Kapitel 34

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Mein gesamter Körper spannte sich unwillkürlich an, als die Tür aufging und ich den Geschäftspartner meines Vaters hereinkommen sah – gefolgt von drei weiteren Männern. Doch es war nicht irgendein Geschäftspartner. Nein, er war einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Unternehmer in ganz New York, ein Mann, dessen Name in der Stadt wie ein Donnerschlag hallte. Die Medien berichteten über seine Deals, seine Übernahmen, seine Machtspiele, als wäre er ein Halbgott der Finanzwelt. Er war derjenige, der nicht nur mit Millionen jonglierte, sondern das Leben anderer Menschen in der Hand hatte, wie ein Puppenspieler, der im Schatten die Fäden zog.

Und mein Vater? Er war derjenige, der ihn stets vor Gericht verteidigte, der seine schmutzigen Geschäfte legalisierte, sein Imperium abschirmte. Ich hatte ihn schon oft an der Seite meines Vaters gesehen, in verschwörerischen Gesprächen bei uns im Büro oder bei pompösen Empfängen, wo beide immer wieder dieses selbstgefällige Lächeln trugen, als wären sie unantastbar. Doch jetzt, hier am Tisch, spürte ich eine Kälte in der Luft, die mir die Kehle zuschnürte.

Mein Vater erhob sich von seinem Stuhl, mit dieser erzwungenen Gelassenheit, die er immer zeigte, wenn er jemanden beeindrucken wollte. Sein Lächeln war kalt, fast mechanisch, als er den Unternehmer begrüßte und ihm die Hand reichte. „Ah, schön, dass du es einrichten konntest, Andrés," sagte mein Vater mit einem übertrieben freundlichen Ton, der mir jedes Mal Gänsehaut verursachte.

Ich saß starr da, jede Faser meines Körpers angespannt, als die drei Männer direkt gegenüber von mir Platz nahmen. Die Luft im Raum war schwer, als wäre sie mit unausgesprochenen Worten und unklaren Absichten gefüllt. Mein Atem ging schneller, doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben, obwohl mein Inneres kochte. Mein Puls beschleunigte sich unwillkürlich, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Etwas an dieser Situation stimmte nicht, das spürte ich instinktiv.

Erst jetzt erkannte ich, wer da vor mir saß. Es waren die Söhne von Andrés, dem engsten Geschäftspartner meines Vaters, über die ich schon so viel gehört hatte. Sie waren in der Elite New Yorks berüchtigt, nicht nur wegen ihres immensen Reichtums, sondern auch wegen ihrer skrupellosen Methoden, mit denen sie an die Spitze gekommen waren. Der älteste, dessen Name mir in den Ohren klingelte, war besonders bekannt dafür, jedes Geschäft ohne Rücksicht auf Verluste abzuschließen – jemand, der nie ein Nein  als Antwort akzeptierte.

Er saß in der Mitte und im Gegensatz zu den anderen beiden, die mich kaum beachteten, richtete er seinen Blick direkt auf mich. Seine Augen, dunkel und durchdringend, schienen jede meiner Bewegungen, jede Nuance in meinem Gesichtsausdruck zu studieren. Ich spürte förmlich, wie er versuchte, mich zu durchschauen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich seinen Blick erwiderte, aber ich ließ mir nichts anmerken. Mein Herz pochte schneller, doch ich zwang mich, ihm nicht die Genugtuung zu geben, meine Nervosität zu sehen.

Die beiden anderen Brüder schienen kaum Interesse zu zeigen. Der mittlere Sohn, links von ihm, war in sein Handy vertieft, als wäre das hier nichts weiter als eine lästige Verpflichtung. Er wirkte desinteressiert, seine Kiefer angespannt, als hätte er Wichtigeres zu tun, als an diesem Tisch zu sitzen. Der Jüngste, der rechts saß, blickte ausdruckslos in den Raum, als ob meine Anwesenheit für ihn völlig unbedeutend wäre.

Doch es war der Blick des ältesten Bruders, der mich am meisten traf. Er lehnte sich leicht nach vorne, als wolle er die Distanz zwischen uns verringern, ohne ein einziges Wort zu sagen. Die Spannung zwischen uns wuchs, und ich konnte das leise Summen in meinem Kopf kaum ignorieren. Sein Lächeln war kaum sichtbar, fast ein Zucken der Lippen, aber es sprach Bände – als hätte er schon längst ein Spiel begonnen, von dem ich noch nicht einmal wusste, dass ich darin eine Figur war.

„Aurora, ich möchte dir jemanden vorstellen." Die Stimme meines Vaters brach die Stille, und ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Natürlich wusste ich, wer sie waren, doch mein Vater tat so, als wäre dies ein harmloses Abendessen. „Das sind die Söhne von Andrés."

Dark PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt