2.Kapitel

117 24 9
                                    

F U N K E

Erschöpft setzte Funke eine Pfote vor die andere, ließ den Blick über die endlosen Weiten der Wüste wandern.

Neben ihr trottete ihre Mutter Falkenfrost, ebenso kraftlos und abgemagert, die Rippen stachen unter ihrem glanzlosen graubraunen Pelz hervor. Nur in ihren dunkelgrünen Augen spiegelte sich noch Hoffnung und Feuer,das einzige, was sie weitertrieb.

Beinahe ihr ganzes Leben lang hatte Funke nichts anderes gesehen als die Wüste mit ihrer glühenden Sonne und den eisigen Nächten, seit sich ein Wolf in ihrem ehemaligen Revier eingenistet und sie vertrieben hatte.

Seitdem waren sie auf der Flucht. Auf der Flucht vor dem Tod.

Die Sonne versank langsam am Horizont und Funke begann zu zittern. Die Wüstennächte waren so anders als die Tage, so kalt und finster, so gegensätzlich der glühenden Sonne gegenüber. Es war, als würde eine andere Macht herrschen.

Funke konnte einfach nicht mehr. Ihre Neugier, ihre Abenteuerlust, alles war verschwunden und nur Erschöpfung geblieben.

Sie blieb stehen und flehte ihre Mutter an:"Falkenfrost! Bitte, lass uns doch eine Pause machen. Wir laufen nun schon so lange."

Doch diese schüttelte nur den Kopf. "Nein, Funke. Wir müssen noch ein Stück weiter."

"Aber warum? Warum irren wir ziellos in der Wüste umher, und das schon seit Monden?", unterbrach die kleine rotbraune Kätzin ihre Mutter verzweifelt.

"Weil... ich hatte einen Traum. Von einer Katzengruppe. Ich bin mir sicher, wir müssen sie finden, Funke. Ich habe mich gefühlt wie eine Heilerkatze, die vom SternenClan eine Botschaft bekommt."

Was der SternenClan war, das wusste Funke natürlich, schließlich hatte Falkenfrost ihr schon oft von den edlen Sternenkriegern erzählt und von den anderen Clans, die von ihm geleitet wurden. Jedoch hatte Falkenfrost ihrem Jungen nie erzählt, warum sie ihren Clan verlassen hatte.
Lange hatte sie geschwiegen, doch nun war sie ihr eine Erklärung schuldig.

"Falkenfrost? Warum hast du den Clan verlassen?", miaute sie so nachdrücklich, wie sie es in ihrem Zustand konnte.

Die graubraune Kätzin seufzte und meinte:"Ich schätze, ich bin dir eine Erklärung schuldig. Also,
Ich war auch einmal Kriegerin. Und ich war stolz darauf, denn die Clans lebten nach dem Gesetz der Krieger, das uns allen Ehre und Mut vorgab.

Doch eines Tages, einige Blattwechsel, bevor ich geboren wurde, wurde der SturmClan rebellisch. Sie stellten das Gesetz der Krieger und seine Autorität infrage... und dann kam Sturmfeuer", sie spuckte den Namen regelrecht aus,"eine Streunerin, die der SturmClan aufnahm wie eine Kriegerin und die dafür sorgte, dass ihr Clan das Gesetz noch weniger beachtete.

Erst waren die anderen Clans davon überzeugt, das Gesetz der Krieger müsse eingehalten werden, doch vor einigen Monden haben sie den Gesetzesänderungen zugestimmt! Dabei war es doch genau das, was uns von den Streunern unterschied. Die Clans änderten das Gesetz noch weiter ab und nannten es "Gesetz der Sterne".

Da habe ich es nicht mehr ausgehalten und den Clan verlassen, in der Hoffnung, die Katzen aus meinen Träumen würden uns ein neues Zuhause bieten können."

Dann schwieg Funkes Mutter, und auch aus ihrer eigenen Kehle drang erst kein Laut, bis sie die verzweifelte Miene ihrer Mutter sah. Sie hatte alles versucht, doch nun schien sie aufgegeben zu haben.

"Weißt du was, Falkenfrost? Wir finden diese Katzen, ganz bestimmt. Weil wir zusammenhalten", versuchte sie, ihre Mutter aufzumuntern. Diese zwang sich zu einem Schnurren.

"Du hast recht. Lass uns eine Pause machen, wenn wir ausgeruht sind, kommen wir schneller voran."

"Das sage ich doch die ganze Zeit!", keuchte Funke und ließ sich einfach in den Wüstensand fallen. Falkenfrost ließ sich neben ihr nieder und ringelte sich schützend um ihren kleinen, zitternden Körper.

Langsam wurden Funkes Augenlider schwer und sie ließ sich in die Finsternis gleiten, fiel in einen flachen, traumlosen Schlaf.

Ein Geräusch ließ sie hochschrecken. Die kleine Kätzin sprang erschrocken auf die immer noch zitternden Pfoten und blickte sich um. Um sie herum herrschte Finsternis.
Kälte.
Stille.

Bis das Geräusch erneut erklang. Es war wie das Heulen des Wolfes, nur schöner, und wie Falkenfrosts Klageschrei, als Funkes Bruder Feder gestorben, einer seltsamen Krankheit erlegen war, nur trauriger. Wie ein Ruf, ein hoffnungsloser, trauriger Schrei.

Es klang wie eine Katze, fremdartig und doch vertraut, und Funke konnte ihrer Neugier, genauer hinzuhören, nich widerstehen. Die Rufe formten sich allmählich zu einem Lied, dem Funke angespannt lauschte.

"Sage mir,
Warum die Schatten länger werden,
Die Lichter verblassen, hier auf Erden.
Warum selbst die Erde bebt,
warum nun immer weniger lebt."

Funke schnappte nach Luft. Das klang schrecklich! Der Katze, die dieses Klagelied sang, musste es scheußlich gehen. Oder hatte sie womöglich recht? Und wer solle ihr etwas sagen? Funkes Zittern wurde stärker, als die Stimme wieder anhob.

"Sage mir,
Warum die Welt in Flammen steht,
warum der Clan in Trümmern liegt,
warum die Hoffnung zerissen ist,
und du stets hinter Wolken verborgen bist."

Nun zuckte die kleine Katze zusammen. Blickte sich um, doch nirgendwo sah sie Flammen.
Und die Hoffnung ist nicht zerissen! Nicht für mich, denn sie bleibt immer als letztes. Wenn alles andere verloren ist, hat man nur noch die Hoffnung. Wie ein kleines Licht, wie ein Funke in der Nacht. Ein Funke... Mein Name!

Ein weiterer Ruf schwoll an, erfüllte die Nachtluft und riss Funke aus ihren Gedanken.

Sage mir,
Warum du meine Rufe nicht erhörst,
nur noch so viele Leben zerstörst.
Warum du mich verlassen hast.
Was habe ich getan, dass du mich so sehr hasst?

Mit wem redet diese Katze? Sie klingt so verzweifelt... ich würde ihr so gerne helfen! Etwas zog sie dorthin, in Richtung des Liedes. Hatte Falkenfrost etwas bemerkt? Vorsichtig drehte sie sich zu ihrer Mutter um und tippte sie mit der Pfote an. Schwach regte sich die Kätzin, als ihre Tochter eindringlich miaute:"Falkenfrost, hör mir bitte zu! Wir können bald weiter nach diesen Katzen suchen, aber ich habe etwas gehört. Ein Ruf.ein Gebet. Ein Lied. Und ich weiß nicht, was, aber etwas sagt mir, dass wir dieser Katze helfen müssen. "

So, das wäre das neue Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ja, ich weiß, ich kann nicht reimen, aber später...- ach stimmt, ich spoiler mal besser nicht. Findet ihr, die Prophezeiung ist zu eindeutig? Ich habe versucht, möglichst wenige Namen mit reinzunehmen. Hat nicht gaaanz geklappt, aber... verdammt, ich fange gleich schon wieder am zu spoilern. Naja, jedenfalls werde ich insgesamt aus der Sicht von drei Katzen schreiben (Ich sag nicht, dass diese drei auch die Katzen aus der Prophezeiung sind... aber auch nicht nicht... wer weiß...). Was glaubt ihr, wer wird die dritte Katze sein?

Warrior Cats - Sternenpfade || Band I-IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt