", knurrte er."D-du hast gesagt, ich solle keiner Katze vertrauen außer den Kriegern vom sternenlosen Ort."
"Richtig. Und es ist wahr. Ich denke, die Sache mit deinem Feund hat das bewiesen", meinte er kalt.
Wildpfote zuckte zusammen beim Gedanken daran, dass er vielleicht wirklich recht hatte.
"Er ist ein Verräter. Er ist es nicht wert, so viele Gedanken an ihn zu verschwenden. Also, willst du nun die beste Kriegerin werden oder nicht?"
"Natürlich!" Sie versuchte, sich zusammenzureißen und den Blick fest auf die blauen Augen ihres Gegenübers, die kalt schimmerten wie Frost auf einem Blatt, zu richten, die Muskeln anzuspannen und den Kopf zu recken, um größer zu wirken. Sie würde alles tun, um die beste Kriegerin zu werden!
"Gut. Wir fangen mit ein paar einfachen Kampfzügen an."
"Kampfzüge?"
Wildpfote verkniff sich eine Frage darüber, dass Schüler doch erst ab sechs Monden kämpfen durften. So habe ich einen Vorsprung vor den anderen Schülern!"Ja. Kampfzüge." Der Kater kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, dann schoss er vor wie ein Falke im Sturzflug und schlug der völlig überrumpelten Wildpfote die Pfoten unter ihrem Körper weg. Sie landete hart auf dem Boden und schnappte nach Luft.
"Den hättest du kommen sehen müssen", grollte er.
"Ich greife dich gleich an. Roll dich weg, verstanden?""Ja", miaute Wildpfote leise. Während sie sich mental auf den Angriff ihres neuen Mentors vorbereitete und die Muskeln anspannte, erklang irgendwo ein Schrei. Alarmiert fuhr der Silberweiße herum. Die schildpattfarbene Schülerin wollte fragen, was das gewesen war, als der Kater sich umdrehte, sprang-
Und Wildpfote auf den glitschigen Boden nagelte.
"Das war unfair. Ich war abgelenkt!", beschwerte sich Wildpfote nuschelnd, weil ihre Schnauze von der kräftigen Pfote halb ins nasse Gras gepresst wurde.
"Und in einer Schlacht interessiert es deinen Feind, wenn du abgelenkt bist?"
"Nein."
"Na also. Komm, wir machen weiter!"
"Was war das eben für ein Schrei?", wollte Wildpfote wissen.
"Das geht dich nichts an!", fauchte der Kater.
Sie zuckte zurück.
"Ich gehe gleich, um etwas nachzusehen. Und du bleibst hier! Verstanden? Bewege keine Pfote!", befahl er."In Ordnung. Sag mal, kannst du mir jetzt sagen, wie du heißt?"
Er zögerte, schien nachzudenken. Etwas in ihm schien dich dagegen zu sträuben, ihr irgendetwas anzuvertrauen. Doch schließlich schüttelte er sich, dann miaute er langsam: "Nenn mich einfach Eis."
Verwirrt legte Wildpfote den Kopf schief. "Das ist kein Kriegername!"
"Meinen richtigen Namen wirst du noch früh genug erfahren. Wenn du bereit bist. Und das ist noch nicht jetzt." In seiner Stimme lag etwas unmissverständliches, das keinen Widerspruch duldete. Also blieb sie still und sah Eis in den Wald davonspringen.
Was war dieses Geräusch wohl? Sie wollte es unbedingt herausfinden. Aber Eis würde bestimmt wütend sein.
Ich darf mich nur nicht erwischen lassen!Sie versuchte, sich zu orientieren, zu erinnern, woher das Jaulen gekommen war. Zögernd bahnte sie sich einen Weg zwischen den knorrigen Bäumen und den schleimigen Farnen hindurch, bis vor ihr eine Art Lichtung auftauchte.
Sie kauerte sich nieder, um nicht aufzufallen, danach beobachtete sie die Lichtung.
Doch was sie sah, ließ ihre Knochen schier erstarren.
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Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-III
Fiksi Penggemar»Das Blut des Falken sickert in den Wüstensand und tropft auf die Felsen aus Flammen. Das dunkle Feuer, es wandelt bereits auf finsteren Pfaden. Wo selbst der Boden tödlich ist, dort entspringt das Licht, das Leben ohne Tod. Nur gemeinsam können sie...