Es ist Sonntag und damit Wäschetag,weil ich unter der Woche kaum die Zeit dazu habe. Am spätenNachmittag sitze ich mit einem Korb voller Wäsche auf der Couch undlege sie zusammen. Es klingelt an der Tür und ich weiß sofort, dasses Charlotte ist.
Also mache ich ihr die Tür auf undbiete ihr etwas zu trinken an, während sie schon ins Wohnzimmergeht. „Ich nehme einen Schoko Cappuccino."
„Alles klar."
Charlotte setzt sich auf die Couch undich gehe in die Küche, mache direkt zwei Tassen und gehe damitzurück ins Wohnzimmer.
„Du hattest gestern Besuch, nichtwahr? Sogar ziemlich lange." Sie grinst breit und nimmt mir direkteine Tasse aus der Hand, während ich mich setze. Dabei schiebe ichden Wäschekorb etwas bei Seite.
„Es ist so nervig, wie laut es imFlur ist..."
„Jetzt lenk' nicht ab! Wer war da?Owen?"
„Volltreffer. Er hat mir ein Buchmitgebracht und wir haben uns den ganzen Abend wirklich nettunterhalten."
„Was für ein Buch? Das Kamasutra?"
Ich lache kurz auf. Charlotte und ihreschmutzigen Gedanken... „Nein, ein Buch übers Zeichnen. Völligharmlos."
„Erzähl mehr! Wie war der Abend?",hakt Charlotte nach und nippt an ihrem Cappuccino.
„Wirklich nett, Charly. Die Zeit istsuper schnell herumgegangen. Es ist einfach so angenehm mit ihm. Undes ist perfekt, dass wir ein Hobby teilen."
„Klingt, als wäre er dein Traummann.Habt ihr euch geküsst?"
„Oh, vor dir kann ich echt keineGeheimnisse haben, was?" Ich grinse breit und trinke einen SchluckCappuccino, um eine kurze Pause zu machen. „Ja, wir haben uns sogargeküsst. Er war wirklich sehr rücksichtsvoll und überhaupt nichtdrängend."
„Und wie seid ihr verblieben? Trefftihr euch wieder?"
„Ja, natürlich. Außerdem habe ichja noch das Buch von ihm." Ich stelle die Tasse bei Seite, weil mirda plötzlich etwas einfällt. „Ich habe das mit der Agentur fürdich nicht angesprochen."
„Ach, das ist auch gerade nicht sowichtig. Weißt du", murmelt Charly. Sie wirkt nun plötzlich wieausgewechselt und stellt die Tasse ebenfalls bei Seite.
„Was ist los?"
„Ich weiß nicht, ob Owen derRichtige für dich ist, July. Er ist nett, aber...", Sie macht einekurze Pause und sieht mich ernst an. „Ich kenne da einen anderenTypen, der wirklich zu dir passen würde. Er ist Fotograf undunglaublich charmant."
Ich hebe überrascht die Augenbrauenund lehne mich auf der Couch etwas zurück, um Charlotte besseranzuschauen. Zuerst fragt sie mich über Owen aus und wirkt dabeivöllig begeistert und jetzt das? „Und Owen? Er ist mehr als nurnett."
„Owen ist zwei Jahre jünger als duund steht noch lange nicht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Dubrauchst auch keinen Mann, der »nett« ist."
„Oh, wirklich? Ich mag ihn aber. Duhast mich doch selbst mit ihm verkuppelt."
„Ja, weil ich da noch nicht alleswusste", gesteht Charlotte und räuspert sich etwas.
„Aha", sage ich nur. Ich beuge michzu Charlotte vor und sie weicht direkt meinem Blick aus. Was,bitteschön, hat sich in den letzten zwei Minuten geändert? „Undwas wusste ich nicht?"
„Die Agentur seines Vaters... Nun,die Models dort verdienen zwar gutes Geld, aber... Es gibt Gerüchtewegen Drogen, Prostitution und sowas."
Überrascht hebe ich die Augenbrauen,nehme meine Tasse und stehe damit auf. Charlotte lügt. Ich kenne sie inzwischen schon so lange und weiß einfach, wenn sie mir nicht die Wahrheiterzählt. „Gerüchte", sage ich gedehnt. „Seit wann gibst duetwas auf Gerüchte? Außerdem hört man ständig von Drogen, Alkoholund Sex... Du bist doch auch nicht sonderlich prüde."
„Ich möchte in einer sauberen...einer seriösen Agentur arbeiten. Und Owen...", Charly stockt.
Ich trete ans Fenster und wendeCharlotte meinen Rücken zu. Allerdings kann ich sie durch dieSpiegelung immer noch sehen. Sie rutscht auf meiner Couch etwas hinund her und fühlt sich ganz eindeutig nicht wohl. „Was ist mitOwen?", hake ich nach.
„Er ist einfach nicht der richtigeMann für dich. Vertrau mir."
Es irritiert mich, dass sie mich erstmit ihm verkuppelt hat, Details über unseren gemeinsamen Abend habenwollte und nun zurückrudert. Nein, sie hat sogar schon einenErsatz! Sie will mir also Owen ausreden... Und ich frage mich, ob ichden Grund dafür herausfinden kann. „Weißt du, er kam gestern übereine Stunde zu spät. Ich hatte sogar noch gekocht", beschwere ichmich nun bei Charly und hoffe, ich kann ihr so ein paar Informationen entlocken.
„Owen kommt regelmäßig zu spät.Deswegen hat er auch den festen Sitzplatz, weil er sonst weiterhinten sitzen müsste."
Ich lache kurz auf. „Er hat sogarseinen Namen auf dem Tisch eingeritzt."
„Und er hat ständig jemanden, derihm den Tisch rechtzeitig dahin stellt."
Ich schweige. Wenn Charly nichtendlich mit der Sprache herausrückt, dann muss ich mir eine andereTaktik einfallen lassen. Oder auf direkte Konfrontation gehen.
Charlotte seufzt kurz. „Owen flirteteinfach mit allem, was zwei Titten hat."
Langsam drehe ich mich zu Charlotte um.„Ich glaube dir nicht, Charly", sage ich nun offen heraus undhoffe, ich kann ihr die Wahrheit nun aus der Nase ziehen.
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Der erfundene Freund
RomantizmIch stehe kurz vor meinem Abschluss an der Uni, jobbe nebenbei und habe einfach keine Zeit für einen Freund. Trotzdem versucht meine beste Freundin mich immer wieder zu verkuppeln. Und dann ist da noch der neue Lagerarbeiter, der mir den Kopf verdre...