Kapitel 32

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E n z o    H e n i n g t o n

„Was hast du getan? Was hast du getan, dass du den glücklichsten Menschen, den ich kenne, so gebrochen hast, dass sie selbst ihre größte Leidenschaft, anderen Menschen zu helfen, zerstört hast? Sag es mir, bevor ich dich töte!"

Lucias Schreie hallten durch die Luft, während sie auf mich zurannte. Ihre Augen glühten vor Wut, ihre Fäuste flogen unkontrolliert auf mich zu, als sie gegen meine Brust schlug – immer wieder, härter und verzweifelter. Ich spürte den Schmerz, doch ich machte keine Anstalten, sie davon abzuhalten. Jede Bewegung, jeder Schlag traf mich wie eine Welle, aber ich stand einfach da, stumm, ohne Gegenwehr.

Die anderen um uns herum starrten mit entsetzten Blicken, unfähig, etwas zu tun. Es war, als wäre die Welt um uns in Zeitlupe verfallen, alle beobachteten, aber niemand wagte einzugreifen. Sie wussten, dass ich das hier sofort beenden könnte, wenn ich es wollte. Aber ich wollte nicht. Lucias Schmerz war wie ein Echo meines eigenen.

„Rede! Rede endlich!" Ihre Stimme brach in einem verzweifelten Schluchzen, während sie mich flehentlich ansah. Ihre Tränen liefen unaufhörlich über ihr Gesicht, doch ich brachte kein einziges Wort heraus. Seit dem Moment, als Aurora den Flieger bestiegen hatte, war ich in einer stummen Leere gefangen. Ich hatte nichts gesagt, nicht geschlafen, nicht nachgedacht. Die ganze Nacht hatte ich allein in der Wüste verbracht, versucht, diese unbändige Wut, die mich wie ein Schatten verfolgt hatte, zu bekämpfen. Ich hatte stundenlang geboxt, bis meine Knöchel bluteten, doch nichts hatte diese brennende Wut in mir gelöscht. Sie wuchs nur weiter, schloss mich ein, verschlang mich, da ich nicht verstand, wieso sie abgereist war.

Lucias Fäuste schwächten sich allmählich ab, ihre Schläge wurden weniger kraftvoll, als sie schließlich erschöpft stehen blieb. Ihre Brust hob und senkte sich heftig, die Tränen ließen sie förmlich zittern. Doch ich sagte nichts. Kein Wort kam über meine Lippen.

„Was ist hier los?" Die tiefe Stimme von Dean durchbrach die Stille. Er kam auf uns zu, und Lucias Kopf schnellte herum. Ihre Augen loderten erneut, und sie zeigte mit einem zitternden Finger auf mich.

„Dein verdammter Freund hat meine beste Freundin verletzt! So sehr, dass sie sogar vorläufig den Einsatz beendet hat!" Lucias Stimme wurde immer lauter, immer verzweifelter, als der Zorn sie erneut übermannte. „Ich werde ihn töten! Für jede einzelne Träne, die sie wegen ihm vergossen hat!"

Ihr Schrei durchbrach die Luft, ließ alles um uns herum erzittern. Doch ich blieb reglos, meine Mimik unverändert. Die Wut, die ich in mir trug, war wie ein fest verschlossener Knoten, den ich nicht lösen konnte.

„Ich habe wirklich gut von dir gedacht! Ich habe wirklich gedacht, dass Aurora endlich das bekommt, was sie verdient!" Lucia weinte, schlug wieder auf mich ein, doch ich ließ es geschehen. Die Welt um mich herum verblasste, und alles, was blieb, war die Wüste, die Leere und die unausgesprochene Wahrheit, die wie ein Schatten über uns lag.

„Hör auf, Lucia", sagte Dean und schob sich zwischen uns, seine Stimme ruhig, aber eindringlich. Doch ich hielt ihn mit einem kurzen Blick auf. „Lass sie," flüsterte ich rau und leise, meine Kehle wie zugeschnürt. „Wenn es ihr hilft, soll sie mich den Rest des Tages schlagen."

Lucia fixierte mich mit brennenden Augen. „Ich will Antworten, Enzo! Was hast du Aurora angetan?" Ihre Stimme bebte vor Zorn, und sie stieß Dean mit aller Kraft beiseite. „Lass uns in Ruhe, Dean! Es geht dich nichts an", schrie sie wütend, was Dean nur den Kopf schütteln lies, als würde er das nicht gutheißen. Sie stellte sich direkt vor mich, so nah, dass ich ihren heißen Atem spüren konnte, ihre Verachtung schien die Luft zwischen uns zu vergiften.

Dark PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt