Kapitel 33

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A u r o r a

Der Flug von Afghanistan nach New York war endlos gewesen. Die Monotonie des Brummens der Motoren hatte sich wie ein schwerer Nebel auf mein Bewusstsein gelegt, während die Gedanken an die letzten Monate in der Militärbasis in meinem Kopf kreisten. In Afghanistan hatte alles chaotisch und lebendig gewirkt, selbst mitten im Konflikt – die Hitze, der Staub, das pulsierende Leben. Doch hier in der Flugzeugkabine fühlte sich alles wie eine dumpfe, erstickende Leere an. Je näher ich dem Boden kam, desto schwerer wurde mein Herz.

Mit Tränen in den Augen starrte ich aus dem kleinen Fenster und versuchte verzweifelt, das Bild von Enzo aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Doch es war unmöglich. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, tauchte sein Gesicht vor mir auf, seine Augen voller Schmerz und das Schweigen, das zwischen uns hing wie ein schwerer, erdrückender Nebel. Er hatte da gestanden, sprachlos und verloren, als wüsste er nicht, was er tun sollte. Ich hatte gemerkt, dass er etwas sagen wollte, dass er kämpfte, um die richtigen Worte zu finden, doch der Kampf war verloren.

Er war so gebrochen, so tief in seinem eigenen Schmerz gefangen, dass er nicht einmal begriff, wie sehr er mich zerbrochen hatte.

Ich wollte ihn nie wiedersehen. Die Enttäuschung über seine Unfähigkeit, über die ihm innewohnende Egozentrik, ließ mich innerlich verrotten. Er war ein narzisstischer Mensch, gefangen in seinem eigenen Universum, in dem nur er zählte, ohne je an die Gefühle anderer zu denken.

Wenn ich ihm doch so egal war, dann hätte er mir niemals das Gefühl geben dürfen, dass ich ihm wichtig war. Die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Momente wurden zu schmerzhaften Erinnerungen an Täuschung. Ich konnte die Wärme seiner Berührung nicht mehr ertragen, die mir einst Sicherheit gegeben hatte. Jetzt fühlte sie sich an wie ein grausamer Scherz, ein falsches Versprechen, das in der kalten Realität zerbrach.

Der Blick aus dem Fenster verwandelte sich in einen verschwommenen Schleier, und ich wünschte mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen, um all die Momente, die er mit seiner Gleichgültigkeit verdorben hatte, ungeschehen zu machen. Doch die Welt drehte sich weiter, und ich blieb hier, gefangen zwischen den Erinnerungen und der Realität, die mir immer wieder ins Gesicht schlug: Enzo war nicht der Mann, den ich geglaubt hatte zu kennen. Er war eine Illusion, die ich mir selbst geschaffen hatte, und ich musste lernen, diese Illusion endlich zu zerstören, um wieder zu mir selbst zu finden.

-

Als das Flugzeug schließlich landete, war es, als wäre mir der letzte Rest Energie aus dem Körper gesogen worden. Die kalte Luft des New Yorker Herbstes schlug mir entgegen, als ich die Passkontrolle hinter mir ließ. Auf dem Weg zur Ankunftshalle suchte mein Blick automatisch nach jemandem, der mich vielleicht erwartete – nach einem vertrauten Gesicht, nach meinem Vater. Doch ich wusste bereits, dass er nicht hier sein würde. Es war immer das Gleiche.

Stattdessen stand da ein Bediensteter in einem perfekt gebügelten Anzug, mit einem Tablet in der Hand, auf dem mein Name in sterilen, schwarzen Buchstaben stand. Sein Gesicht war so ausdruckslos wie die kalten Wände des Hauses, in das ich gleich zurückkehren würde. Ich zwang mich, auf ihn zuzugehen, und ohne ein Wort zu verlieren, führte er mich zum bereitstehenden Auto. Kein „Willkommen zu Hause", kein „Wie war der Flug?". Nur das leise Knirschen der Reifen auf dem Asphalt, als wir durch den Regen in Richtung meines Zuhause fuhren.

Das Anwesen meines Vaters war nicht zu übersehen. Eine gigantische Villa, umgeben von perfekt geschnittenen Hecken und einem endlosen, weißen Kiesweg, der sich wie eine Schlange zum Eingang des Hauses wand. Die Fenster, riesig und makellos geputzt, reflektierten das graue, wolkenverhangene Licht des Himmels. Es war der Inbegriff von Reichtum – kalt, unnahbar und leblos. So prächtig, so gewaltig, dass es jegliche Wärme verschluckte, bevor sie überhaupt die Chance hatte, sich auszubreiten.

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