Kapitel 11: Wochenende

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Die nächsten Tage in der Uni laufenwirklich gut und selbst Analysen und Prognosen laufen viel besser als gedacht. Ich habe mittlerweile einen richtig guten Lauf und freuemich sogar schon auf meine Prüfungen.

Im Job läuft es hingegen... Normal.Leider. Ethan ist nicht da, weswegen ich Mr. Hunter direkt daraufangesprochen habe.

Mr. Hunter hebt kurz die Augenbrauen.„Oh, ja. Nun, er hilft gerade... in einer anderen Filiale aus. Ichweiß nicht, ob er die nächste Woche auch dort ist."

„Verstehe."

Die Tage im Lager sind... anders. Mirfehlt tatsächlich Ethan; die Gespräche und kleinen Scherze. Undzuweilen vermisse ich sogar seine kräftigen Hände, wenn ich malwieder einen schweren Karton tragen muss.

Ich hoffe wirklich, er kommt nächsteWoche wieder. Und dann frage ich ihn nach seiner Nummer. Ja,vielleicht sogar direkt nach einem Date. Selbst, wenn er nur dieHälfte von dem verdient, was ich später habe...

Mittlerweile komme ich mir sogarrichtig blöd vor, weil ich materielle Absicherung an erste Stellegesetzt habe. Was solls. Dann verdiene ich später halt mehr, alsmein Partner. Wenn er damit umgehen kann, dann kann ich...

Moment, wo gehen denn da plötzlichmeine Gedanken hin?

Langsam lasse ich den Karton sinken undstreiche mir durch meine Haare. Ich fülle schnell die letzten Regaleauf und mache danach noch ein wenig im Lager Ordnung. Anschließendmache ich Feierabend und fahre wieder nach Hause.

...

Heute ist Freitag und ich hatte mirursprünglich vorgenommen, dieses Wochenende nicht zu lernen, sonderndie Birne freizumachen.

Nachdenklich nehme ich mein Handy, rufedie Kontakte auf und suche die Nummer von Owen heraus. Und bevor iches mir anders überlege, schreibe ich ihm eine SMS.

>Hey Owen. Lust, dich mit mir amWochenende zu treffen? Du könntest mir eins der Bücher zeigen, vondenen du gesprochen hast.<

Ich lege das Handy wieder weg, steheauf und gehe in die Küche. Prüfend gucke ich in den Kühlschrank,was ich morgen nach der Arbeit noch einkaufen muss und mache mir eineListe.

Den Rest des Abends sitze ich auf derCouch und gucke fern. Immer wieder geht mein Blick ans andereEnde der Couch. Seltsam, wie sehr es mich nun stört, alleine zusein. Und ich ertappe mich sogar dabei, dass ich mir abwechselnd Owenund Ethan dort vorstelle.

Bevor ich zu Bett gehe, schaue ich nochaufs Handy. Owen hat noch nicht geantwortet. Ja, noch nicht mal meineNachricht gelesen. Bestimmt ist er feiern und hängt mit Freunden ab.Oder einer anderen Frau. Seltsam, der Gedanke stört mich nicht malwirklich. Und je länger ich über Owen nachdenke, je mehr glaubeich, zwischen uns wird nie mehr als Freundschaft entstehen. Abervielleicht sollte ich mir trotzdem einen Ruck geben und es versuchen.

...

Am nächsten Morgen bin ich schon frühim Drogeriemarkt und mache mich direkt im Lager zu schaffen. Wirhaben gestern wieder Ware bekommen und ohne Hilfe brauche ich wiederdeutlich länger, um alle Kartons von den Paletten zu räumen.

Aber schon nach vier Stunden ist meineArbeit geschafft und ich setze mich ein paar Minuten in denPausenraum. Mittlerweile hat Owen sogar geantwortet.

>Klar. Heute Abend? Ich könnte zudir kommen und du kannst mir ein paar von deinen Bildern zeigen.<

Ich hadere ein wenig mit mir. Wenn ichihn schon beim zweiten Treffen zu mir nach Hause einlade, dann könntees die falschen Signale senden. Andererseits reden wir ja auch nurüber Kunst. Also schreibe ich ihm schnell zurück, schlage 18 Uhrvor und schicke ihm direkt die Adresse. Dann mache ich mich los, ummeinen Wocheneinkauf zu machen. Dabei überlege ich, was ich heuteAbend kochen kann und entscheide mich für Mac'n'Cheese. Günstig,schnell gemacht und wirklich lecker.

Es ist bereits Nachmittag, als ichendlich zu Hause bin. Also räume ich schnell auf und fange danachschon an zu kochen. Um 18 Uhr bin ich fertig, also decke ich nochschnell den Tisch.

15 Minuten später hat es immer nochnicht geklingelt, also schaue ich wieder aufs Handy. Owen hat nichtgeschrieben, dass er später kommt. Vermutlich hat er nur die Bahnverpasst.

Um 18:30 Uhr ist er immer noch nicht daund ich schreibe ihm eine Nachricht, frage, wann er kommt und ob beiihm alles okay ist. Ich nehme mir eine kleine Portion Nudeln undlaufe unruhig im Wohnzimmer auf und ab. Um kurz nach sieben Uhrklingelt es endlich und ich öffne die Tür. Ich sehe, wie der Fahrstuhl immer höherkommt und tatsächlich tritt Owen kurz darauf in den Flur.

Er hat einen kleinen Strauß Blumendabei und reicht mir diesen. „Hey, entschuldige bitte dieVerspätung."

„Ach, alles gut. Halb so wild." Ichnehme ihm lächelnd die Blumen ab und versuche dabei, mir nichtanmerken zu lassen, wie sehr ich es hasse, wenn jemand zu spätkommt.

Owen drückt mir zur Begrüßung einenKuss auf die Wange und wir betreten kurz darauf mein Wohnzimmer. Ichdeute Owen an, sich auf die Couch zu setzen und gehe durch in dieKüche, um die Blumen in eine Vase zu stellen.

Ich hole zwei Gläser, eine FlascheWasser und balanciere alles ins Wohnzimmer. Dort schenke ich direktzwei Gläser ein und reiche Owen eines davon. „Hast du Hunger?"

„Nein, ich habe unterwegs schon etwasgegessen."

Es fällt mir schwer, mir nichtsanmerken zu lassen. Am liebsten würde ich das Glas Wasser überseinen Kopf schütten und ihn direkt wieder hinauswerfen. Aber was,wenn ich mich vertippt habe und 19 Uhr schrieb?

Der erfundene FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt