Kapitel 11

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E n z o   H e n i n g t o n

„Überprüfen Sie mein Blut erneut," befahl ich, meine Stimme tief und mit einer bedrohlichen Schärfe, die den Raum erbeben ließ.

Die Krankenschwester, eine kleine, unscheinbare Frau, die ihre Nervosität nicht verbergen konnte, hob den Blick und sah mich mit unsicherem Lächeln an. Ihr zierlicher Körper schien vor Anspannung fast zu beben.

„Mr. Hennington, Sir..." begann sie, ihre Stimme war bemüht, ruhig zu bleiben, doch das Zittern darin war unüberhörbar. „Ich habe Ihr Blut gründlich untersucht. Es befindet sich keinerlei Schlafmittel in Ihrem Blut oder ähnliche Substanzen, die darauf hindeuten, dass Sie die heutige Nacht bewusstlos waren."

„Das kann nicht sein," zischte ich, die Wut in meiner Stimme so unverhohlen, dass sie den Raum mit einer schneidenden Kälte erfüllte. Mein Körper spannte sich an, und ich fühlte, wie sich die Muskeln in meinem Nacken und meinen Schultern verhärteten, als würde die Wut in mir jede Faser meines Seins in einen straffen Knoten ziehen.

„Überprüfen Sie es erneut." Meine Worte waren scharf wie Rasierklingen, jedes einzelne Wort triefte vor gefährlicher Entschlossenheit. „Ich habe die gesamte Nacht geschlafen, ohne aufzuwachen. Ohne auch nur einmal die Augen zu öffnen." Ich trat näher, meine Präsenz bedrängend und einschüchternd. „Das passiert nicht einfach so."

Die Krankenschwester brachte kein Wort heraus, ihre Lippen zitterten, und ich sah, wie sich ihre Augen voller Angst auf meine Hände richteten, die sich in Fäuste ballten, als könnte ich mich jeden Moment auf sie stürzen. Ich konnte spüren, wie meine Geduld auf einem gefährlichen Drahtseil tanzte, bereit, jeden Moment zu reißen.

„Sie verstehen nicht, was das bedeutet," knurrte ich, meine Stimme nur noch ein raues Flüstern, das jedoch vor unkontrollierter Wut kochte. „Ich schlafe nie durch. Nie. Also überprüfen Sie mein Blut, und finden Sie heraus, was zur Hölle da nicht stimmt."

„Ich erwarte ein erneutes Ergebnis bis morgen früh," sagte ich mit einer Stimme, die keine Widerrede duldete. Mein Befehl hallte in dem kleinen Bunker nach, der provisorisch in ein Krankenzimmer umgewandelt worden war. Die Krankenschwester, sichtlich eingeschüchtert, nickte stumm, ihre Hände zitterten leicht, als sie hastig die Proben wieder zusammenpackte.

Mit einem letzten, starren Blick auf sie drehte ich mich um und verließ den Raum. Kaum trat ich hinaus, wurde ich von der heißen, schmirgelnden Luft Afghanistans empfangen. Sie schlug mir wie eine drückende Wand ins Gesicht, und ich zog tief und hastig Luft ein, um den Schock der Kühle abzuschütteln. Der Kontrast zwischen der stickigen Kälte des Bunkers und der sengenden Hitze draußen war fast greifbar.

Schritte hallten auf dem staubigen Boden wider, als ich meinen Weg durch die Basis antrat. Es war kaum zu fassen, dass ich tatsächlich seit Stunden überlegte, was diese Frau mir gegeben haben könnte. Die Vorstellung, dass ich in dieser Nacht so tief geschlafen hatte, war für mich unvorstellbar, ja, fast surreal.

Mein ganzes Leben hatte ich darauf trainiert, in einem Zustand ständiger Wachsamkeit zu verharren. Seit meiner Kindheit war mein Körper darauf konditioniert worden, jede potenzielle Gefahr zu erkennen und darauf zu reagieren. Diese ständige Alarmbereitschaft hatte sich so tief in mein Wesen eingegraben, dass ich nie in der Lage gewesen war, wirklich zu entspannen oder auch nur annähernd tief zu schlafen.

Die Vorstellung, dass ich die gesamte Nacht über wie ein unberührter Anfänger geschlafen hatte, ließ meine Wut brodeln. Vor allem, da ich Aurora somit nicht überwachen konnte.

Die Gedanken, was hätte passieren können, wenn wir von Terroristen überfallen worden wären, schossen mir unaufhörlich durch den Kopf. Die Vorstellung, sie wären in der Dunkelheit hereingekommen und hätten uns überwältigt, während ich reglos und tiefschlafend dalag, war unerträglich.

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