E n z o H e n i n g t o n„Hey Enzo, wo warst du heute beim Training?" James' Stimme klang übermütig, als er auf mich zugelaufen kam, während ich über die staubige Basis der Delta Force schritt. „Geht dich ein Scheiß an", knurrte ich angespannt und drehte mich nicht einmal um. Jeder Schritt, den ich machte, ließ den Wüstenboden unter meinen Stiefeln knirschen, als ob der Druck in mir das heiße, raue Terrain durchdrang. Mein Puls hämmerte im Einklang mit den Schlägen der Sonne auf meinem Rücken.
„Wohin gehst du, Kumpel? Wir müssen noch zum Schießfeld" James' Stimme war hartnäckig, zu neugierig für meinen Geschmack. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Wut schoss in mir hoch, ungehalten, wild. Ich drehte mich abrupt zu ihm um, packte ihn am Kragen und zog ihn an mich heran, sodass unsere Gesichter nur Millimeter voneinander entfernt waren. „Was geht dich das an, huh? Hör auf, mir auf die Eier zu gehen, James", zischte ich, meine Stimme gefährlich leise, während die Wut wie ein Flächenbrand in mir brodelte. Ich schubste ihn weg, ließ ihn los, als wäre er nichts weiter als ein lästiger Insekt, das mich in einem ungünstigen Moment gestochen hatte.
Alles in mir schrie danach, Aurora aus meinem Kopf zu bekommen. Ihre verdammte Nähe, der Geruch ihrer Haut, ihre weichen Haare, die sich auf meiner Brust gelegt hatten. Und ihre Tränen... Wieso hatte sie ausgerechnet vor mir weinen müssen? Was wollte sie damit erreichen? Meine Faust ballte sich unwillkürlich, die Sehnen meiner Hand spannten sich schmerzhaft an, als ob sie bereit wären, sich in etwas oder jemanden zu vergraben. Diese Frau... sie verwirrte mich, sie machte mich rasend vor Wut.
Was hätte ich ihr sagen sollen? Etwa die Wahrheit, die mich selbst in den Wahnsinn getrieben hatte? Dass ich mit den Kindern der Militärbasis vor Wochen zwei Stunden lang durch die sengende Hitze der Wüste gefahren war, nur um ihre verdammten Lieblingsblumen zu pflücken? Jeder Meter auf dem steinigen Weg war endlos gewesen, der Schweiß hatte mir den Rücken hinuntergeronnen, und dennoch hatte mich dieser verfluchte Gedanke immer weitergetrieben: der Gedanke, dass der süße, vertraute Duft der Blumen sie vielleicht aus ihrem Zustand reißen könnte, dass er etwas in ihr bewegt hätte, was all meine Worte nicht vermocht hatten.
Aber es war nicht nur der Weg, der mich zermürbt hatte, sondern auch die Kinder. Ich hatte sie nicht einfach aus Spaß mitgenommen. Nein, ich hatte sie gebraucht, um etwas über Aurora herauszufinden, irgendetwas, das mir geholfen hätte, nicht komplett den Verstand zu verlieren. Irgendetwas, das mich davon abgehalten hätte, sie ständig vor meinem inneren Auge zu sehen – in jedem verdammten Moment, in dem sie nicht bei mir gewesen war.
Ich hatte gehofft, die Kinder würden mir etwas Schlechtes über sie erzählen. Ich hatte gehofft, sie würden mir sagen, dass sie arrogant war, dass sie sich unnahbar gab, dass sie vielleicht sogar kalt zu ihnen gewesen war. Aber nein. Diese Kinder hatten nur Gutes über sie gesagt, als wäre sie eine Heilige, die alles für sie getan hatte. Jedes ihrer Worte war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, als sie mir erzählt hatten, wie sie sich um sie kümmerte, selbst wenn sie erschöpft und am Ende war.
Was hätte es gebracht, ihr all das zu erzählen? Ihr zu gestehen, dass ich anfangs nur zwei Gänseblümchen pflücken wollte – zwei für die Male, die sie mir das Leben gerettet hatte? Es hatte mir so passend und einfach erschienen, wie eine klare Rechnung: Zwei Blumen für zwei Schulden. Doch als ich dort stand, in der sengenden Wüstensonne, mit dem sandigen Wind im Gesicht und den Kindern, die um mich herumliefen, hatte sich etwas in mir geregt. Zwei Blumen waren zu wenig. Also hatte ich mich für fünf entschieden. Fünf Blumen – eine für jedes verdammte Mal, das ich ihr Leben gerettet hatte, für jedes Mal, dass ich sie aus der Hölle gerissen hatte, die uns alle zu verschlingen drohte. Ich war derjenige gewesen, der ihr Schutz gewährte, der sie vor dem Abgrund bewahrte. Doch was hätte sie davon? Sie war naiv, jung, verwöhnt, und sie konnte unmöglich verstehen, was es bedeutete, hier zu sein, in dieser Hölle, fern von allem, was einem wichtig ist. Wir waren hier, um unser Land zu schützen, um Menschen zu retten. Nicht, um ihr die Liebe zu geben, die ihr verdammter Vater ihr nie geschenkt hatte.
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Dark Passion
RomanceEnzo Henington ist der beste Soldat seiner Delta Force-Einheit. Mit 28 Jahren hat er sich durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten im Kampf und seine unerschütterliche Disziplin den Respekt aller erarbeitet. Eiskalt, unberechenbar und ernst - so ke...