Kapitel 14

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E n z o  H e n i n g t o n

„Enzoline, ich weiss, dass du mich hörst. Ich sehe es an deiner Ader auf deiner Stirn. Die bekommst du nur, wenn du genervt bist."

Genervt schloss ich meine Augen fester und versuchte, die nervige Stimme von Dean zu ignorieren, der seit gefühlten Ewigkeiten versuchte, mich aus dem Schlaf zu reißen. Seine ständigen Versuche, mich zu wecken, waren völlig unnötig und störend. Seit zehn Minuten hörte ich ihn jammern, seine Stimme eine unaufhörliche Geräuschkulisse, die sich in mein Gehirn brannte. In Wahrheit war es nicht nur Dean, der mich wachhielt, sondern auch die quälenden Bilder in meinem Kopf.

Ich hatte mal wieder die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ständig wurde ich von dem Bild wie Taylor Aurora geküsst hatte, verfolgt. Die Szene hatte sich in meinem Gedächtnis eingebrannt, der mich nicht losließ. War es ihr erster Kuss gewesen? Oder hatte sie bereits andere Männer auf diese Weise berührt? Die Fragen zerrissen mich, ließen mich rastlos und voller Wut die gesamte Nacht nicht schlafen.

Die Gedanken an den Kuss ließen meinen Puls schneller schlagen, mein Herz raste wie wild gegen meine Rippen. Jedes Bild von Taylor, wie er sie gegen ihren Willen gedrückt hatte, versetzte mich in einen unaufhörlichen Sturm aus Zorn und einem dunklen Gefühl, dass ich nicht kannte und auch nicht beschreiben konnte.

„Enzoline, Sonnenschein,
Bringt das Glück ins Herz hinein.
Mit jedem Schritt, so leicht und klar,
Wird jeder Tag wunderbar."

Die Worte drangen durch den Nebel meines unruhigen Halbschlafs. Meine Augen öffneten sich abrupt, und ich starrte verwirrt in die Dunkelheit des Zeltes.
„Hast du gerade... gereimt?" fragte ich, noch immer ungläubig und konnte nicht glauben, wie dieser Typ es geschafft hatte, in die Delta Force rein zu kommen.

„Für dich schreibe ich sogar ganze Gedichte, Enzoline und werde zum Goethe der heutigen Zeit," grinste Dean breit, als wäre er nicht gerade dabei, mir auf die Nerven zu gehen. Ich spürte, wie mein Blutdruck in die Höhe schoss. Genervt griff ich nach meinem Rucksack neben der Liege und zog eine Zigarette heraus. Der Geruch von Tabak beruhigte mich, während ich sie anzündete und den ersten tiefen Zug nahm. Der Rauch füllte meine Lungen und linderte die aufkeimende Wut, die durch Deans unerschütterlich gute Laune hervorgerufen wurde.

„Tu das nie wieder–" setzte ich an, doch Dean unterbrach mich sofort, seine Stimme in einem lächerlichen, übertriebenen Tonfall. „Sonst bring ich dich um," äffte er mich nach. Sein Grinsen wurde noch breiter, während meine Kiefermuskeln sich anspannten. Nicht einmal acht Uhr morgens, und dieser Kerl brachte meinen Puls bereits auf ein ungesundes Niveau. Ich konnte förmlich spüren, wie die Adern an meinen Schläfen zu pochen begannen.

„Alles gut, ich tu es nicht wieder, Kumpel. Aber dennoch muss ich sagen, dass wir dich alle extrem dafür feiern, auch wenn keiner weiß, was deine Intention dahinter war, eine Bombe hochjagen zu lassen," sagte Dean und schaute mich an, als erwartete er, dass ich ihm jetzt für diese absurde Erklärung dankbar wäre.

Ich schnalzte nur laut mit der Zunge, mein Blick hart und abschätzend. Diese Idioten hatten doch tatsächlich die Dreistigkeit zu glauben, dass es mir irgendwie wichtig war, was sie von mir oder meinen Taten hielten? Diese Vorstellung war geradezu lächerlich. Ich inhalierte tief den Rauch und ließ ihn langsam durch meine Nase entweichen, während meine Gedanken wieder zu dem zurückkehrten, was mich die ganze Nacht wachgehalten hatte – der Anblick von Aurora und Taylor, ihre Lippen aufeinandergepresst. Dieser eine Moment, der wie eine klaffende Wunde in meinem Verstand schwelte, brachte meinen Puls wieder zum Rasen.





„Ihr seid für heute fertig, Jungs. Geht euch waschen, ihr stinkt nämlich!" Sam brüllte die Worte mit einer Energie, die uns allen zeigte, dass er keine Widerrede duldete. Der Schweiß klebte an meiner Haut, als ich die Hände auf die Knie stemmte und versuchte, meinen Atem zu beruhigen. Die anderen Soldaten liefen bereits in Richtung der Duschen, ihre Erschöpfung ebenso offensichtlich wie meine eigene. Doch während sie in Gruppen zusammenblieben, spürte ich den nervigen Blick von Dean und James in meinem Nacken.

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