Charlotte seufzt kurz. „Owen flirteteinfach mit allem, was zwei Titten hat."
Langsam drehe ich mich zu Charlotte um.„Ich glaube dir nicht, Charly", sage ich nun offen heraus undhoffe, ich kann ihr die Wahrheit nun aus der Nase ziehen.
„Hör mal, dieser Fotograf... Das istein echter Leckerbissen. Er ist allerdings frisch geschieden und willnicht sofort wieder eine feste Beziehung haben", lenkt Charlottevom Thema ab.
„Oh, Charly", seufze ich auf. Ichlasse resigniert die Schultern sinken, gehe zurück zur Couch und setze mich neben meine beste Freundin,während ich nach ihrer Hand greife. „Was ist nur los mit dir?Warum willst du mich so dringend verkuppeln? Ich bin jetzt seit einemJahr Single und fühle mich wirklich wohl."
„Nein, das tust du nicht. Seit derTrennung hast du dich verändert und ich glaube sogar, du bist immernoch nicht über deinen Ex hinweg."
„Das ist doch Blödsinn, Charly."
„Du warst schon ewig nicht mehrfeiern. Hockst immer nur in der Bude."
„Ja, weil ich lernen muss! Ich habebald meine Prüfungen."
„Und wann hattest du das letzte MalSex?", fragt Charly gerade heraus.
Ich stutze kurz und lehne mich wiederetwas zurück. „Was soll das denn jetzt heißen?"
„Ich kann dir meinen Vibrator geben.Natürlich mache ich den jedes Mal gründlich sauber."
„Uh... Nee, danke", blocke ich ab.Ich nehme den Wäschekorb und fange an, ein paar Klamotten zusammenzulegen. Das Thema rutscht mal wieder heftig ab. Aber bei Charlottekann das durchaus mal passieren. Es ärgert mich aber, dass sie nunso gekonnt von Owen abgelenkt hat.
„Okay, dann gebe ich dir aber dieNummer von dem Fotografen und du rufst da mal an."
„Ach, Charly..." Seufzend lege ichdas gefaltete Shirt bei Seite und sehe zu Charlotte. Ich mag sie,obwohl sie manchmal so hartnäckig ist. Aber das schätze ichwiederum auch sehr an ihr. „Ich habe dir doch von diesem Typen beimir auf der Arbeit erzählt."
„Der mit den Muskeln und dem ernstenGesicht?", fragt Charlotte und grinst wieder.
„Genau der. Wir wollen uns nächsteWoche treffen." Huch... Was rede ich denn da? Aber wenn Charly mirwegen Owen knallhart ins Gesicht lügt, dann ist es nur fair, wennich es mit Ethan ebenfalls mache. Außerdem bewahrt es mich davor,die Nummer von dem Fotografen anzunehmen.
„Oh, wirklich? Wann?"
„Ehm... Das haben wir noch nichtnäher ausgemacht", weiche ich aus.
„Echt jetzt? Er fragt dich nach einemDate, macht dann aber keinen Termin mit dir aus?"
„Naja... Ich sollte Bescheid geben,wenn ich es einrichten kann."
„Du lässt ihn zappeln? Warum?"Charlotte hebt die Augenbrauen, greift zu ihrer Tasse und trinktihren Cappuccino weiter.
„Nunja, er ist bloß ein Lagerarbeiter.Aber er wechselt bald wieder den Job", weiche ich aus. Denn wirhaben ja gar kein Date ausgemacht. Allerdings frage er mich ja nacheinem Date, oder?
„Bloß ein Lagerarbeiter... Das bistdu aktuell auch", belehrt Charlotte und rümpft kurz die Nase.
„Ja, weil es nur ein Studentenjobist."
„Du solltest trotzdem mit ihm daten.Weißt du schon, wo er danach arbeitet?"
„Nee, ich weiß nur, er ist dannirgendwo in der Kundenbetreuung tätig", antworte ich zögernd.
„Na, das ist doch voll okay. Inwelcher Firma?", hakt Charlotte nach.
„Keine Ahnung, ich habe ihn nichtgefragt."
„Dann musst du das unbedingt in einemDate in Erfahrung bringen. Du willst doch mit ihm daten, oder?"
„Nun, wenn du mir die Wahrheit sagst,was Owen angeht", erkläre ich gedehnt und hoffe, dass Charlottenun mit der Wahrheit herausrückt.
„Vertrau mir einfach, wenn ich dirsage, dass der nicht gut für dich ist."
„Natürlich vertraue ich dir,Charly... Aber ich wüsste den Grund gern", hake ich nach.
„Ich verrate es dir, wenn du das Datemit deinem heißen Lagerarbeiter hattest."
Ich fange kurz an zu grinsen. „Dubist echt hartnäckig."
„Dafür wirst du mir irgendwann maldanken, glaub mir. Wird Zeit, dass du wieder jemanden in dein Herzlässt."
„Ist gut. Ich kläre das mit demDate. Und kein Wort mehr über den Fotografen!"
Charly lacht und hebt abwehrend beideHände. „Versprochen! Ich finde es sogar gut, dass du endlichselbst den Arsch hochkriegst."
Ich seufze leise und greife das nächsteShirt aus dem Wäschekorb. Dabei fällt der Blick von Charly aufeinen meiner Slips und sie nimmt ihn direkt aus dem Korb. „Uh, einTanga... Trägst du die auch bei der Arbeit?"
„Hey...!" Lachend nehme ich Charlyden Tanga weg und lege ihn zu den gefalteten Sachen.
„Dann bist du ja doch keinhoffnungsloser Fall", schmunzelt Charlotte breit.
...
Am nächsten Tag freue ich mich auf dieArbeit und kann es kaum erwarten, dass die Uni endlich vorbei ist. ImDrogeriemarkt angekommen, rieche ich im Pausenraum auch schon dasParfüm von Ethan.
Ein breites Lächeln stiehlt sich aufmein Gesicht und ich ziehe mir schnell das Oberteil über. DasGespräch mit Charlotte gestern hat mir ein wenig die Augen geöffnet.Ich sollte wirklich wieder ausgehen und mich auf einen neuen Manneinlassen.
Also gehe ich ins Lager und sehe Ethan,der eine schwere Kiste in ein Regal wuchtet. Seine Arme spannen sichdeutlich an und ich frage mich, wie es sich wohl anfühlt, in diesenstarken Armen zu liegen.
Er dreht sich zu mir um und schenkt mirein charmantes Lächeln. „Oh, hey Jules."
„Hallo Ethan. Bist du schon langehier?"
„Seit zehn Minuten vielleicht."
„Aber du weißt schon, dass dirÜberstunden nicht ausgezahlt werden, oder?"
Ethan zieht die Augenbrauen kraus.„Werden sie nicht?"
„Du bist hier nur eine Aushilfe. Fürzwanzig Stunden die Woche, stimmts? Dann werden auch nur die zwanzigStunden bezahlt."
„Und wenn noch so viel zu tun ist?",fragt Ethan und deutet auf die Ware, die sich noch auf der Palettestapelt.
„Dann bleibt die Arbeit liegen, fürden nächsten Tag. Ist ja nun auch nicht so, als wenn die wegläuft."Ich grinse Ethan breit an und sehe irritiert, dass er nicht grinst.Hat er etwa in der anderen Filiale länger gearbeitet? „Hey, istalles in Ordnung bei dir?", hake ich besorgt nach.
„Ja... Ja, alles okay."
„Das sieht nicht so aus, Ethan."
Ethan schweigt allerdings und schnapptsich den nächsten Karton. Mir scheint, er braucht gerade diesekörperliche Arbeit, um etwas herunterzukommen.
Trotzdem ist es doof, ihn so zu sehen.Und zu wissen, dass er in dieser anderen Filiale ausgenutzt und zuÜberstunden überredet wurde. Überstunden, die er nicht bezahltbekommt.
Also gehe ich nach einer Weile zu ihmhin und lege eine Hand auf seinen Unterarm. Eine völlig normaleBerührung und trotzdem kribbelt mein Körper. „Ethan... Wenn dureden willst, dann kannst du auf mich zukommen. Ich weiß, die Firmabehandelt Aushilfen wie Dreck... Aber du hast ja bald einen besseren Job." Dabei schenkeich ihm ein aufmunterndes Lächeln.
„Wie Dreck", wiederholt er mitmonotoner Stimme.
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Der erfundene Freund
Roman d'amourIch stehe kurz vor meinem Abschluss an der Uni, jobbe nebenbei und habe einfach keine Zeit für einen Freund. Trotzdem versucht meine beste Freundin mich immer wieder zu verkuppeln. Und dann ist da noch der neue Lagerarbeiter, der mir den Kopf verdre...