Kapitel 43: Retten wir die Firma

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POV Alexander E. Johnson

Ich bezahle den Lieferdienst, nehme das Paket und fahre im Fahrstuhl nach oben. Mittlerweile ist niemand mehr in der Firma. Selbst Tyler ist schon gegangen. Er hat eine Frau und eine Tochter zu Hause, die auf ihn warten. Die kleine Mia Sophie kam vor sechs Wochen zur Welt. Und natürlich bin ich ihr Taufpate.

Als ich dieses kleine Geschöpf das erste Mal gesehen habe, hat sich irgendwas in mir verändert. Tyler hat seine Traumfrau gefunden und eine Familie gegründet. Auf ihrer Hochzeit meinte ich noch scherzhaft, er habe sich freiwillig Handschellen angelegt. Und was sagte Tyler? „Warts ab, du wirst auch noch sesshaft, wenn du die Richtige findest."

Natürlich habe ich Tyler nicht für voll genommen, bin frühzeitig von der Feier verschwunden und habe wie immer eine Frau abgeschleppt. Mein Name, die Firma, das Erbe... Spätestens, wenn die Frauen meine Villa gesehen haben, konnten sie nicht schnell genug die Beine breitmachen. Der Höflichkeit wegen habe ich sie danach noch ein oder zweimal auf ein Date eingeladen und dann war Schluss. Vor allem, weil sie sonst angefangen haben, mir auf der Tasche zu liegen.

Die Fahrstuhltüren gehen auf und reißen mich aus den Gedanken. Ich mache einen Umweg über die Küche, fülle eine Karaffe am Wasserspender und denke wieder an die Worte von Jules. Schon am ersten Tag war ich kurz davor, ihr meinen echten Namen zu sagen. Spätestens, wenn ich mit meiner Kreditkarte gezahlt hätte, hätte sich im Markt herumgesprochen, wer ich bin.

Jules glaubte doch tatsächlich, ich hätte kein Geld. Aber es störte sie nicht und sie behandelte mich vom ersten Tag an mit Respekt und Höflichkeit. Wie einen normalen Mann. Nicht wie einen reichen Geldsack, den man ausnehmen muss. Das war neu für mich und fühlte sich wirklich gut an. Jules war anders. Glaubte ich zumindest.

'Reiß dich endlich zusammen. Sie will nichts von dir, Alex', ermahne ich mich selbst.

Ich nehme zwei Gläser, Besteck, die Flasche Wasser und greife nach der Tüte. Vorsichtig gehe ich damit zurück in mein Büro, wo Jules auf der Couch sitzt und auf dem Block Notizen macht. Ihr volles, lockiges Haar ist halb über ihre Schulter gerutscht. Es ist so lang, dass es auf ihren Oberschenkeln ruht. Sie ist so wunderschön. Und unerreichbar für mich.

Schnell räuspere ich mich. „Kannst du mir kurz helfen?"

Sie schaut auf, lächelt kurz und kommt mir entgegen. Vorsichtig nimmt sie mir das Wasser und die Gläser ab. Ihr Duft steigt mir dabei in die Nase. Es ist dieses Shampoo, dass sie nutzt. Natürlich musste ich an ihren Haaren riechen, als sie mir ein Pflaster anlegte. Und dann hebt sie den Kopf...

Es war gelogen, dass ich mir auf die Zunge gebissen hatte. Ich wollte nur nicht, dass sie merkt, dass ich mit meiner Nase direkt an ihren Haaren war.

„Riecht gut."

„Was?" Schnell reiße ich mich zusammen und gehe zum Tisch, den Jules freiräumt. Notizen und Laptop landen auf einem kleinen Beistelltisch, sodass ich die Pappschachteln aus der Tüte holen kann.

„Das Essen." Sie grinst kurz, wird danach aber wieder so ernst und kühl mir gegenüber. Wieder einmal zeigt sie mehr als deutlich, dass diese Sache zwischen uns wirklich nur ein One-Night-Stand war. Immerhin ist sie nicht daran interessiert, mich auszunehmen. Wahrscheinlich war sie sogar ehrlich, als sie meinte, sie könne nicht aus ihrer Komfortzone herauskommen. Und der Ex... Mit dem ist sie wieder zusammen. Dabei dachte ich einen Moment lang, Owen sei schwul. So wie der mich angestarrt hat...

Allerdings war sie abends oft nicht da. Dazu noch die Umarmung an der Kreuzung... Ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie zusammen ziehen. Denn offenbar wohnt sie ja schon zum Teil bei ihm.

Der erfundene FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt