»Das ist Hochverrat. Und du weißt sicher, was die Strafe für Hochverrat ist, oder?«
Eissterns Augen bohrten sich in ihr Herz wie Eissplitter, als Taupfote sich wie ein Junges vor ihrer ehemaligen Anführerin hinkauerte. So stark und mutig sie sonst sein mochte, der kalte Blick Eissterns ließ auch sie einknicken. Denn Eisstern sprach niemals leere Drohungen.»Ich könnte dich verbannen«, knurrte die Grau-Weiße.
»Aber dann rennst du zurück zu deinem kleinen Freund und erzählst ihm alles, was du über unsere Pläne weißt. So gerne ich es würde, eine Verräterin kann ich nicht laufen lassen. Es wäre eine Gefahr für den Clan. Also gibt es leider nur eine Möglichkeit...«
Die Katzen, die sich um die junge Kätzin versammelt hatten, rückten von allen Seiten näher. Taupfote hatte immer Platzangst gehabt, doch nun schien die Panik sie von innen zu zerfetzen.Nein! Sie durfte jetzt nicht wirken, als wäre sie ein schwaches Kätzchen. Sie war eine tapfere Katze und das sollte Eisstern sehen. Sie musste dem EisClan nichts mehr beweisen, aber wenn sie schon starb, dann wenigstens wie eine Clankatze. Eine echte Clankatze. Froststern war schrecklich gewesen, doch er hatte eben nur gewollt, dass der EisClan als Ganzes überlebte. Eisstern dagegen schien nur von Hass getrieben zu sein, nur vom ewigen Feuer der Rache.
»Dann töte mich doch!«, fauchte sie, versuchte krampfhaft, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.»Oh ja, genau das werde ich tun!«, fauchte die Anführerin.
»Aber zuerst, beantworte meine Frage. Was findest du an diesen Clans? Weißt du nicht, wie sehr sie uns verabscheuen? Auch dich!«Taupfote schüttelte den Kopf, noch immer bebte ihr Herz.
»Nicht alle. Schattenpfote war anders. Er hat Frieden gewollt! Und den hättet ihr auch bekommen können, wenn ihr nicht so starrköpfig und mäusehirnig gewesen wärt!«»Ha! Frieden. Meinst du nicht, das ist etwas naiv, Taupfote? Du vertraust eindeutig den Falschen und bemerkst es nicht einmal. Entweder bist du also dumm oder illoyal. Und beides dulden wir im EisClan nicht.«
Länger zögerte Eisstern nicht, sprang mit einem gewaltigen Satz zu Taupfote auf den Boden, fuhr die blitzenden Klauen aus und hieb sie der Schülerin in die Kehle.Grellrotes Blut spritzte hervor, befleckte den Pelz der Kätzinnen und ohne einen Schrei ging Taupfote zu Boden. Einen Moment lang war war nichts als explodierender Schmerz in ihrem Kopf, dann sackte sie leblos auf dem Boden zusammen. Ein breites Rinnsal der roten Flüssigkeit sprudelte aus der frischen Wunde, ein besonders mageres Junges sprang sogar vor und schleckte gierig das Blut auf, ehe Eisstern es mit einem Pfotenhieb wegstieß.
»Trinke niemals das Blut einer Verräterin.«***
Eisstern hasste es, an solche Tage erinnert zu werden. Stets regte sich etwas Seltsames in ihrem Gewissen, als wäre es falsch, was sie da tat. Doch sie musste einfach alles und jeden aus dem Weg schaffen, das sie daran hinderte, Froststerns Tod zu rächen.
Sofort stieg bei diesem Gedanken flammender Hass in ihr auf, ein loderndes Feuer, das sich zu einem Inferno auswuchs und alles in ihr verschlang. Doch es war ein kaltes Feuer, kalt wie das Eis, das in ihrem Herzen splitterte mit jedem Tropfen Blut, das an ihren Pfoten klebte.
»Eisstern!«
Sie schüttelte den schmerzhaften Gedanken an ihren Bruder ab und setzte wieder die eiserne Maske der kalten Anführerin auf, die sie für ihren Clan war. Es war Hagelsturm, der da vor ihr stand, der junge graue Krieger. Sie suchte im Gesicht des Grauen nach Abneigung, Wut, Hass, doch sein Blick war neutral, etwas alarmiert. Seltsam, dachte sie, war Taupfote nicht seine Schwester? Er müsste doch wütend sein, selbst, wenn sie sich nie gut verstanden haben...»Was ist?«, donnerte sie, darauf bedacht, selbstbewusst und unbewegt zu klingen.
»Sturmnacht, Feuerschlag und ihre Patrouille haben an der Grenze den Geruch von NebelClan aufgenommen, Mondfeuer und dieser kleine Heilerschüler.«
Sofort war Eisstern hellwach. Sie stieß Hagelsturm zu Seite, stürmte die Gasse entlang und befahl fauchend: »Dachsklaue, Ahornpfote, Schlangenwispern, Rattenfeuer, Hagelsturm! Kommt mit! Jetzt.«
Grollend jagten Donnerwolken über den dunklen Himmel, ab und zu erhellten zuckende Blitze die leuchtenden Wolken. Die Katzen preschten die Gasse entlang, folgten den Donnerwegen, bis vor ihnen endlich Schilf und Bäume auftauchten.
Eisstern öffnete das Maul und atmete die Düfte tief ein. Als eine Katze, die ihr Leben lang in den Schatten von Zweibeinernestern und Abfallsäcken gelebt hatte, roch sie den widerlichen Gestank der Monster kaum noch. Dafür lag tatsächlich ein Hauch NebelClan in der Luft und bei dem Geruch von Schattenpfote - hieß er noch so? - konnte sie sich bildlich den feigen grauen Kater vorstellen.»Du hast recht«, knurrte sie Hagelsturm triumphierend zu. Wieder leuchtete in ihr etwas wie eine kleine Flamme auf, kurz meldete sich wieder ihr Gewissen, doch sie stieß ihren Skrupel weg. Dieser Kater war, warum auch immer, dazu bestimmt, ihren Clan zu zerstören. Egal, was er im EisClan-Teritorium zu suchen hatte, sie musste ihn um jeden Preis aufhalten. Für ihren Plan. Ihren Clan.
Ihren Bruder.
Eisstern versuchte mit aller Macht, diese blauen Augen, die schelmisch funkelten, aus ihrem Gedächtnis zu vertreiben, doch die brutalen Klauen der Trauer bohrten sich in ihr eisernes Herz, brannten sich unerträglich tief und vergrößerten das riesige Loch, das Froststerns Tod dort hinterlassen hatte.
Das wirst du büßen, Windstern. Du und dein jämmerlicher Clan. Niemand bringt ungestraft meinen Bruder um.Sie peitschte mit dem Schweif, ließ das kalte Feuer in ihr wieder auflodern und begann, der Spur zu folgen, ihre Clan-Gefährten dicht auf den Pfoten.
Triumph kitzelte in ihren Pfoten, als sie in feuchter Erde Pfotenspuren entdeckte.Nun schien sich der Himmel zu spalten. Hagelkörner wie Peitschenhiebe schossen aus den Wolken, prasselten auf die mageren, nassen Körper der Krieger nieder und sprangen vom schwarzen Boden des Donnerweges auf. Monster rutschten in gewaltigen Pfützen und trafen fast gegen die Katzen, ihre leuchtenden Augen warfen Lichtscheine durch den niemals abreißenden Strom aus Regen und Hagel. Bald schon war Eissterns dichtes, vernarbtes Fell durchnässt, sie fror bis auf die Knochen, doch es war ihr egal.
Sie musste diesen Kater finden, koste es, was es wolle.
Er war dazu bestimmt, sie zu zerstören.
Ich habe Froststern gesagt, er hätte diesen jämmerlichen Schüler gleich töten sollen!»Noch einmal entkommst du mir nicht, Kleiner.«
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Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-III
Fiksi Penggemar»Das Blut des Falken sickert in den Wüstensand und tropft auf die Felsen aus Flammen. Das dunkle Feuer, es wandelt bereits auf finsteren Pfaden. Wo selbst der Boden tödlich ist, dort entspringt das Licht, das Leben ohne Tod. Nur gemeinsam können sie...