POV Juliana
Zu Mittag esse ich mit Alexander in der Firmenkantine. Es ist das erste Mal, dass wir uns in der Firma zusammen zeigen. Und Alex hat sofort gezeigt, dass wir offiziell zusammen sind, indem er kaum seine Finger von mir lassen konnte.
Anfangs hat es mich ein wenig gestört, allerdings wurden die Blicke nach kurzer Zeit schon weniger. Immerhin hat Alex auch nur meine Hand gehalten, seinen Arm um mich gelegt oder mal meine Wange gestreichelt.
Rein nüchtern betrachtet ist diese Taktik auch die Klügste. Immerhin wollten wir eine ehrliche Beziehung und keine Geheimnisse oder Missverständnisse mehr. Und dazu gehört auch eine offene Kommunikation gegenüber seinen Angestellten.
Unnötige Geheimhaltung unserer Beziehung würde bloß zu Problemen führen. Und Gerüchten! Nein, es ist genau richtig so und ich entspanne mich während der Mittagspause immer mehr.
Danach geht jeder an seine Arbeit. Das Marketing, die Personalabteilung, Nina und ich haben weitere Ideen ausgearbeitet. Wir wollen die Shops teilweise verkleinern und Self-Storage anbieten. Unser Vorteil ist, dass unsere Läden einen Zugang für große LKWs haben und ganze Paletten in die vermieteten Lagerräume können. Immerhin werden immer mehr Umzüge mit Firmen gemacht, die alles auf Paletten stapeln.
Madison stimmt der Idee begeistert zu.„Dadurch können wir die Mietpreise drastisch reduzieren. Aber wer verwaltet das alles? Der Filialleiter?"
Nina nickt nachdenklich. „Vorerst, ja. Zusammen mit einem Mitarbeiter aus der Zentrale, der das über die ganzen Filialen hinweg überwacht und koordiniert."
Sofort hebt Ryan eine Hand. „Also ich hätte richtig Lust auf diesen Job, muss ich zugeben."
Allerdings lehnt Madison dies ab. „Oh, im Marketing ist aktuell zu viel zu tun. Ich glaube nicht, dass wir die Kapazitäten haben."
Ich beuge mich leicht zu Nina rüber.„Wäre das was für deinen Vater?"
„Ich frage ihn mal. Aber der Job ist für ihn wie Maß geschnitten", erwidert Nina.
„Oh, wirklich?", fragt Jacob unzufrieden. „Jetzt machen wir schon Vetternwirtschaft?"
„Mein Vater arbeitet seit dem ersten Tag in diesem Unternehmen, Jacob."
„Die Idee ist ja noch nicht mal von den CEOs abgesegnet worden. Oder gehört Juliana nun etwa auch zur Chefetage?", fragt Jacob bissig.
Ryan wird direkt etwas lauter. „Hey, bleib mal locker! Juliana macht einen großartigen Job!"
Ich bin wirklich dankbar darum, dass Ryan für mich einspringt. Aber ich kann für mich selbst einstehen und richte daher meine Aufmerksamkeit auf Jacob. „Ich bin dein Boss, falls das noch nicht bis zu dir vorgedrungen ist, Jacob. Und ja, damit gehöre ich auch zur Chefetage. Wenn ich die Ideen vorbringe, dann habe ich sogar schon potenzielle Stellen besetzt, sollte diese Idee angenommen werden. Das ist mein Job."
„Und den macht sie verdammt gut, im Gegensatz zu Ihnen, Mr Gallinger", erklärt Alexander streng, der gerade eben erst das Büro betreten hat. „Wenn Sie sich nicht in der nächsten Zeit nach einem anderen Job umsehen möchten, dann rate ich Ihnen zu mehr Engagement!"
Ich schließe die Augen und atme einen Moment tief durch. Alexander meint es ja nur gut. Aber auch er muss mir nicht helfen. Das werde ich jetzt aber nicht ansprechen. „Was machst du denn schon hier, Alex?"
„Es ist 18 Uhr. Oder hast du das Treffen mit meinen Eltern vergessen?"
„Wie könnte ich?", erwidere ich und zwinge mich zu einem Lächeln.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Jacob sich an den Kopf langt. Das wird die nächsten Tage sicher noch spannend. Und bevor die Situation blöd wird, stehe ich auf. „Nun, machen wir erst mal Schluss für heute. Danke für eure Ideen." Ich schnappe mir meine Handtasche und schiebe Alexander aus dem Meetingraum. „Sonst bist du derjenige, der nicht lange genug in der Firma bleiben kann."
„Nun, wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich nun auch lieber weiter arbeiten, anstatt mit meinen Elternessen zu gehen."
Wir steigen in den Fahrstuhl und ich wähle das Erdgeschoss an.
„Hör mal, Alex, wegen vorhin... Ich weiß, du wolltest mir nur den Rücken stärken. Aber damit erreichst du nur, dass die Angestellten denken, ohne dich hätte ich diesen Job nicht."
„Ich darf dich vor meinen Angestellten also nicht in Schutz nehmen?"
„Nicht, wenn es den Job betrifft. Und du kannst erst recht nicht mit einer Kündigung drohen. Du lässt mich schwach und unfähig wirken."
„Entschuldige, darüber habe ich gar nicht nachgedacht", gibt er ehrlich zu.
„Ja, umso wichtiger, dass du in Zukunft mehr darauf achtest."
„Werde ich, versprochen. Auch, wenn es mir wirklich schwerfällt, weil ich dich einfach beschützen will."
„Ja, ich weiß." Ich ziehe Alex zu mir und drücke ihm einen Kuss auf den Mund. Kurz darauf bleibt der Fahrstuhl stehen und wir verlassen die Zentrale.
„Mein Vater war heute übrigens in der Firma und hat sich erkundigt, wie es läuft. Und er hat sich erkundigt."
„So?"
„Nina sagte mir das. Aber sie hat dafür gesorgt, dass mein Vater nichts erfährt. Allerdings weiß er deine Position."
„Die ich in seinen Augen nur erhalten habe, weil ich mit dir schlafe."
„Vermutlich", erwidert Alex und hebt leicht die Schultern. „Er wird dir sicherlich vorwerfen, dass du die Stelle nur deswegen bekommen hast."
Ich seufze leise. Weitere Vorurteile. Aber da wäre sein Vater nicht der einzige, der das denkt. Jacob glaubt es doch auch. „Und deine Mutter?"
„Sie war immer mein Anker. Zuweilen etwas zu passiv, aber ich nehme es ihr nicht übel. Bei meinem Vater gibt niemand gerne Widerworte."
Wir erreichen etwas später das Restaurant und werden an unseren Tisch gebracht. Alexanders Elternsitzen bereits dort.
Ich nicke seinen Eltern freundlich zu.„Guten Abend, Mr und Mrs Johnson."
Alexander zieht mir einen Stuhl heraus und ich setze mich an den Tisch. Er setzt sich neben mich und legt kurz eine Hand auf meine Hand. „Habt ihr schon etwas bestellt?"
Cameron lächelt. „Nein, wir haben auf euch gewartet. Schön, dass wir deine... eh, Freundin kennenlernen können."
Mir entgeht nicht die kurze Pause und ich hebe beide Augenbrauen.
Auch Alexander spannt sich neben mir an. „Jetzt fängst du auch schon so an, Mom?"
„Ich wollte Lebensgefährtin sagen. Aber das Wort ist sicher zu altbacken, oder?"
„Ein wenig", gestehe ich grinsend.
Wir bestellen etwas zu Essen und es dauert ein wenig, bis das Gespräch in Fahrt kommt. Aber als wir anfangen, über unsere Ideen zu reden, taut der Vater von Alexander nach und nach auf. Einige Ideen gefallen ihm gar nicht, aber Alexander hält ihm entgegen, dass sich die Dinge nun mal so ändern.
Dennoch hat er seine Einwände. „Aber Self-Storage? Was, wenn wir am Ende auf irgendeinem Müllliegenbleiben und die Mieten nicht bezahlt werden?"
„Dann bringen wir das in eine TV-Show", scherzt Alexander, wird dann aber sofort wieder ernst.„Nein, keine Ahnung, Dad. Wir sammeln nur Ideen."
„Erzähl mir von dem Onlinehandel", bittet sein Vater nachdrücklich.
„Nun, ich habe die Zahlen nicht ganz im Kopf. Jules hat dazu recherchiert."
Den Rest des Abends reden wir über Zahlen und Ideen, wie die Firma gerettet werden kann und Peter, Alexanders Vater, wird immer lockerer und bietet mir am Ende des Abends sogar das Du an.
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Der erfundene Freund
RomanceIch stehe kurz vor meinem Abschluss an der Uni, jobbe nebenbei und habe einfach keine Zeit für einen Freund. Trotzdem versucht meine beste Freundin mich immer wieder zu verkuppeln. Und dann ist da noch der neue Lagerarbeiter, der mir den Kopf verdre...