Kapitel 38: Ein Hobby muss her

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Zu Hause lasse ich mich auf die Couch fallen und lege die Füße hoch. Ich bin mittlerweile viel früher zu Hause. Aber anders als erwartet, kann ich die zusätzliche Zeit nicht genießen. Ich schnappe mir die Fernbedienung und zappe mich durch die Programme, schalte den Fernseher aber nach kurzer Zeit wieder aus. Mir ist langweilig. Also greife ich nach meinem Handy und öffne den Kontakt von Owen.

Heute ist er wieder im Zeichenkurs, wie mir gerade einfällt, also lege ich unzufrieden das Handy wieder weg und schaue mich in meinen vier Wänden um. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Also ziehe ich mir die Schuhe an, nehme meine Handtasche und gehe wieder raus.

In der Nähe gibt es eine kleine Sportanlage, inklusive Fitnessstudio, Boulderhalle, Tennis und mehr. Der Monatsbeitrag kostet bestimmt Unsummen. Aber ich verdiene ja jetzt genug und weiß eh nichts mit meiner Freizeit anzufangen. Außerdem wird Sport meinen eintönigen Job etwas kompensieren. Ansonsten gehe ich bald auseinander, weil ich den ganzen Tag nur noch sitze.

Etwas später bin ich im Besitz einer 10er Karte für die Boulderhalle, habe mein Equipment und lasse mir alles erklären, während ich mich umsehe. Schon als Kind habe ich gerne geklettert und stürze mich daher direkt in das Vergnügen. Nach über zwei Stunden bin ich körperlich so erschöpft, dass meine Arme anfangen zu zittern. Also gebe ich die Ausrüstung ab, gehe duschen und mache mich auf den Weg nach Hause.

Anstatt Owen immer als Notlüge zu nehmen, wenn ich angeblich bei Ethan bin, kann ich stattdessen hier herkommen.

Erschöpft, aber glücklich, lasse ich mich wieder auf die Couch sinken. Während dem Studium hatte ich kaum Zeit für ein Hobby. Aber nun fühlt es sich wirklich gut an. Freizeit. Ich schaue zum anderen Ende der Couch. Vielleicht lerne ich ja in der Boulderhalle oder auf der Arbeit jemanden kennen. Dann muss ich wegen Charlotte nicht mehr lügen. Ethan werde ich wohl eh nie wieder sehen. Warum also nicht nach anderen Männern Ausschau halten?Andere Mütter haben auch hübsche Söhne und ich sollte so langsam wirklich über Ethan hinweg kommen.

Es klopft an der Tür und ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Also stehe ich auf, öffne die Tür und lasse Charlotte herein. „Hey, komm rein."

„Bist du heute nicht bei Ethan?", fragt sie verwundert.

Ich seufze tief und setze mich wieder auf die Couch. Charlotte folgt mir und setzt sich dazu. Also sage ich kurz und knapp: „Nein. Es ist Aus zwischen uns."

„Was? Warum?"

Ja, warum...? Zeit, die Lügen zu beenden. „Weil da nie etwas war, außer dem One Night Stand, Charlotte. Ich habe dich angelogen, dass da mehr wäre, weil ich nicht mehr von dir zu Dates mit anderen Männern überredet werden wollte." Ich versuche wirklich, sachlich zu bleiben. Trotzdem kann ich meinen anklagenden Ton nicht verhindern, als ich nachhake: „Und was sollte überhaupt die Sache mit Owen?!"

„Ich verstehe nicht", weicht sie aus und ich sehe, dass sie auf der Couch etwas von mir wegrutscht.

„Oh doch! Owen hat mir gesagt, dass er nur mit mir ausgegangen ist, damit er dich zeichnen darf! Eine private Session, bei dir Zuhause, nicht wahr?"

Charlotte senkt peinlich berührt den Blick und streicht sich über die Stirn. Ihre Schultern sacken ein und sie sitzt da, wie ein Häufchen Elend. „Ja... Ich habe ihm erzählt, er soll einen reichen Sohn spielen, dessen Vater in der Modeindustrie arbeitet. Wenn er mit dir ausgeht, bekommt er diese private Session, um die er mal gebeten hatte."

„Und weiter?"

„Owen lehnte zuerst ab. Er hätte kein Problem gehabt, mich für eine halbe Stunde angemessen zu bezahlen, aber ein Date mit einer fremden Frau..." Charlotte seufzt tief und schaut mich nun schuldbewusst an. „Ich zeigte ihm Bilder von dir, sagte ihm, was du studierst, deine Hobbys und alles Mögliche. Ich schlug vor, dass ihr euch ja erst treffen könnt, Pizza essen geht und sowas."

Da ich nichts erwidere, redet Charlotte weiter, als wenn sie selbst endlich den Mist vom Tisch haben will: „Naja, er stimmte zu und ich bin wie verabredet zu euch an den Tisch. Vereinbart war, dass er aufsteht und geht, wenn der Deal für ihn nicht infrage kommt. Aber er fand dich nett."

„Und weiter?"

„Owen schrieb mir später, dass er ein Date mit dir machen würde. Und ich antwortete eher scherzhaft, dass er fünfzehn Minuten mehr bekommt, wenn er es schafft, dich zu küssen."

„Oh, Charly..."

„Ja, ich weiß. Das war dumm. Es tut mir schrecklich leid. Ehrlich."

Der erfundene FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt