Kapitel 33: Der Kuchen

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Die nächsten Tage vergehen wie imFlug. Schlafen, Uni, Arbeit, lernen und wieder schlafen. SelbstCharlotte macht nur noch ganz kurze Besuche. Und an Ethan denke ichkaum noch.

Die Tage rund um meine Prüfungen hatMr. Hunter mir freigegeben und so komme ich tatsächlich relativstressfrei durch diese Zeit.

Und nach ein paar harten Tagen ist esendlich geschafft und wir feiern unseren Abschluss. Es lief wirklichgut für mich und ich bin unter den zehn besten Studenten, die denAbschluss bekommen.

Nach etlichen Reden dürfen wir gehen.Natürlich werfen wir Absolventen vorher noch die Hüte in die Luft.Charlotte sitzt bei den Gästen und kommt mir entgegen, als ich michihr grinsend nähere.

„Ich gratuliere dir, July. Du hast esendlich geschafft!"

„Ja, endlich ist der Stress vorbei."Ich falle ihr lachend um den Hals. Momente wie dieser sind manchmalschwierig für mich. Ein Teil von mir wünscht sich, meine Elternwären

hier und könnten mich sehen. Aber meinVater hat meine Mutter vor vielen Jahren verlassen und mit dem neuenLebensgefährten an der Seite meiner Mutter bin ich nie warmgeworden. Daher habe ich das Studium als Gelegenheit genutzt und binvon Zuhause weg. Vielleicht werde ich meine Mutter und ihren neuenMann mal besuchen. Aber die Lust hält sich in Grenzen. Es wird wohlwieder bei einem Brief bleiben, den sie nie beantworten wird.

„Ich habe mich übrigens umgehört.Es gibt ein paar richtig coole Partys."

„Ich weiß nicht, mir ist nicht sorecht nach feiern. Außerdem muss ich noch in den Markt."

„Oh, echt jetzt? Da kannst du dochauch nächste Woche irgendwann mal hin!"

„Ja, sicher. Aber Mr. Hunter wolltenoch mit mir reden."

„Du kannst ja später nachkommen undich checke die Lage, auf welcher Party die heißesten Typen sind",entgegnet Charlotte.

Schon wieder dreht sich alles nur umKerle... Ob sie ahnt, dass ich sie angelogen habe, was Ethanbetrifft? Sie hat mir auch immer noch nicht ihre Version erzählt,was Owen betrifft. „Puh, eigentlich hatte ich fürs Wochenendeandere Pläne."

„Kommt dein heißer Lagerarbeiteretwa vorbei? Ich habe ihn die letzte Zeit gar nicht mehr gesehen."

„Ja, das... Ehm..." Ich fange an zustottern und reiße mich daher schnell zusammen. „Ich war hin undwieder bei ihm." Kann ich mich eigentlich noch tiefer in ein Netzaus Lügen verstricken? Das mit Ethan und mir war ein ONS, mehrnicht. Ich habe ihn ja nun auch schon drei Wochen nicht mehr gesehen.Was immer sich daraus auch hätte entwickeln können, es ist vorbei.

„Verstehe, dann bist du dasWochenende sicher auch bei ihm und ihr feiert eure ganz eigeneParty."

„Ja, genau", stimme ich schnell zu.„Eine dieser Partys, bei denen man das Bett nicht verlässt."Dabei zwinkere ich und hoffe, sie denkt, dass ich deshalb rot werdeund nicht, weil ich gerade lüge, dass sich die Balken biegen.

Charlotte lacht auf und klopft mir aufdie Schulter. „Alles klar. Dagegen stinken die Studentenpartys ab."

Ich grinse nur und hebe leicht dieSchultern. Aber zum Glück redet Charlotte schon weiter: „Ichwünsche dir viel Spaß und bring deinen Freund mal wieder vorbei!Wir könnten zusammen was machen."

'Ja, klar, wenn ich meinen Freund nichterfunden hätte, könnten wir das bestimmt machen'", denke ich beimir und sage nur laut: „Mal sehen!"

Eine Stunde später stehe ich im Bürovon Mr. Hunter, der mir freudestrahlend einen Kuchen präsentiert unddabei mächtig stolz aussieht.

„Oh wow", bringe ich ehrlichgerührt heraus. Ich bin wirklich gerührt und meine Augen füllensich mit Tränen. „Das wäre doch nicht nötig gewesen, Mr.Hunter."

„Es war mir ein persönlichesAnliegen, Juliana. Immerhin warst du vier Jahre hier und in der Zeitnicht einen Tag krank."

'Nun, eigentlich schon', korrigiere ichihn gedanklich. Dieser eine, verfluchte Freitag. Aber den zählt ersicher nicht, weil er mir für den Tag freigegeben hat.„Danke schön."

Mr. Hunter reicht mir ein Messer.„Moment, erst noch ein Foto. Komm, stell dich direkt neben denKuchen."

Ich grinse kurz und stelle mich nebenden Kuchen. Da der aber auf dem Tisch von Mr. Hunter steht, bittet ermich kurz darauf, in die Hocke zu gehen. Also gehe ich auf ein Knierunter und grinse den Kuchen an. Ich höre, wie Mr. Hunter ein paarFotos macht und stehe nach einer Weile wieder auf.

Nachdem er fertig ist, geht er einenSchritt bei Seite und nickt mir zufrieden zu. „So, jetzt aber!"

Ich nehme das Messer entgegen undschneide vorsichtig ein paar Stücke heraus. Und während ich daserste Stück esse, verschwindet Mr. Hunter hinter dem Schreibtisch.

In Rekordzeit verschwinden die erstenBissen in meinem Mund. „Oh, verdammt. Der Kuchen ist richtiglecker!" Und irgendwie hoffe ich sogar, dass ein wenig Kuchen übrigbleibt, den ich mit nachhause nehmen kann.

„Und das erste Stück ist eh immerdas beste", kommentiert Mr. Hunter grinsend.

„Ja!" Ich lache kurz auf und hebevorsichtig ein weiteres Stück von dem Kuchen auf einen Pappteller,den ich Mr. Hunter reiche.

„Danke. Kannst du den Kuchen in denPausenraum stellen? Ich habe dann noch etwas für dich."

Der erfundene FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt