Kapitel 45

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Stunden waren vergangen, seit Enzo das Apartment verlassen hatte, und mit jeder verstrichenen Minute fühlte es sich an, als würde mich die Langeweile verschlingen. Mein Herz schlug unruhig in meiner Brust, als ich beschloss, Lucia anzurufen – meine einzige Rettung vor dem Wahnsinn, der sich langsam in mir breit machte.

„Wie geht es dir, mi Hermosa?" Lucias Stimme klang hell und vertraut, als würde sie direkt in mein Ohr strahlen. Ich konnte mir genau vorstellen, wie sie auf ihrem Bett lag, wahrscheinlich in einen Berg von Decken gehüllt, während eine Serie leise im Hintergrund lief.

„Ach, ich liege gerade nur im Wohnzimmer von Enzo rum und sterbe vor Langeweile," sagte ich mit einem hämmernden Herzen und wartete gespannt auf ihre Reaktion. Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht sofort loszulachen.

Ein ersticktes Geräusch erklang am anderen Ende der Leitung, gefolgt von heftigem Husten. Ich grinste breit, als ich mir ausmalte, wie sie sich wahrscheinlich gerade an ihrer Cola verschluckte.

„Was tust du?!" Ihre Stimme klang verstört, als könne sie nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Die Ungläubigkeit war förmlich durch das Telefon zu spüren.

„Ich liege auf der Couch von Enzo Henington. Kannst du dich noch an ihn erinnern?" Ich versuchte, meine Worte so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, doch innerlich platzte ich vor Vorfreude auf das, was gleich folgen würde.

Ein empörtes Schnaufen erklang, so laut, dass ich mir vorstellte, wie sie vor Wut in ihrem Bett aufsprang. „Wie soll ich mich nicht an diesen Mistkerl erinnern, der meine beste Freundin vor zwei Jahren verletzt hat?!" Lucias Stimme triefte vor Zorn, und ich konnte mir förmlich vorstellen, wie ihr Gesicht vor Empörung rot anlief.

Ich konnte mein Lachen nicht länger unterdrücken. „Was zur Hölle machst du in der Wohnung von diesem verdammten Idioten?" schoss sie mir scharf entgegen. Ihre Worte brannten wie Feuer, doch das machte es nur noch amüsanter.

„Ich bin seine verlobte. Ich bin die Verlobte von Enzo Henington," sagte ich grinsend ins Telefon und hielt den Atem an, gespannt, wie sie darauf reagieren würde. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, bis ich hörte, wie Lucia nach Luft schnappte, als ob sie gerade einen Herzinfarkt erlitten hätte.

Doch bevor sie explodieren oder mir eine Schimpftirade entgegenbrüllen konnte, beeilte ich mich, die Wahrheit nachzuschieben: „Es ist eine Mission, Lucia, beruhig dich!"

„Wie um alles in der Welt kommt es, dass du mit Enzo in einer Mission bist?!" Lucias Stimme war scharf und aufgebracht, während sie am anderen Ende der Leitung förmlich explodierte. Ich konnte förmlich sehen, wie sie sich von ihrem Bett aufrappelte, ihre Augen vor Wut funkelnd, während sie ihre Hände wild gestikulierend durch die Luft schleuderte – typisch Lucia eben.

Ich konnte nicht anders, als laut loszulachen. „Lucia, du machst viel zu viel Drama daraus! Es sind zwei Jahre vergangen." „Drama? Wie soll ich denn nicht ausflippen? Das ist Enzo – der Typ, der damals..."

„...mit einer anderen Frau geschlafen hat und mich so sehr verletzt hat, obwohl wir nie wirklich zusammen waren?" Ich grinste amüsiert in den Hörer und konnte hören, wie Lucia laut schnaufte. „Er hat dich damals verletzt! Da ist es egal, ob ihr zusammen wart oder nicht. Und jetzt bist du in seiner Wohnung? Auf einer Mission? Wie kann das sein?" Ich lachte wieder und versuchte, meine Stimme zu beruhigen. „Lucia, beruhig dich. Ich war einfach jung und hab die Sache viel zu persönlich genommen. Er hat mit einer Frau geschlafen – na und? Wir waren ja nie wirklich ein Paar. Ich hab das alles viel zu ernst gesehen."

Lucia blieb still, als ob sie diese Worte erstmal verdauen müsste. „Und zweitens..." Ich hielt einen Moment inne, bevor ich weitersprach, „er ist nicht nur ein einfacher Soldat."
„Wie bitte?" Ihre Stimme klang jetzt völlig verwirrt. „Enzo leitet die Delta Force." Ich konnte mir vorstellen, wie ihr Kiefer nach unten klappte. „Ja, du hast richtig gehört. Er ist der verdammte Kopf der gesamten Delta Force."
„Was?! Enzo ist..." Sie stotterte vor Unglauben. „Ich dachte, er wäre nur ein normaler Soldat!"
Ich kicherte. „Tja, das dachte ich auch. Also, keine Sorge. Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen, bin ja nicht mehr die alte Aurora von damals."

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