Kapitel 64

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Mein Herz raste, als ich Enzo im Raum erblickte, seine Augen auf meinen tränenverschmierten Gesichtszügen. Trotz meiner verzweifelten Versuche, die Tränen zu verbergen, analysierte er jedes Zucken in meinem Gesicht, jedes Anzeichen meiner Verletzlichkeit. Sein Blick wurde immer dunkler, und sein Kiefer mahlte, während seine Zunge unruhig schnalzte. Langsam wanderte sein Blick von mir zu meinem Vater, der mit unverhohlener Wut zu mir herübersah und Enzo völlig ignorierte, als ob er nicht einmal eine Sekunde seiner Aufmerksamkeit wert wäre.

„Enzo...", flüsterte ich leise, meine Stimme bebte vor Sorge. Die Angst, dass Enzo etwas Unüberlegtes tun könnte, pochte in meinem Kopf wie ein dunkler Takt, eine bedrohliche Vorahnung.

„Wieso weint meine Frau, huh?", fragte Enzo, seine Stimme ruhig, aber so schneidend, dass ich das Knistern der Spannung im Raum förmlich spüren konnte. Er trat vor meinen Vater und zwang ihn so, den hasserfüllten Blick von mir zu nehmen. Stattdessen sah mein Vater Enzo nun mit einer Verachtung an, die seine Augen verengte, seine Stirn in harten Falten liegen ließ. Mit einem arroganten Schnauben zog er die Brauen hoch und sah Enzo an, als wäre er ein unbedeutendes Staubkorn auf seinem Weg.

„Meine Tochter weint, weil ich sie anscheinend zu einer ungezogenen Göre erzogen habe," zischte mein Vater, jedes Wort ein giftiger Pfeil, „die glaubt, sie könnte ihren Vater in der Öffentlichkeit bloßstellen, indem sie sich in einem verdammten BH zeigt. Lächerlich." Seine Stimme war voller kalter, scharfer Verachtung. „Aber das wundert mich nicht. Sie hat sich ja auch für Sie entschieden. Einen einfachen Soldaten."

Seine Worte trafen mich wie ein Messer. Mein Herz schien in tausend Stücke zu zerspringen, die Schmerzen gruben sich tief in meine Brust, als die Tränen erneut aufstiegen. Ein leises Schluchzen entfuhr mir, und sofort schoss Enzos Blick zurück zu mir. Sein Gesicht war bis zum Äußersten angespannt, und seine Augen fixierten meine Tränen wie eine Flamme, die sich an ihnen nährte. Sein Atem wurde unruhig, schwer, als ob er kurz davor wäre, die Kontrolle völlig zu verlieren.

Ich sah ihn unter Tränen an und schüttelte langsam meinen Kopf. Mit stummen Lippen formte ich die Worte: „Bitte, tu das nicht." Sein Blick blieb auf meinen Lippen hängen, ein Funkeln in seinen Augen, das mir zeigte, wie sehr er sich an meine Bitte klammerte, wie schwer ihm die Selbstbeherrschung fiel. Für einen Moment blieb er reglos, seine Augen wurden weich, dann schloss er sie und nickte kurz, wie um den inneren Sturm zu besänftigen.

Ohne ein weiteres Wort trat er auf mich zu und packte sanft, aber fest meine Hand. Sein Griff war stark und bestimmt, eine beruhigende Mischung aus Schutz und Kontrolle. Er zog mich an sich, seine Arme schützend um mich gelegt, und legte eine Hand über meine Hüfte, während er mit der anderen sanft die Tränen von meinen Wangen wischte. Der zärtliche Druck seiner Berührung ließ mich für einen Moment die Kälte und Härte meines Vaters vergessen. Seine Wärme schien wie ein unsichtbarer Schild um mich zu legen.

Enzo hielt mich fest in seinen Armen, ließ mich nicht los, als er seinen Blick wieder auf meinen Vater richtete. Sein Gesicht war ein stahlharter Ausdruck der Entschlossenheit, und die Spannung in seinem Körper sagte mir, dass er keinen Zentimeter zurückweichen würde – dass er bereit war, mich gegen jede Bedrohung zu verteidigen, selbst wenn das bedeutete, dem Mann gegenüberzutreten, der mich zur Welt gebracht hatte.

„Sie können Ihrer Tochter dankbar sein, dass ich Sie nach diesen Worten nicht..." Enzos Stimme brach ab, und sein Kiefer mahlte vor Wut, als er versuchte, seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und der Raum schien sich für einen Moment vor Spannung zu krümmen. Die Wut in seinen Augen war unübersehbar, ein loderndes Feuer, das sich kaum zügeln ließ.

Mein Vater hob eine Augenbraue, sein Blick voll provokanter Kälte. „Was denn, Mr. Henington? Wollen Sie mir etwa drohen?" Seine Stimme triefte vor Arroganz, als er Enzo musterte, als ob er ihn für bedeutungslos hielt.

Dark PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt