Kapitel 12

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A u r o r a   L ó p e z

„Du willst mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass das stimmt," lachte Lucia, ihr Blick so skeptisch, dass er mich durchbohrte wie ein glühendes Eisen. Sie musterte mich mit einem spöttischen Lächeln, als könne sie sich nicht vorstellen, dass auch nur ein Wort von dem, was ich gesagt hatte, wahr sein könnte. „Warum schämst du dich so sehr, zuzugeben, dass du mit Enzo – deinem Retter Enzo – dein erstes Mal hattest? Es war doch offensichtlich, mi Hermosa."

Lucia setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schultern, als wolle sie mich mit ihrer Wärme in ein Geständnis locken. „Verdammt, ihr beide seht zusammen so heiß aus... ich weiß nicht wer heißer ist, du oder dieser riesige Eisklotz," schwärmte sie, und ihre Worte ließen meine Wangen sofort in einem leuchtenden Rot erglühen. Verlegen senkte ich den Blick und starrte auf den Boden, als könnte der staubige Zeltboden mir irgendwie helfen, meine Fassung zurückzugewinnen.

„Das ist aber die Wahrheit," stammelte ich schließlich, mein Herz begann wild in meiner Brust zu hämmern, als die Erinnerung an den Morgen zurückkehrte. „Wir waren nur halbnackt, weil ich Fieber hatte, und er versucht hat, mich mit seiner Körperwärme aufzuwärmen."
Die Worte kamen schnell und unsicher über meine Lippen, und ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen schoss, als ich daran dachte, wie nah ich heute Morgen an Enzo gelegen hatte. Er hatte mich so fest an sich gedrückt, als wäre ich das Einzige, was ihn in dieser kalten, erbarmungslosen Welt warm halten konnte. Und doch wusste ich, dass es nichts weiter als ein Zufall gewesen war, ein instinktives Handeln, denn Enzo war ein eiskaltes Arschloch, das keine Emotionen zeigte – schon gar nicht für mich.

Lucia zwinkerte mir zu und erhob sich mit einem zufriedenen Lächeln. „Alles klar, dann glaube ich dir jetzt einfach mal," sagte sie in einem Ton, der andeutete, dass sie mir kein Wort glaubte, sich aber entschied, das Thema fallen zu lassen. Meine Schultern sanken vor Erleichterung, und ich atmete tief durch, froh, dass sie nicht weiter nachhakte.

„Was ziehst du heute zur Party an?" fragte Lucia neugierig, während sie zu ihrem Koffer hinüberging, der in der Ecke des Zeltes auf dem harten Boden lag. Sie schien schon Pläne zu schmieden, bevor ich überhaupt antworten konnte. „Ich will heute verdammt gut aussehen, also muss ich mir etwas von dir leihen," sagte ich mit einem breiten Grinsen, und ein Hauch von Aufregung durchzuckte mich, als ich von der Liege aufstand und langsam zu ihr hinüberging. Ihre Augen funkelten verschmitzt, als sie mich ansah, und ich konnte das freche Grinsen, das auf ihren Lippen spielte, kaum ignorieren.

„Da will anscheinend jemand eine gewisse Person eifersüchtig machen," neckte sie, ihre Stimme triefend vor Belustigung.

Ich konnte nicht anders, als zurückzulächeln, auch wenn meine Antwort fest und entschlossen klang. „Enzo hat keinerlei Gefühle in sich, Lucia. Somit könnte ich ihn auch niemals eifersüchtig machen." Die Worte kamen mir leicht über die Lippen, aber tief in meinem Inneren spürte ich ein unangenehmes Ziehen. Ich wollte es nicht zugeben, nicht einmal vor mir selbst, aber der Gedanke, Enzo könnte auf mich achten, auf eine Weise, die über das hinausging, was er für seine Kameraden empfand, ließ mein Herz schneller schlagen.

Lucia hob eine Augenbraue, während sie sich durch ihren Koffer wühlte, ihre Finger tastend nach dem perfekten Outfit suchend. „Das werden wir noch sehen," murmelte sie mit einem vielsagenden Lächeln, als sie schließlich ein Kleid hervorholte und es gegen mich hielt. „Aber bis dahin, lass uns dafür sorgen, dass du heute Abend allen den Atem raubst – egal, ob Enzo es zu schätzen weiß oder nicht."

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Mit pochendem Herzen stand ich vor Lucia, deren Augen sich vor Staunen weiteten, als sie mich von Kopf bis Fuß musterte. Ihre Worte schienen mir durch den Kopf zu schwirren, als hätte sie eine Bombe platzen lassen. „Heilige Mutter Maria, ich glaube, ich bin lesbisch..." flüsterte sie, ihre Stimme voller Bewunderung und Ungläubigkeit.

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