Kapitel 39: Das Geständnis

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Ich sitze endlich mit Charlotte inmeinem Wohnzimmer und wir legen die Karten offen auf den Tisch. KeineLügen mehr. Ich will meine beste Freundin zurück, mit der ich überalles reden kann.

Und ihr geht es offenbar genauso. „Estut mir leid, July. Ich war wirklich dumm. Als Owen mir nach demDate schrieb, dass ihr euch wirklich geküsst habt, musste ich mirdie Bestätigung von dir holen."

„Ja, ich erinnere mich an dasGespräch... Du hast mittendrin um 180 Grad gedreht. Warum?"

„Weil sich mein schlechtes Gewissengemeldet hat. Ich wollte zuerst wirklich, dass du dich auf Oweneinlässt und es mit ihm probierst. Immerhin wirkte es ja so, alswenn du ihn magst." Sie macht eine kurze Pause und schüttelt dabeiden Kopf. „Aber die Sache mit dem Kuss... Generell die ganzeAbmachung fand ich auf einmal so schrecklich gemein, dir gegenüber.Ich habe mich gefragt, wie weit Owen wohl gehen würde. Ob er dichflachlegt und dann meint, er könnte einen ganzen Abend dadurchaushandeln?"

Charlotte greift nach meiner Hand undsieht mich mit einem gequälten Gesichtsausdruck an. Ich könnteihrer Qual schnell ein Ende bereiten, indem ich ihr erzähle, dasssich Owen mir gegenüber als schwul geoutet hat. Aber er sagte ja, erhat es nicht an die große Glocke gehangen.

Sie seufzt leise, bevor sieweiterspricht: „Je mehr ich über Owen geredet habe, je mehr störtees mich plötzlich. Ich hätte das nie tun dürfen. Und ich binwirklich froh, dass aus euch nichts geworden ist.

„Und dieser Fotograf?"

„Mit ihm hatte ich keinen Deal, wenndu das meinst. Ich hatte nur ein Shooting mit ihm und fand ihn echtsympathisch."

„Ach, Charly..."

„Das war doof, ich weiß. Undzumindest hast du ja in Owen einen guten Freund gefunden. Vielleichtentwickelt sich mit der Zeit ja mehr daraus. Auch, wenn er nicht derreiche Sohn eines Modegiganten ist."

„Owen ist ein netter Kerl, aber wirsind Freunde, da wird sich auch nie mehr draus entwickeln."

„Und was ist mit Ethan?"

Ich atme tief durch und versuche,möglichst sachlich und neutral über Ethan zu reden. „Er wolltemich zu einem Date einladen. Aber dazu ist es nie gekommen. Wir habenuns verpasst und daher einfach aus den Augen verloren. Es lief niemehr, als diese eine Nacht."

„Aber die weiteren Dates... Die Nachtbei ihm, als du deinen Abschluss in der Tasche hattest...!"

„Alles erfunden. Ich war alleinunterwegs, habe mich mit Owen getroffen oder diese eine Nacht bei ihmauf der Couch gepennt."

„Jules..."

Das sie mich ausgerechnet Jules nenntund nicht July, wie sonst, treibt mir sofort Tränen in die Augen.„So hat er mich auch immer genannt", murmele ich leise.

„Du liebst ihn immer noch." KeineFrage, sondern eine Feststellung. Charlotte nimmt mich in den Arm undich heule mich bei ihr aus. „Kannst du in der Firma nicht nachseiner Adresse suchen? Oder seine Telefonnummer?"

Es braucht ein paar Anläufe, bis ichmeine Stimme wieder habe. Die Trennung von meinem Ex hat nicht soheftig geschmerzt. Oder ich bilde mir das alles nur ein, weil ich dieletzten Wochen vorgegeben habe, Ethan sei mein Freund. „Ich habenoch nicht überall Zugriff. Aber wenn ich ehrlich bin..."

Ich trockne meine Tränen und putze mirdie Nase. Danach atme ich einmal tief durch. „Er weiß, wo ichwohne und kam nicht einmal her. Es wäre leicht gewesen, einfacheinen Zettel mit seiner Handynummer in meinen Briefkasten zu werfen."

„Und wenn die Blumen von ihm waren?"

„Ach was. Das ist doch etwas weithergeholt, findest du nicht?"

„Keine Ahnung. Ich kenne ihn janicht. Aber wenn sie von ihm waren?"

„Dann wäre eine Handynummer von ihmeine deutlichere Sprache gewesen, als ein Strauß Blumen." Ichstreiche meine Haare zurück und denke an seine Worte, dass er früherviel öfters ein ONS hatte. „Ethan ist abgehakt für mich,Charlotte. Lass uns über etwas anderes reden."

Also erzählt Charlotte ein wenig vonihrem letzten Fotoshooting und anschließend gucken wir zusammeneinen Film und bestellen Pizza. Und weil ich direkt an die Kaloriendenke, erzähle ich ihr davon, dass ich heute bouldern war. DaCharlotte in dem Fitnessstudio nebenan ist, wollen wir bald malzusammen hingehen. Es wird ein rundum schöner Abend und ich kannendlich einen Schlussstrich ziehen. Kein Ethan mehr.Das Kapitel ist nun wirklich vorbei.

Der erfundene FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt