Kapitel 3

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„Aufstehen, mi hermosa. Du scheinst ja mehr als ich gefeiert zu haben."

Müde schlug ich meine Augen auf und wurde von der grellen Sonne Afghanistans geblendet, die durch das Zelt hindurch schien. Das Licht traf meine schmerzenden Augen wie ein Schlag und ließ mich genervt aufstöhnen. Mein Kopf pochte, als würde jemand mit einem Hammer von innen dagegen schlagen.

„Wieso musst du mich so früh wecken? Was ist denn falsch bei dir?" maulte ich Lucia an und vergrub mein Gesicht erneut in das Kissen, in der Hoffnung, dem unerbittlichen Sonnenlicht zu entkommen und den Schmerz in meinem Kopf zu lindern. Alles, was ich wollte, war, für den Rest meines Lebens zu schlafen und den gestrigen Abend zu vergessen.

„Wir sind zu spät, Aurora," sagte Lucia und zog das Kissen unter meinem Kopf weg. „Ich habe keine Lust auf eine Moralpredigt von Anna."

Ich drehte mich widerwillig auf den Rücken und sah zu meiner besten Freundin hoch, die mit verschränkten Armen und einem wissenden Lächeln über mir stand. Ihr schwarzes Haar war zu einem lockeren Zopf geflochten, und sie trug die einfache, aber saubere Uniform, die uns beiden viel zu vertraut war.

„Der gestrige Abend war ein Desaster," murmelte ich, als ich mich langsam aufsetzte und meine Beine über die Bettkante schwang. „Wie soll ich Enzo jemals wieder unter die Augen blicken, nachdem ich mich so blamiert habe, vor ihm?"

„Enzo?! Du meinst deinen Retter in der Not, Enzo? Dieser Enzo?" Lucia kreischte plötzlich auf, als hätte sie einen Schatz entdeckt, und sprang zu mir aufs Bett. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Neugier und Aufregung, was mich trotz meiner Müdigkeit leise lachen ließ.

„Nein, ich meine Enzo, das arrogante Arschloch, der alles andere als nett und sympathisch ist", murmelte ich leise und spürte, wie mir erneut die Röte ins Gesicht stieg. Die Erinnerungen an unsere kurzen, aber intensiven Gespräche von gestern kamen unweigerlich zurück.

„Ach du Kacke... Was ist denn passiert?" Lucias Augen funkelten vor Spannung. Sie wartete nur darauf, dass ich ihr alles erzählte. Seufzend ließ ich mich zurück auf das Bett fallen und starrte gedankenverloren zur Decke, während ich mich sammelte und begann, die Ereignisse der letzten Nacht zu schildern.

„Ich werde diesem Mistkerl seinen kleinen Mikroschwanz abschneiden, wenn ich ihn sehen sollte!" Wütend ballte Lucia ihre Hand zu einer Faust, als ich ihr alles erzählt hatte, was Jake getan hatte. Ihr Gesicht war eine Mischung aus Empörung und Beschützerinstinkt, was mich schmunzeln ließ.

„Keine Sorge, dafür hat Enzo bereits gesorgt. Er hat ihn bewusstlos geschlagen," sagte ich und spürte augenblicklich, wie mein Herz raste, als ich an Enzos beeindruckenden Körper dachte und daran, wie er gestern ohne viel Mühe Jake verprügelt hatte.

„Und jetzt überleg dir mal, was er erst mit dir im Bett anstellen wird," grinste Lucia frech, ihre Augen funkelten verschmitzt.

„Ich würde lieber sterben als..." begann ich, doch Lucia unterbrach mich mit einem breiten Grinsen. „Dich von ihm entjungfern zu lassen?" Sie beendete meinen Satz, was mich dazu brachte, meinen Kopf schmunzelnd zu nicken.

„Richtig. Mit so einem arroganten Typen würde ich niemals auf einer Wellenlänge sein können, geschweige denn, ihm so sehr vertrauen, dass ich mit ihm mein erstes Mal habe," sagte ich und versuchte mit aller Macht, das Kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren, das bei der Vorstellung entstand, wie Enzo mich wohl anfassen würde.

„Ich störe nur ungern, jedoch sucht unsere Stationsleiterin nach euch", ertönte plötzlich die Stimme von Madison, die in unser Zelt hineingeschlüpft war. Sie begrüßte uns mit einem schüchternen Lächeln, als ob sie unsere ausgelassene Stimmung nicht stören wollte.

Dark PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt