Kapitel 54

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Als wir aus dem Parkhaus traten, spürte ich sofort, wie sich die Dynamik zwischen Enzo und mir verändert hatte. Wir liefen nun nicht mehr Händchen haltend nebeneinander, wie wir es zuvor getan hatten. Stattdessen gingen wir stumm nebeneinander her, die Spannung in der Luft war fast greifbar. Jeder Schritt fühlte sich schwer an, als ob die Distanz zwischen uns gleichzeitig winzig und unüberwindbar war. Diese neue Kälte machte die gesamte Situation noch unangenehmer.

Ich spürte Enzo immer wieder näher an mich treten, besonders wenn uns Männer auf der Straße entgegenkamen. Sein Körper strahlte eine unausgesprochene Warnung aus, eine Art Besitzanspruch, der jeden Mann in unserer Nähe zurückweichen ließ. Doch obwohl er instinktiv den Schutz suchte, den er immer über mich ausüben wollte, machte er keinen ersten Schritt in meine Richtung. Keine Berührung, kein Blick.

Und ich machte ebenfalls keinen. Diesmal nicht.

Ich hatte den ersten Schritt bereits getan, als wir in die Stadt gefahren waren, hatte ihm signalisiert, dass ich bereit war, auf ihn zuzugehen, damit die Mission nicht gefährdet wäre. Doch dieses Mal wollte ich ihm nicht diese Macht geben. Nicht nach allem, was zwischen uns passiert war. Ich wollte, dass er derjenige war, der die Distanz überbrückte, der zeigte, dass er mehr war als nur der harte, unnachgiebige Soldat, der Besitz über mich beanspruchen wollte.

Der kalte Wind zog zwischen uns hindurch, und jeder Schritt brachte uns weiter, aber nicht näher zueinander.

„Worauf hast du Lust?" Enzos tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken, und ich sah ihn überrascht an. Sein plötzliches Interesse, das so beiläufig in die Stille geworfen wurde, ließ mein Herz schneller schlagen. „Wie meinst du das?" fragte ich, meine Wangen wurden heiß, als ich merkte, wie überfordert ich klang. Enzo beobachtete mich, und ich konnte das leichte Schnalzen seiner Zunge hören, ein Zeichen seiner aufkommenden Ungeduld.

Essen, Aurora. Ich meine, was du essen möchtest. Mierda," murmelte er genervt, als ob er sich selbst ärgerte, was mich verlegen den Blick senken ließ. Die Hitze in meinen Wangen wuchs, und für einen Moment konnte ich nichts sagen, weil ich meine eigene Reaktion auf seine Frage so peinlich fand.

„Em... ich weiß nicht," stammelte ich, während ich krampfhaft überlegte und versuchte, die Scham zu unterdrücken, die mich plötzlich übermannte. Es war, als hätte sein simpler Satz etwas in mir ausgelöst, das ich nicht kontrollieren konnte. „Wir könnten... vielleicht das neue spanische Restaurant an der Fifth Avenue ausprobieren?," fügte ich schließlich hinzu, meine Stimme war immer noch etwas unsicher.

Enzo sah mich für einen Moment an, seine dunklen Augen blieben stumm, bevor er kurz nickte. „Ok.," sagte er, seine Stimme war ruhig, aber ich spürte, dass etwas in der Luft zwischen uns schwebte, unausgesprochen und schwer.


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Als wir das spanische Restaurant erreichten, spürte ich sofort die vibrierende Energie im Inneren. Es war gut besucht, und Enzo bemerkte es auch. Ich konnte förmlich spüren, wie seine Anspannung zunahm, als er die vielen Männer im Raum sah. Er trat dicht neben mich, so als wolle er mich unauffällig abschirmen. Doch der erste Schritt, auf den ich hoffte, blieb aus. Er legte seine Hand nicht auf meine Hüfte, obwohl ich wusste, dass er es sonst getan hätte, um seine Dominanz zu zeigen. Stattdessen ließ er es bleiben, und dieser Mangel an Nähe stach mehr, als ich erwartet hatte.

Als wir zur Eingangstür traten, wurden wir von einer atemberaubenden Kellnerin empfangen. Ihre langen, braunen Haare fielen ihr locker über die Schultern, und ihre haselnussbraunen Augen richteten sich sofort auf Enzo. Es dauerte nicht lange, bis sie ihn mit einem Lächeln begrüßte, das viel zu strahlend war, um einfach nur höflich zu sein. Ihre Augen glitten über ihn, als würde sie jedes Detail seines Gesichtes und seines muskulösen Körpers in sich aufnehmen.

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