Kapitel 26: Etwas Abstand gewinnen

58 9 0
                                    

Der Lieferdienst klingelt an der Tür und Charlottespringt direkt auf und geht zur Gegensprechanlage. Kurz darauf sitzenwir mit Cola und Pizza auf der Couch und gucken den Film. Wie vonmanchen Kritikern geschrieben, finde ich die Story eher flach, auchwenn ich einige Male wirklich herzhaft lachen konnte.

Am Ende hatte ich sogar Tränen in denAugen und fand das Ende wirklich traurig. Im Gegensatz zu Charly, diebloß mit den Schultern zuckt. „Oh, wow... Endlich. Ich fand ja vonAnfang an, dass die nicht zusammen passen."

„Liegt daran, dass du Natalie Portmannicht leiden kannst", entgegne ich grinsend.

„Ja, als Padme war sie einfachschlecht."

Ich fange an zu lachen. Charly ist eingroßer Star Wars Nerd und bis auf Rogue One fand sie bisher alleneuen Teile echt mies. „Ich hab mal einen Film geguckt, wo sieirgendein schwangeres Mädchen war und in einem Kaufhaus übernachtethat. Den Film fand ich eigentlich ganz nett."

„Ach, die Portman kann sich nurselber spielen."

„Ich fand diesen Typen, der Anakingespielt hat, viel schlechter."

„Oh Gott, ja. Das lag aber sicherauch mit am Drehbuch."

Wir kichern und reden über Star Wars,Thor und andere Filme. Allerdings landen wir recht schnell bei gutaussehenden Schauspielern. Und so reden wir am Ende wieder überMarvel Filme. Ich bin Charlotte wirklich dankbar für diesen Abend.Schon lange habe ich nicht mehr so viel gelacht. Die Ablenkung hatmir wirklich gutgetan. Allerdings denke ich immer wieder an Ethan.

Und je länger ich darüber nachdenke,je mehr komme ich zu dem Entschluss, dass ich Ethan eine Chance gebenwerde. Und mir selbst.

...

Zurück in meiner Wohnung fühle ichmich tatsächlich besser. Allerdings fällt mir das Buch von Owenein. Also greife ich danach und gehe zurück zu Charlotte.

Sie sieht mich irritiert an, als ichihr das Buch entgegenhalte, nimmt es aber trotzdem entgegen. „Wassoll ich damit?", fragt sie irritiert.

„Gib es bitte Owen zurück."

„Ehm... Warum ich?"

Obwohl sie mir gerade wirklich sehrgeholfen hat, bin ich kurz davor, sie mitten auf dem Fluranzubrüllen. Sie schläft mit Owen und kann ihm dann nicht mal dasscheiß Buch geben?

Ich mahne mich selbst zur Ruhe und atmekurz durch. „Du siehst ihn doch sicher bald wieder."

„Ja, aber erst nächste Woche."

„Das reicht sicher. Ich schreibe Owennoch, dass er es bei dir abholen kann und lösche dann seine Nummer."

Charlotte sieht mich etwasverständnislos an, nickt dann aber.

Ich warte noch einen Moment, ob Charlymir nun die Wahrheit sagt, was Owen angeht. Aber so, wie es aussieht,ist das inzwischen echt nicht mehr nötig. „Gute Nacht." Enttäuschtwende ich mich ab und gehe zurück in meine Wohnung. Wäre Ethannicht und meine Vorfreude auf Freitag, dann würde ich mich sicherwieder in Selbstmitleid suhlen.

Warum belügt Charlotte mich, was Owenangeht? Ach, was solls. Es betrifft mich ja nicht mehr. Soll sie sichdoch weiter mit Owen treffen...

Also schreibe ich Owen wirklich nochdiese Nachricht und lösche danach mit Ansage seine Nummer. Und wehe,er will mit antworten. Dann werde ich seine Nummer einfachblockieren.

...

Die nächsten Tage laufen richtig gut.In der Uni ist es stressig, aber dafür geht die Zeit sehr schnell herum. Alte Themen werden nochmal aufgewärmt und daran erinnert, wasprüfungsrelevant ist.

Die Nachmittage im Drogeriemarkt sindsuper. Ethan und ich reden viel über mein Studium und er freut sich,wie gut es aktuell läuft. Zwischen Kartons und Lieferscheinen küssenwir uns sogar heimlich. Flüchtig nur. Aber es reicht, um meinenKörper zu erhitzen und mich nach mehr zu sehnen.

Aber die Abende brauche ich, um zulernen und bin tatsächlich froh, dass wir erst am Freitag unser Datehaben. Auch, wenn es abends teilweise echt hart ist. Demnächststarten die Prüfungen und dann habe ich bald einen richtigen Job. Inder Zentrale der Drogeriemarktkette.

Am Donnerstag ist sogar ein Schreibenvon der Zentrale in der Post. Aufgrund von internenUmstrukturierungen arbeite ich in der Personalabteilung, nicht imMarketing. Ich mache regelrecht einen Luftsprung vor Freude und kannmein Glück kaum fassen. Endlich läuft alles richtig gut. Und morgendas Date mit Ethan.

Ich werde ihm helfen, einen Job zufinden. Immerhin weiß ich ja, dass er hart anpacken kann. Zufriedenschaue ich in den Spiegel und lächle mir selbst zu. Ja, ich binbereit, den nächsten Schritt mit Ethan zu gehen. Es fühlt sichwirklich gut an und vor allem in den Abendstunden vermisse ich Ethan. Das werte ich als gutesZeichen.

Umso mehr stürze ich mich in dieBücher und lerne mit völlig neuem Elan. Und ich glaube wirklich,ich werde diese Prüfung gut abschneiden. Dann habe ich auch endlichmehr Zeit. Vielleicht melde ich mich beim Fitnessstudio an, das nurein paar Häuser weiter ist. Auch sollte ich noch mal zum Frauenarztgehen. Ich könnte die Pille nehmen. Vielleicht eine Spirale? Ambesten etwas Unkompliziertes. Immerhin wird das Thema Verhütung baldein wichtiges Thema.

Nur schon bei dem Gedanken an Sex mitEthan werde ich wuschig. Freitag werde ich ihn wieder mit zu mirnehmen.

Ich lache kurz auf, als ich an dieriesige Packung denke, die er gekauft hat. Aber wir müssen auchreden. Über unsere Erwartungen und Wünsche. Aber Ethan ist ernstund verantwortungsbewusst. Genau mein Typ. Ethan ist einfach perfekt.Und ich freue mich wirklich auf morgen. Seine Notlüge stört michschon gar nicht mehr. Er wollte einfach einen guten Eindruck bei mirhinterlassen.

Der erfundene FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt