Kapitel 65

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Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich den ersten Vertrag in meinen Händen hielt und den Namen Svetlana in großen, eleganten Buchstaben auf der ersten Seite prangern sah. Es fühlte sich an, als würde ein unsichtbarer Schlag auf mein Innerstes einprasseln. Bilder schossen in meinen Kopf, unaufhaltsam und gnadenlos, und vor meinem inneren Auge spielte sich eine quälende Vorstellung ab, wie Enzo mit ihr – dieser Frau, die so vollkommen anders war als ich – jede Grenze überschritt, jede Hemmung verlor. Ein Brennen kroch in meine Brust, unerbittlich und schmerzhaft, und meine Hände verkrampften sich um die Kanten des Papiers, so fest, dass meine Fingerknöchel weiß wurden. Ich spürte, wie meine Knie zu zittern begannen, und ließ mich schwer auf das Bett sinken, kämpfte darum, die Kontrolle zu bewahren.

Ich atmete tief durch, einmal, zweimal, versuchte die wirbelnden Gedanken zur Ruhe zu bringen. Dann zwang ich mich, den Blick wieder auf die Seite zu richten, auf die Worte, die sich nun wie Dolchstiche in meine Seele bohrten, als ich anfing zu lesen.

Der Vertrag war präzise, kalt formuliert, ohne jede Emotion – als hätte Enzo damit nicht eine Affäre, sondern einen Geschäftsdeal abgeschlossen. Jeder Satz, jedes Wort war durchdacht, unpersönlich und distanziert, und doch brachten sie alles in mir zum Beben.

Zweck der Vereinbarung: Die vorliegende Vereinbarung dient der Festlegung der Bedingungen für das sexuelle Verhältnis zwischen Enzo Henington und Svetlana Ivanova. Beide Parteien stimmen ausdrücklich zu, dass die Verbindung keinerlei emotionalen Verpflichtungen enthält und ausschließlich körperliche Bedürfnisse befriedigt.

Als ich den Vertrag weiter durchlas, entfaltete sich eine düstere, beängstigende Welt vor meinen Augen, die mir eine Seite von Enzo zeigte, die ich bis dahin nur geahnt, aber nie in dieser Kälte und Unnachgiebigkeit gesehen hatte. Jeder Satz, jede Klausel im Vertrag war ein grausames Testament seiner inneren Dunkelheit, seiner Sehnsucht nach absoluter Kontrolle, ohne Raum für Nähe oder Zärtlichkeit. Er hatte den Vertrag so gestaltet, dass Svetlana ihm in jeder Hinsicht unterworfen war – eine Puppe, die er nach seinen Regeln kontrollieren und formen konnte, ohne dass sie irgendeinen emotionalen Einfluss auf ihn hatte.

Körperliche Distanz: Svetlana Ivanova hat sich strikt an das Berührungsverbot zu halten. Jegliche Berührung oberhalb der Hüfte, insbesondere am Oberkörper, ist untersagt. Küsse, Zärtlichkeiten oder jegliche Form von Intimität sind verboten. Sie darf während der gesamten Begegnung keinen Versuch unternehmen, Enzo Henington näher zu kommen oder emotionale Nähe zu suggerieren. Ausnahmen sind eismal im Monat gemeinsam Essen zu gehen, in dem jedoch über nichts persönliches gesprochen wird.

Es war nicht nur ein Verbot von Nähe – es war ein brutales Abstreifen jeder Menschlichkeit, eine Anweisung, die Svetlana auf ihre körperliche Funktion reduzierte. Enzo hatte eine Mauer errichtet, die jede Form von Gefühl oder Zuneigung ausschloss. Jede Berührung, die über den reinen Akt hinausging, war für ihn tabu, gefährlich, ungewollt. Das Verbot von Küsse und Zärtlichkeiten verdeutlichte, dass er die Verbindung nur auf einer physischen Ebene zulassen wollte, als ob Zuneigung ihm mehr Angst machte als Gewalt.

Erreichbarkeit und Verfügbarkeit: Svetlana Ivanova ist verpflichtet, rund um die Uhr erreichbar zu sein und auf meinen Befehl sofort zu erscheinen. Sie hat auf Abruf zu stehen, unabhängig von Tages- oder Nachtzeit, und muss sich auf meine Wünsche einrichten, ohne Fragen oder Verzögerungen. Jede Missachtung dieser Regel wird als schwerer Vertragsbruch betrachtet und hat Konsequenzen.

Dieser Abschnitt ließ keinen Zweifel daran, dass Enzo ein absolutes Machtverhältnis verlangte. Sie war für ihn nichts weiter als ein Objekt, das er jederzeit in Anspruch nehmen konnte, wie ein Werkzeug, das keine eigene Willenskraft besaß. Seine Erwartungen waren kompromisslos: Sie hatte sich ihm zu unterwerfen, ohne Einwände, ohne auch nur den geringsten Widerstand. Die Macht, sie jederzeit herbeizurufen, war für ihn ein Symbol totaler Kontrolle, eine Art Besitzanspruch, der jegliche Freiwilligkeit ihrer Seite erdrückte.

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