Kapitel 42: Ich brauche dich

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Juliana

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Nach diesem Meeting gehe ich zurück zu meinem Schreibtisch. Es ist spät und ich möchte nur noch nach Hause und vergessen, was soeben passiert ist. Der Schock sitzt wirklich tief und je mehr ich über die letzten Wochen nachdenke, je größer wird meine Wut. Aber nicht bloß auf Ethan, sondern auch auf mich. Es waren so viele Hinweise und ich habe sie alle einfach nicht erkannt. Oder ich wollte sie nicht sehen.

April ist gerade in unserem Personalbüro und wendet sich mir zu. Dabei wäre Jacob doch sicher der bessere Ansprechpartner. „Ah, du bist noch da. Nina sagte mir, du bearbeitest aktuell die Liste."

„Ja, ich habe noch nicht alles geschafft und wollte morgen weiter machen", erkläre ich mich. Immerhin wurde ich wegen dem Meeting nicht fertig und hoffe, April schimpft deswegen nicht.

„Hast du das Austrittsdatum auf Ende des Monats gesetzt?"

„Ja, wie es auch in der Tabelle stand."

„Und die Karten?"

„Sind auch zum Ende des Monats gesperrt", antworte ich und frage mich, warum ausgerechnet April meine Arbeit kontrolliert.

„Okay, dann passt ja alles", erwidert sie lächelnd.

Ich nicke April zu und will gerade den Rechner herunter fahren, als eine interne Chat-Nachricht auf meinem Monitor aufploppt.

Alexander E. Johnson: Können wir reden? Ich erwarte dich in 10 Minuten in meinem Büro, Jules.

Obwohl ich nur den Text lese, kann ich seine Stimme hören, als wenn er neben mir stünde. Allerdings steht jemand anderes neben mir. Also klicke ich die Meldung zu, fahre den Laptop herunter und drehe mich zu April um „Gibt es sonst noch etwas, April?"

„Ich habe gesehen, dass du in einer der Filialen gearbeitet hast, bei denen ein paar Mitarbeiter gekündigt werden", sagt sie betont mitfühlend und sieht mich dabei besorgt an.

„Ja?", frage ich und hebe beide Augenbrauen. Deswegen ist sie also hier. Denn meine Arbeit hätte sie im Tool kontrollieren können.

„Ich hoffe, du weißt, dass davon nichts nach außen getragen werden darf."

„Ja, natürlich. Ich habe eine Verschwiegenheitsverpflichtung in meinem Vertrag. Ich werde nichts sagen."

„Gut, davon bin ich auch ausgegangen. Wenn du die Liste morgen fertig machst, reicht das natürlich. Danke, July."

Nachdem April aus dem Büro verschwunden ist, packe ich meine Sachen zusammen. Es ist nur noch Jacob da, also wünsche ich ihm einen schönen Abend und gehe zum Fahrstuhl. Mein erster Reflex ist Flucht. Ich könnte Ethan... Nein, Alexander einfach versetzen und seine Bitte um ein Gespräch knallhart ignorieren. Und mir am besten direkt einen neuen Job suchen.

Aber das will ich nicht. Weder das eine, noch das andere. Also steige ich in diesen verdammten Fahrtstuhl, fahre hoch in die oberste Etage und atme dort einmal tief durch, ehe ich zu den Büros ganz am Ende des Flures gehe.

Praktischerweise stehen an der rechten und linken Tür 2 große Namensschilder.

Tyler E. Miller

Alexander E. Johnson

Ich klopfe kurz an die Tür von Alexander, nehme all meinen Mut zusammen und trete nach der knappen Aufforderung herein.

Der erfundene FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt