Kapitel 55: Die vakante Stelle

61 9 0
                                    

POV Alexander


„Dann komme ich mit und wir redenüber die Nachfolge von April, ok? Ich könnte es ja kommissarischübernehmen", schlägt Jules vor.

Ich starre Jules an und muss michbeherrschen, damit ich sie nicht in den Arm nehme und an michdrücken. Sie will mir helfen. Schon wieder. Und ich darf sie zumFrauenarzt begleiten. Jules wird das Kind behalten und macht michdamit zum glücklichsten Menschen der Welt. „Das ist mehr als icherwarten darf. Danke, Jules. Ich weiß das wirklich zu schätzen."Langsam stehe ich auf und wir gehen zusammen zum Auto. Wir schweigenwieder und ich fahre los, in Richtung meiner Firma.

Allerdings greift Juliana immer malwieder kurz nach meiner Hand. „Rot oder blau?"

„Hm? Ich schaue kurz zu Jules rüber,ehe ich mich wieder auf die Straße konzentriere.

„Deine Lieblingsfarbe. Oder eher,welche der beiden Farben du lieber magst."

Die Frage überrascht mich und ich musskurz schmunzeln. Rot, wie die Farbe der Liebe? Es gehören roteChristbaumkugeln an den Baum. Kerzen mag ich auch lieber in rot. Aberblau, wie der Himmel oder das Meer... „Ich mag beide Farben, aberwenn ich mich entscheiden muss, dann Blau. Und du?"

„Blau, rot ist meist zu kräftig."

Ich muss kurz grinsen. Denkt sie da anKleidung? Dann würde ihr ein kurzes, rotes Kleid unglaublich gutstehen. „Wenn du Urlaub machst, dann Sonne, Strand und Meer? OderSightseeing und was erleben?"

„Beides. Wobei ich zugeben muss, dassich noch nie großartig Urlaub gemacht habe. Wenn man nur eine Stundevom Meer entfernt wohnt, dann kann selbst das Wochenende zum Urlaubwerden."

Ich sehe wieder kurz zu Juliana. Mitmeinen Eltern war ich früher oft im Ausland. Als Einzelkind habe ichihre volle Aufmerksamkeit bekommen. Auch, wenn die Firma immer einwichtiger Teil der Familie war.

„Magst du Nudeln am liebsten alsAuflauf oder mit Sauce?"

„Alles ist besser mit Käse!"Juliana lacht auf und legt wieder eine Hand auf meine. Ich spreize leicht meine Finger und sofort schiebtsie ihre Finger zwischen meine.

„Automatik oder Gangschaltung?"

„Ich bin noch nie Automatik gefahren.Aber aktuell finde ich es toll, dass du nicht schalten musst."

Ich grinse breit. Ja, mir geht esgenauso. Vor allem im lästigen Stadtverkehr. Und ich habe es nochnie so genossen, wie jetzt. Wir kommen wenig später an der Firma an.Ich parke mein Auto und löse

den Gurt, um auszusteigen.

„Warte kurz." Ich drehe mich zuJules, die ihre Handtasche auf den Schoß nimmt, kurz darin herumwühlt und eine flache, runde Packung herausholt. Will sie sich jetztnoch schminken? Das hat sie doch gar nicht nötig! „Zeig mir maldein Gesicht."

Argwöhnisch hebe ich die Augenbrauen.„Du willst mich doch nicht etwa schminken?!"

„Nur das Veilchen abdecken."

„Nicht nötig, wirklich."

„Und wenn dich jemand fragt? Duwillst doch nicht etwa sagen, du wärst gegen eine Tür gelaufen,oder?"

Ich betrachte Owens Andenken im Spiegelund streiche mir kurz darüber. „Das ist halb so wild. Ich habeschon mal schlimmer ausgesehen", gebe ich ehrlich zu.

„Oh, wirklich? Prügelst du dichhäufiger mit anderen Männern?"

„Jeden Donnerstagabend", erwidereich grinsend.

Der erfundene FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt